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Tropischer Regenwald: Artenvielfalt pur
Wo wächst tropischer Regenwald?
Tropischer Regenwald wächst rund um den Äquator bis etwa 6 ° nördlicher und südlicher Breite. Es gibt drei große Gebiete mit tropischem Regenwald: das tropische Amerika, das Zentrum Afrikas einschließlich Teilen Madagaskars sowie Südostasien von Indien über Malaysia bis nach Nordost-Australien.
Am weitesten hat sich der Regenwald in Südamerika ausgebreitet, wo er im Andenvorland bis auf 25 ° südlicher Breite vordringt. Der Regenwald des Amazonasbeckens stellt mit 4,7–6 Mio. km² die weltweit größte Waldfläche. Im äquatorialen Ostafrika ist es dagegen aufgrund der großen indischen Monsunzirkulation zu trocken für den Regenwald.
Tropischer Regenwald benötigt das immerfeuchte Klima der inneren Tropen. Dort ist auch der kälteste Monat noch über 18 °C warm. Es gibt keine ausgeprägten Unterschiede zwischen den mittleren Monatstemperaturen, dagegen schwanken die Temperaturen im Laufe eines Tages teils erheblich. Regen fällt das ganze Jahr über, meistens mehr als 1500 mm.
Warum sind Regenwälder so artenreich?
Flora und Fauna des tropischen Regenwaldes konnten sich seit dem Tertiär (vor 65–1,8 Mio. Jahren) bei optimalen Klimabedingungen entwickeln. Dagegen ist die Artenvielfalt in Europa bis heute relativ gering, da sich die meisten Pflanzen während der letzten Eiszeit in wärmere Gebiete zurückgezogen haben und erst seit 20 000–10 000 Jahren ihren Lebensraum »zurückerobern«. Während in Mitteleuropa 2700 Arten von Gefäßpflanzen bekannt sind, wachsen alleine in der artenreichen Inselwelt Indonesiens 45 000 verschiedene Pflanzenarten, darunter 3000 Baumarten.
Die üppige Vegetation des tropischen Regenwaldes besteht aus immergrünen Pflanzen, die das ganze Jahr über Blätter tragen. Sie umfasst aber nicht nur Bäume, sondern auch Sträucher, Palmen, Farne, Orchideen, Kräuter und viele andere Pflanzen, die auf-, neben- und übereinanderwachsen.
Im mittelamerikanischen Staat Panama, zu großen Teilen von Regenwald bedeckt, brüten 890 Vogelarten – im über viermal so großen Deutschland sind es nur rd. 250. Auf der südostasiatischen Insel Borneo haben Zoologen auf nur 19 Baumkronen 2000 Käferspezies entdeckt. Das ist etwa ein Viertel der Artenanzahl, die bislang in ganz Mitteleuropa entdeckt worden ist.
Beherrschen bestimmte Pflanzen den Dschungel?
Nein, die Artenvielfalt bewirkt, dass sich keine der vorkommenden Arten in den Vordergrund drängen kann. Auf einer Fläche von 1 ha wachsen durchschnittlich 100–150 Bäume mit einem Stammdurchmesser von mindestens 25 cm. Doch jede Art ist mit nur einem bis drei Exemplaren vertreten. Das ist einer der Gründe dafür, dass eine rationelle Holznutzung der Regenwälder kaum möglich ist und Edelhölzer einzeln aus den Wäldern geschlagen werden müssen.
Haben tropische Bäume Jahresringe?
Nein, denn es gibt keinen jahreszeitlichen Rhythmus, den Jahresringe in den Stämmen der Bäume anzeigen könnten. In außertropischen Gebieten entstehen während des stärksten Wachstums im Frühling bzw. in der Regenzeit weite Holzzellen, während die Zellen im Sommer bzw. in der Trockenzeit engmaschig sind. In den Tropen ist das Klima ganzjährig feuchtwarm, und die Stämme wachsen regelmäßig.
Durch die fehlende Jahresrhythmik des Klimas ist weder das Wachstum noch der Laubfall auf bestimmte Jahreszeiten beschränkt. Dennoch weisen die Pflanzen häufig einen bestimmten Wachstumsrhythmus auf, der von Art zu Art – und oft auch bei Pflanzen derselben Art – variiert. Das Laub der »immergrünen« Bäume wechselt regelmäßig, doch kann diese Periode zwischen sechs und 32 Monaten schwanken. Die Ruheperiode, während der der Baum kahl steht, dauert einige Wochen bis Monate an. Manche Arten werfen ihr Laub erst dann ab, wenn sich bereits neue Blätter entwickelt haben.
Wann blüht es im Regenwald?
Im Regenwald blüht es das ganze Jahr über. Auch das liegt an den ganzjährig gleich bleibenden Klimaverhältnissen; die Blütezeit ist im Regenwald nicht wie in anderen Klimazonen von wechselnden Tageslängen und Temperaturen abhängig. Häufig treten am gleichen Baum Blüten und Früchte nebeneinander auf.
