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Postgeschichte: Am Anfang war Franz von Taxis

Briefmarken gibt es in Deutschland seit knapp 170 Jahren, die Post aber schon sehr viel länger. Denn seit Anfang des 16. Jahrhunderts hatte die Familie von Taxis dieses Geschäft als Monopol aufgebaut. Aber erst rund um die Reichsgründung 1870/71 entstand Schritt für Schritt eine zentral organisierte Postdienstleistung.

Wenn der Postillion einen Ort erreichte, gab er per Horn seine Ankunft bekannt. Der auf diesem kolorierten Holzschnitt dargestellte Postreiter – der „westfälische Friedensbote“ – stammt aus einem Flugblatt, das 1648 vom Ende des Dreißigjährigen Kriegs berichtete.

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Als 1849 der „Schwarze Einser“ auf den Markt kam, war der Briefverkehr als Massendienstleistung schon fast dreieinhalb Jahrhunderte alt. Seine Geschichte begann 1505 in Brüssel mit einer Vereinbarung zweier ungleicher Partner. Auf der einen Seite Philipp der Schöne von Habsburg, jugendlicher König Spaniens, der als Sohn Kaiser Maximilians I. auch dessen niederländische Besitzungen regierte. Auf der anderen der Spross einer aufstrebenden Unternehmersippe, Franz von Taxis, dessen Familie bereits seit 1490 für Maximilian den Kurierdienst zwischen dessen weitverstreuten Ländern versah.

Die " Magna Charta des Postwesens"

Der Pakt mit dem Haus Habsburg bescherte Franz den Titel eines „Hauptpostmeisters“ und eine feste Grundvergütung. Im Gegenzug verpflichtete er sich, einen ständigen Stafettenbetrieb mit festen Zeiten auf bestimmten Strecken einzurichten. Ein Brief von Brüssel nach Innsbruck durfte im Sommer nicht länger als fünf, im Winter höchstens sechs Tage unterwegs sein.

Es war indes eine andere Besonderheit, die dem Vertrag von 1505 das Etikett „Magna Charta des Postwesens“ eintragen sollte: Erstmals war es nicht mehr ausdrücklich vorgeschrieben, allein die Korrespondenz des Monarchen zu befördern. Franz von Taxis durfte auch Privatkunden bedienen; einer der ersten war der Augsburger Bankier Anton Welser.

Zwei kaiserliche Postboten in Augsburg im Jahr 1755

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Post für ganz Europa

Damit war das Fundament gelegt, auf dem die späteren Fürsten von Thurn und Taxis 362 Jahre lang ihren Reichtum mehrten. Dank habsburgischer Protektion wuchs ihre Firma im 16. Jahrhundert zu einem europaweit vernetzten Konzern heran.

Kaiser Rudolf II. verlieh 1595 dem Privatunternehmen der Taxis die amtlichen Weihen einer „Reichspost“ und dem Firmenchef den Titel „Reichsgeneralpostmeister“. Dessen Geschäft ruhte auf drei Säulen: Briefbeförderung, Personentransport, Herausgabe von Zeitungen. Unternehmenssitz war seit Anfang des 17. Jahrhunderts die deutsche Wahl- und Krönungsstadt Frankfurt, wohin 100 Jahre später auch die fürstliche Familie aus Brüssel ihre Residenz verlegte.

Mit dem Untergang des Alten Reiches 1806 war es um das Postmonopol der Thurn und Taxis ebenfalls geschehen. Ihrem Unternehmen war indes im Deutschen Bund des 19. Jahrhunderts noch eine Gnadenfrist beschieden. Zwergstaaten wie das Herzogtum Nassau oder die Fürstentümer Hohenzollern-Sigmaringen und Lippe-Detmold mochten sich keine eigene Post leisten und nahmen weiterhin dankbar ihre Dienste in Anspruch.

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