Ein Beruf mit vielseitigem Aufgabenfeld
Aufgaben und Tätigkeiten
Der Sprachwissenschaftler beschäftigt sich mit der menschlichen Sprache in all ihren Erscheinungsformen. Als Romanist oder Slavist setzt er sich beispielsweise mit Entstehungsgeschichte, Grammatik, Semantik (Bedeutung), Phonetik (Lautstruktur), Morphologie (Gesetzmäßigkeiten des Sprachaufbaus) etc. einer Sprache auseinander. Als allgemeiner Sprachwissenschaftler erforscht er auch die kognitive Sprachfähigkeit des Menschen an sich und überträgt Erkenntnisse auf andere Disziplinen wie z.B. die Computerlinguistik. Sprachwissenschaft ist in hohem Maße interdisziplinär und hat viele Bezugspunkte zu Informatik, Philosophie, Evolutionstheorie, Ethnologie, Wissenschaftstheorie, kognitiver Psychologie, Mathematik, Entwicklungspsychologie, Neurologie, Informatik, Erziehungswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft und diversen philologischen und kulturwissenschaftlichen Fächern. Ein einheitliches Berufsbild gibt es bei Sprachwissenschaftlern nicht.
Arbeitsfelder und Arbeitsmarktchancen
Sprachwissenschaftler arbeiten je nach fachlichem Schwerpunkt an Universitäten (Lehre und Forschung) oder in Forschungsinstituten. Psycholinguisten beschäftigen sich einerseits mit kindlichen Sprachentwicklungsauffälligkeiten, andererseits mit Sprachstörungen (Sprachverlust) bei Erwachsenen. Computerlinguisten finden in der Softwareindustrie Beschäftigung, die über eigene computerlinguistische Forschungslabors verfügt. Aber auch in der "Content"-Industrie werden Computerlinguisten beschäftigt. Anwendungsgebiete der Computerlinguistik sind alle Systeme, die natürliche Sprache, als Text oder gesprochen, be- bzw. verarbeiten. Soziolinguisten können (verbunden mit den entsprechenden Sprachkenntnissen) bei Betreuungs- und Beratungsinstitutionen von Migranten und sprachlichen Minderheiten arbeiten sowie als Berater im politischen Bereich und bei Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Die Arbeitsmarktchancen sind nur dann gut, wenn man sich frühzeitig spezialisiert und Fachpraktika absolviert. Ein weiteres Einsatzfeld ist die Beratung von Werbetretibenden, denn die Wirkung von Sprache in der Werbung darf nicht unterschätzt werden.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Nach dem Studium besteht die Möglichkeit einer Promotion, gegebenenfalls auch einer Habilitation. Zur Spezialisierung gibt es weiterführende Studiengänge, z.B. im Bereich der Computerlinguistik oder den Aufbaustudiengang Englischsprachige Länder (ESL), den die Universität München derzeit als kostenfreien Zweitstudiengang anbietet.
Ähnliche Berufsbilder und Synonyme
Verwandte Berufsfelder sind Literaturwissenschaftler und Lehrer, die sich der Sprache vom literarischen bzw. sprachlichen Blickwinkel her nähern, sowie Übersetzer, Dolmetscher und Fremdsprachenkorrespondenten.
Voraussetzungen und Fähigkeiten
Voraussetzung ist die allgemeine Hochschulreife sowie eine ausgeprägte Sprachbegabung.
Ausbildung
Das Studium erfolgt an Universitäten und dauert vier bis fünf Jahre.