Lexikon
Farbenlehre
die Lehre von der Entstehung und Ordnung der Farben und von ihrer Wirkung auf das Auge. Sie benutzt die Erkenntnisse der Physik, Physiologie und Psychologie.
Licht ist eine elektromagnetische Wellenbewegung. Die Wellen werden vom menschlichen Auge in einem Wellenlängenbereich von etwa 380–780 nm (Nanometer) wahrgenommen. Die jeweilige charakteristische Farbempfindung, die von einem Lichtreiz bestimmter Wellenlänge hervorgerufen wird, heißt Farbton. Das menschliche Auge kann rund 160 Farbtöne unterscheiden. Neben den bunten Farben gibt es die unbunten Farben; sie reichen von Weiß über die verschiedenen Grautöne bis Schwarz. – Die Farben selbst leuchtender Objekte heißen Lichtfarben, die von nicht selbst leuchtenden Körpern Körperfarben. Das von uns als weiß empfundene Sonnenlicht wird beim Durchgang durch ein Prisma in seine Spektralfarben zerlegt, die (nach abnehmenden Wellenlängen geordnet) über Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett nahezu kontinuierlich ineinander übergehen. Jenseits von Rot und Violett gibt es unsichtbare Lichtwellen: Infrarot und Ultraviolett. Treffen Lichtwellen, die zu verschiedenen Spektralfarben gehören, im Auge auf dieselbe Stelle der Netzhaut, so entsteht ein einziger Farbeindruck (eine additive Farbmischung), z. B. erscheint eine weiße Fläche bei Beleuchtung mit einer orangefarbigen und einer grünen Lampe gelb. Alle Farben können in einem kontinuierlichen Farb(en)kreis angeordnet werden. Man gibt meist 6-, 12- oder 24-stufige Unterteilungen dafür an. Gegenüberliegende Farben heißen Komplementär- oder Gegenfarben, ihre additive Mischung ergibt den Eindruck Weiß (bzw. ein helles Grau). Der Farbeindruck aller nicht selbstleuchtenden Körper entsteht dadurch, dass diese gewisse Farben des auf sie auffallenden weißen Sonnenlichts verschlucken (absorbieren) und den Rest wieder abstrahlen (reflektieren); man sieht also einen Körper in der Farbe, die komplementär zu der von ihm am stärksten absorbierten ist. Werden verschiedene Malfarben miteinander gemischt, so absorbieren ihre Farbkörperchen jeweils verschiedene Teile des Lichts, und man sieht die Farbe, deren Anteil von allen Körpern am wenigsten verschluckt wird (subtraktive Farbmischung). Zwei Komplementärfarben geben subtraktiv z. B. den Eindruck Grau oder Schwarz, weil sie gemischt keinen Teil des Spektrums mehr bevorzugt reflektieren.
Farbenlehre: Farbnamen
Farbname | Wellenlängenbereich (in nm) |
Purpurblau | 380–450 |
Blau | 450–482 |
Grünlich-Blau | 482–487 |
Cyan (Blau) | 487–492 |
Bläulich-Grün | 492–497 |
Grün | 497–530 |
Gelblich-Grün | 530–560 |
Gelb-Grün | 560–570 |
Grünlich-Gelb | 570–575 |
Gelb | 575–580 |
Gelblich-Orange | 580–585 |
Orange | 585–595 |
Rötlich-Orange | 595–620 |
Rot | 620–780 |
Dispersion: Zerlegung von weißem Licht
Dispersion: Zerlegung von weißem Licht
© wissenmedia
Geschichte: Ansätze zu einer Farbenlehre reichen bis in die Antike zurück. Die erste bedeutende Farbenlehre wurde von I. Newton entwickelt, der die Spektralnatur des Lichts erkannte. Zu ihm in Gegensatz trat J. W. von Goethe mit einer Farbenlehre („Zur Farbenlehre“ 1810), die von der Unteilbarkeit des Lichts ausging und die Farben als „Leiden des Lichts“ definierte, entstehend durch auf das Licht einwirkende Mittel, wie z. B. das Trübe. Neben vielen anderen erlangte später besondere Verbreitung die Farbenlehre von W. Ostwald (1920). Ostwald ging von 24 Spektralfarben aus, die er systematisch mit Weiß und Schwarz mischte. Er erreichte damit 680 verschiedene Farbtöne, die genau definiert waren.
Farbenlehre: Farbkreis
Farbenlehre: Farbkreis
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Eine neuere Farben-Ordnung ist die von A. Hickethier aus dem Jahre 1940, die auf den „Grundfarben“ Gelb, Rot und Blau aufbaut. Diese drei Grundfarben werden in zehn Intensitätsstufen aufgeteilt, die von 0 bis 9 beziffert sind. 0 bedeutet keinen Farbanteil, also reines Weiß, 9 ist die höchste Sättigung.
Das heute gebräuchlichste Farbordnungssystem ist der kegelförmige Farbraum CIE (XYZ) (CIE: Commision Internationale de Eclairage, Internationale Beleuchtungskommission). Hier bauen die drei Dimensionen auf den Primärfarben Rot, Grün und Blau auf. Wenn X, Y und Z die drei Primärfarben darstellen, dann gilt für eine beliebige Farbe C: C = xX + yY + zZ. Das bedeutet, dass eine Farbe C die Summe der drei gewichteten Primärfarben ist, wobei x, y und z die Gewichtungsfaktoren sind. Der XYZ-Farbraum umfasst alle sichtbaren Farben. Farbenmetrik.
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