Lexikon
Archäologie
[
Altertumskundegriechisch
]die Wissenschaft, die die materiellen Hinterlassenschaften alter Kulturen erfasst, wobei sie die Schriftquellen je nach fachlicher Ausrichtung in unterschiedlichem Umfang zur Erklärung heranzieht.
Die Archäologie entstand als Zweig der Altertumswissenschaft aus dem Interesse an den Kultur- und Kunstdenkmälern der griechischen und römischen Antike. Als eigentliche Begründer der klassischen Archäologie gilt J. J. Winckelmann (* 1717, † 1768).
Die ägyptische Archäologie, die ein Teilgebiet der stark philologisch geprägten Ägyptologie ist, begann mit dem Feldzug Napoleons I. nach Ägypten (1798–1801), wo ihn eine französische Gelehrtenkommission begleitete, die ihre Forschungsergebnisse in 36 Bänden vorlegte. Die etwas später entstandene vorderasiatische Archäologie wandte sich als Teilgebiet der Altorientalistik der Erforschung der Kulturen der Sumerer, Babylonier, Assyrer, Hethiter/Luwier, Hurriter, Syrer, Phönizier, Meder, Perser und Sassaniden zu.
Im späteren 19. Jahrhundert entwickelte sich die prähistorische Archäologie oder Ur- bzw. Vor- u. Frühgeschichte.
Vor allem aus der prähistorischen Archäologie und der Alten Geschichte haben sich im 20. Jahrhundert die provinzialrömische Archäologie, aus ersterer und der Mittelalterlichen Geschichte die mittelalterliche Archäologie entwickelt. Gegenwärtig gibt es auch eine christliche, biblische oder hebräische, islamische, indische, chinesische und amerikanische Archäologie. Letztere gehört zur Ethnologie und erforscht vor allem die vorkolumbianischen Indianerkulturen Lateinamerikas.
Außerhalb der klassischen Archäologie konzentriert man sich nicht nur auf die Bau- und Kunstdenkmäler, sondern auf alle Lebensbereiche des Menschen, dabei nimmt die Siedlungsarchäologie einen wichtigen Rang ein.
Die Arbeitsweise des Archäologen umfasst zwei Bereiche: die Datenerfassung und darauf aufbauend die Rekonstruktion der Kunstgeschichte bzw. der historischen Verhältnisse im Allgemeinen. Die Datenerfassung besteht einmal aus der Auffindung archäologischer Bodendenkmäler mit Hilfe von zufälligen Fundmeldungen, der archäologischen Landesaufnahme, des Surveys, d. h. der Ermittlung und Dokumentation von Topographie, Fundobjekten und Bauresten auf dem bzw. im Boden, der Luftbild- und Unterwasserarchäologie und der darauf folgenden Ausgrabung, deren Methodik nicht nur, aber stark in der prähistorischen Archäologie ausgebildet und verfeinert wurde.
Stratigraphie
Stratigraphie
Stratigraphie als Methode der Archäologie: Durch genaue Beschreibung der Schichten und späterer Störungen des Schichtenverlaufes können zeitlich auseinanderliegende Funde auf demselben Niveau richtig zugeordnet werden.
© wissenmedia
Die Ausgrabung wird in allen archäologischen Fächern praktiziert, auch in der klassischen Archäologie, obwohl hier nur der kleinere Teil der Wissenschaftler sie beherrscht. Zur Grabungstätigkeit gehört die sinnvolle Anlage von Grabungsschnitten, das genaue Erkennen u. die sorgfältige Beobachtung der Stratigraphie, weiterhin die Bauaufnahme, aber auch die Bearbeitung des unterschiedlichen Fundmaterials, von Keramik, Kleinfunden und anderen Gegenständen.
Naturwissenschaftliche Disziplinen sind als Hilfswissenschaften zunehmend wichtiger geworden: Die Magnetometermessung zur Feststellung von im Boden verborgenen Bauten, die C-14-Methode und die Dendrochronologie zur Datierung; Geologie, Pollenanalyse, Botanik und Zoologie bei der Rekonstruktion früherer Landschafts- und Klimaverhältnisse und der Nahrungsmittel; Röntgenuntersuchungen bei stark verrrosteten Gegenständen zur Rekonstruktion ihrer ursprünglichen Form und Verzierung; Spektralanalysen zur Bestimmung von Metalllegierungen, chemische Untersuchungen zur Analyse von Gefäßinhalten; die Neutronenaktivierungsanalyse zur Bestimmung der Herkunft von Keramik (lokale Produktion – Import); anthropologische Untersuchungen menschlicher Skelette.
Die Deutung der Denkmäler und Befunde findet in der Bibliothek statt und baut auf den gängigen archäologischen Methoden wie Stilkritik, Datierung, Ikonographie einerseits und Interpretation von Stratigraphie, Bauresten und Gebrauchsobjekten andererseits auf. Daran schließt sich die Einordnung in die politischen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten und Entwicklungen an.
Neue Impulse wurden den archäologischen Fächern auch durch die stark theoretisch fundierte New Archaeology gegeben, in deren Zentrum Fragen über soziale und kulturelle Prozesse stehen.
In der Contextual Archaeology geht es darum, die materielle Kultur als Ausdruck von sozialem Tun, individuellem Denken und gesellschaftlichen Regeln zu verstehen.
Als neue Richtung hat sich auch die Gender Archaeology ausgebildet, die die Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht allein biologisch, sondern vor allem sozial und kulturell bedingt sieht. Eine weitere neue Richtung ist die besonders in Skandinavien und England betriebene Experimentelle Archäologie.
In Deutschland sind Träger archäologischer Forschung, auch von Ausgrabungen, die Museen, die Landesdenkmalämter (oft eng miteinander verbunden), die jeweiligen Universitätsinstitute und das Deutsche Archäologische Institut..

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