Die Bestäubung und die Verbreitung der Samen erfolgt fast ausschließlich über Tiere. Während in den höheren Baumschichten neben Insekten überwiegend Vögel die Samen verbreiten, sind es in den tieferen Baumschichten Fledermäuse und die mit ihnen eng verwandten Flughunde. Letztere verdanken ihren Namen ihrem hundeähnlichen Kopf. Tagsüber hängen sie kopfunter an Ästen, nachts begeben sie sich auf Nahrungssuche.
Warum kippen die Baumriesen nicht um?
Damit die teils über 60 m, selten auch einmal 100 m hohen Regenwaldbäume nicht umkippen, entwickeln sie strebenähnliche Brettwurzeln. Die Hauptwurzeln der Bäume wachsen statt in die Tiefe zur Seite; auf der Oberseite der Wurzeln ist das Wachstum stärker als auf der Unterseite. Dadurch bilden die horizontal vom Stamm abgehenden Wurzeln bis zu 9 m hohe Streben, die sich schräg zum Stamm hinaufziehen.
Das sehr flache Wurzelsystem der Tropenbäume ist kein Hindernis bei der Nährstoffaufnahme: Die den Wurzeln aufsitzenden Mykorrhizapilze arbeiten so effektiv, dass sie bereits in geringer Tiefe alle aus der Laubstreu freigesetzten Mineralsalze aufnehmen.
Was sind Stockwerke im Regenwald?
Damit werden Bereiche verschiedener Lichtintensität bezeichnet, die vor allem für das Wachstum der Bäume wichtig sind. Es gibt drei Kronenstockwerke in durchschnittlich 10 m, 25 m und 40 m Höhe. In der unteren, sehr dichten Schicht bilden die Bäume schmale Kronen mit spindel- bzw. kegelförmigem Bau, die die schmalen Lichtschneisen optimal ausnutzen können. Die mittleren und oberen Kronenschichten sind dagegen lückenhaft und bilden meistens weit gespannte Schirmkronen.
Das Sonnenlicht kann das untere Stockwerk kaum durchdringen: Nur noch 0,1–0,5 % des Lichtes gelangen auf den Waldboden. Jungbäume und Sträucher wachsen deswegen rasch in die Höhe, um vom lebensnotwendigen Licht zu profitieren. Moose und niedrige Pflanzen gibt es im Dschungel kaum.
Weshalb sind tropische Samen so groß?
Die dicken Samen der tropischen Pflanzen bergen reichlich Reservestoffe, welche die jungen Pflanzen zum Wachsen benötigen. In anderen Wäldern erzeugen Jungpflanzen die benötigten Stoffe durch Photosynthese. Doch im tropischen Regenwald kann das dafür erforderliche Sonnenlicht nicht bis zum Boden durchdringen. Junge tropische Bäume können daher die lebensnotwendige Photosynthese erst durchführen, wenn sie mit ihren Spitzen das Sonnenlicht erreichen. Daher »ernähren« sie sich möglichst lange von den im Samen gespeicherten Reservestoffen.
Übrigens: Damit die Pflanzen möglichst rasch in die Höhe wachsen, wird das Wuchshormon Auxin aktiviert. Volle Sonnenstrahlung deaktiviert dieses Hormon. Diese Reaktion ist auch für das geringe Pflanzenwachstum in den strahlungsreichen Höhen der Gebirge oberhalb der Waldgrenze verantwortlich.
Wieso trägt der Kakaobaum seine Blüten am Stamm?
Die Stammblütigkeit, die sog. Kauliflorie, die bei vielen tropischen Bäumen der unteren Baumschicht auftritt, lockt Fledermäuse und Flughunde an, die sich auf dem Stamm und den dicken Ästen eher niederlassen können als auf dünnen Zweigen. Dadurch besitzt der Kakaobaum einen Vorteil bei der Verbreitung seiner Samen. Die kleinen, unscheinbaren Blüten des Kakaobaums entwickeln sich aus ruhenden, teilweise schon vor vielen Jahren angelegten Knospen im Stamm. Aus den Blüten bilden sich große rote Früchte, in deren Fruchtfleisch die Kakaobohnen eingebettet sind. Fledermäuse und Flughunde fressen diese Früchte; durch den Kot der Tiere gelangen die Samen in den Boden.
Welche Pflanzen können klettern?
Lianen. Als schnellwüchsige Kletter- und Schlingpflanzen erreichen sie rasch die gut belichteten höheren Vegetationsstockwerke. Dazu klammern sich die Pflanzen mit Ranken und Haftwurzeln an Baumstämmen fest. Lianen bauen erst dann festes Stützgewebe auf, wenn sie genügend Licht erreicht haben, um eine Laubkrone auszubilden. Nährstoffe und Wasser erhalten Lianen über ihre Wurzeln aus dem Boden.
Welche Pflanzen brauchen keine Erde?
Epiphyten sitzen anderen Pflanzen auf und beziehen die lebensnotwendigen Nährstoffe und das Wasser aus der Luft. Diese aufsitzenden Pflanzen nutzen andere Pflanzen lediglich als Stütze, ihren Wasser- und Nährstoffbedarf decken sie aus dem Regen. Dazu verfügen sie über speziell ausgebildete Wurzeln und Blätter.
