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Interview
Dieter Michelson, Geschäftsführer des Auktionshauses Heinrich Köhler GmbH & Co. KG, berichtet über die Entwicklung der Philatelie.
Worin besteht die Faszination von Briefmarken?
Diese kleinen Stückchen Papier erzählen die Geschichte von Ländern, Kulturen und vielem mehr. Auch über politische Veränderungen, etwa Kriege, die Grenzverschiebungen herbeigeführt haben. Sie erzählen, wie sich Herrscherhäuser über Generationen entwickelt haben.
Hat sich das Interesse der Sammler an Briefmarken gewandelt?
Als sich das Hobby in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts zu entwickeln begann, stand die reine Briefmarke im Vordergrund. Seit dem Zweiten Weltkrieg interessieren sich Sammler jedoch zunehmend für komplette Briefe – also mit Marke, Stempel des Absenders, Transitstempeln, Ankunftsstempel. Sehr gefragt sind sogenannte Faltbriefe, von denen nicht nur die Hülle existiert, sondern auch der Inhalt. Etwas über Absender und Empfänger erfahren zu können, das begeistert heute die Sammler.
Die Geschichte hinter der Marke also?
Genau das ist es. Das Stichwort heißt „social philately“, Gesellschaftsphilatelie. Darin sehen wir die Zukunft des Hobbys. Im Zentrum steht nicht mehr allein das Stück als solches. Es geht um alles, was noch daran hängt.
Was heißt das für Unternehmen wie Ihres?
Als Anbieter müssen wir schon im Vorfeld einiges an Forschungsarbeit leisten. Wir müssen die Arbeit, die der Sammler später weiterführt, vorbereiten, damit die Kunden sehen, dass ein angebotenes Stück tatsächlich den Kauf lohnt und zu weiteren Forschungen einlädt.
Das Internet hilft dabei?
Heute sind vor jeder Auktion sämtliche Stücke auf der Webseite des Veranstalters zu besichtigen. Das gibt Interessenten die Möglichkeit, auch selber vor dem Termin zu recherchieren. Zudem erweitert das Netz den Kreis möglicher Besichtiger, und wir können für unsere Einlieferer attraktivere Preise in der Auktion erzielen.