Manche Orchideenarten bilden frei herabhängende Luftwurzeln mit großen, toten Zellen, die das Regenwasser regelrecht aufsaugen. Bei der Familie der Ananasgewächse sind die Blätter mit Saugschuppen besetzt, die bei Benetzung mit Regenwasser aufquellen. Einige Pflanzen bilden zusätzlich mit ihren rosettenartig angeordneten Blättern einen Trichter, in dem sich das Regenwasser sammelt.
Übrigens: Im Gegensatz zu den Epiphyten zählen die sog. Hemi-(»Halb«-)-Epiphyten zu den Parasiten. Sie benutzen einen Baum als Stütze, um ihn nach Ausbildung genügender Stelzwurzeln zu »erdrosseln«.
Wie haben sich die Tiere an das Leben im Regenwald angepasst?
Die schlechten Lichtverhältnisse und die vorherrschende Windstille haben den Seh- und Geruchssinn vieler Tiere eingeschränkt; das Gehör ist im Dschungel das wichtigste Sinnesorgan. Um die dichte Waldformation durchqueren zu können, verfügen Tiere wie Tapire, Leguane und Schlangen über einen glatten oder keilförmigen Körperbau. Andere Tiere wie Elefanten und Nashörner durchbrechen den Urwald mit ihren massigen Körpern. Affen, Laubfrösche und Geckos gehören zu den Kletterern des Regenwaldes. Viele Tiere fliegen oder gleiten zwischen den Bäumen hin und her. Zu diesen sog. Flugspringern zählen u. a. Flugfrösche und Flughörnchen.
Wie die Pflanzenwelt siedelt sich auch die Tierwelt in verschiedenen Stockwerken an. Besonders dicht bewohnt sind die höheren Stockwerke des Regenwaldes. Dort tummeln sich neben Vögeln und Insekten auch Affen und Halbaffen, Faultiere, Baumschliefer und sogar baumlebende Kängurus.
Ist Tropenholz gutes Nutzholz?
Ja. Gerade wegen seiner wertvollen Hölzer wird der Regenwald abgeholzt. Da aber die Artenvielfalt so groß ist, werden bei der Gewinnung der gefragten Hölzer weite Teile des Waldes beeinträchtigt. Das Fällen eines einzigen Mahagonibaums zerstört durchschnittlich 27 weitere Bäume, die z. B. ihren Lebensraum im Schatten des Mahagonibaums verlieren.
Mit der Rodung werden Straßen und Verbindungswege durch den Wald angelegt, um auf ihnen das Holz zu Sägewerken transportieren zu können. Entlang den Transportschneisen arbeiten sich die Holzfirmen weiter in den Wald vor, um auch minderwertige Bäume schlagen zu können. Gleichzeitig siedeln sich Kleinbauern an, die für ihre Parzellen den Wald weiter roden. Im größeren Maßstab machen dies auch Großgrundbesitzer, die den Regenwald in Weidegebiete oder Plantagen für Weltmarkterzeugnisse verwandeln. Etwa ein Viertel der weltweiten Kaffeeproduktion wächst bereits heute auf brasilianischen Plantagen. Weitere wichtige Anbauprodukte in den ehemaligen tropischen Wäldern sind Zuckerrohr und Bohnen. Auch der Gewinnung von Rohstoffen fallen große Regenwaldgebiete zum Opfer.
Wussten Sie, dass …
die Hälfte aller lebenden Arten im Regenwald vorkommt, obwohl dieser nur 7 % der gesamten Landfläche bedeckt?
allein in Brasilien pro Jahr über 25 000 km² Regenwald, also annähernd die Fläche von Belgien, vernichtet werden?
durch die Zerstörung des Regenwaldes jedes Jahr mindestens ein Viertel des Kohlendioxids, das die Menschen produzieren, in die Atmosphäre gelangt?
Sind tropische Böden fruchtbar?
Nein, tropische Böden sind viel weniger fruchtbar als z. B. die Böden Mitteleuropas. Die von Natur aus nährstoffarmen tropischen Böden erhalten ihre Nährstoffe zu großen Teilen durch die Zersetzung des auf ihnen liegenden Laubes. Durch den permanenten Laubfall werden die Böden das ganze Jahr über gedüngt. Die Rodung des Regenwaldes unterbricht den Nährstoffnachschub. Die Böden verlieren dadurch rasch ihre Fruchtbarkeit und können nur für kurze Zeit als Ackerböden genutzt werden.
Wie viel Regenwald wurde schon vernichtet?
Zuerst waren es nur einzelne unzusammenhängende Flächen, auf denen die ursprüngliche Vegetation vernichtet wurde. Ab den 1960er Jahren steigerten sich jedoch Ausmaß und Geschwindigkeit des Raubbaus: Zwischen 1960 und 1990 verschwand ein Fünftel der weltweiten Fläche des tropischen Regenwaldes, das waren 4,5 Mio. km² oder mehr als die zwölffache Fläche von Deutschland. 2003/04 wurde allein in Brasilien eine Regenwaldfläche so groß wie das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern vernichtet.

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