Lexikon

Konfuziansmus

Entwicklung des Konfuzianismus

Konfuzius betrachtete sich selbst nicht als Religionsstifter, sondern als Überlieferer der Tradition. Sein Denken zielte vor allem auf die Schaffung einer konkreten, im praktischen Leben der Menschen verankerten sozialen Ordnung. Erst später wurden seine Lehren zu einem Staatskult erhoben, der eng mit dem Himmelskult (der Himmel als höchste ordnungsstiftende Macht) verbunden war. An der Spitze des Staates stand der Kaiser (als „Sohn des Himmels“) bzw. seine höchsten Beamten; wichtigste religiöse Praxis war der Ahnenkult, der nicht durch Priester, sondern durch Staatsbeamte und Familienoberhäupter vollzogen wurde.
Es lassen sich mehrere historische Richtungen des Konfuzianismus unterscheiden: Der klassische Konfuzianismus (5.3. Jahrhundert v. Chr.) wurde von Meng Zi, und Xun Zi, den beiden bedeutendsten Nachfolgern des Konfuzius beeinflusst. Sie definierten vor allem die Begrifflichkeiten des Konfuzianismus, besonders die Vorstellung von einer moralischen Ordung des Himmels und der Welt (Meng Zi) sowie die Ordnung als Grundlage einer hierarchischen Gesellschaft (Xun Zi). In der Han-Zeit (2. Jahrhundert v. Chr. 3. Jahrhundert n. Chr.) wurde der Konfuzianismus zur Staatsdoktrin erhoben. Seine ethischen Lehren dienten nun zur Begründung des nach Macht strebenden Staates. Es begann die quasi-religiöse Verehrung des Konfuzius, dem seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. sogar Tempel geweiht wurden. Vom 3.10. Jahrhundert n. Chr. verlor der Konfuzianismus in Auseinandersetzung mit dem Daoismus und dem Buddhismus seine Rolle als vorherrschende philosophische Richtung. Seit dem 11. Jahrhundert wurde der Neukonfuzianismus prägend, der vor allem buddhistische Elemente aufnahm und sich in verschiedenen Strömungen bis zum 17. Jahrhundert hielt. Die nachfolgende Entwicklung bis ins 19. Jahrhundert hinein war vor allem durch den Versuch bestimmt, eine Synthese zwischen konfuzianischen und westlichen Anschauungen zu finden. Die Revolution 1912 beseitigte den Konfuzianismus als Staatsdoktrin. Mitte der 1950er Jahre gab es Versuche, kommunistische und konfuzianische Lehren zu verbinden; die Kulturrevolution bekämpfte jedoch den Konfuzianismus. Seit Ende der 1980er Jahren findet eine zunehmende Diskussion der Lehren statt. In Taiwan sind Elemente der konfuzianischen Tradition, die über das Bildungswesen vermittelt wurden, fester Bestandteil der staatlichen Ideologie.
  1. Einleitung
  2. Leben und Schriften des Konfuzius
  3. Die konfuzianische Philosophie
  4. Entwicklung des Konfuzianismus
Sadt, Rohstoffe, Gebäude
Wissenschaft

Die Stadt als Rohstoff-Mine

Die Rohstoffe vieler Häuser und Autos landen nach deren Lebensende auf dem Müll. Forscher wollen die wertvollen Materialien zurückgewinnen. von MARTIN ANGLER Alle Labors sind kalt, weiß und steril? Von wegen. Die Wohnung Nr. 270 im Schweizer Städtchen Dübendorf ist lichtdurchflutet und hat warme Holzböden mit flauschigen...

Stempel mit umgedrehter Aufschrift
Wissenschaft

Kranke duften anders

Warum viele Krankheiten einen charakteristischen Duft haben, erklärt Dr. med. Jürgen Brater. Vor ein paar Jahren ging eine erstaunliche Meldung durch die Presse: Eine Frau in Schottland hatte gerochen, dass ihr Mann krank war. Und zwar lange bevor er selbst an sich etwas Ungewöhnliches entdeckt oder irgendwelche Symptome gezeigt...

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch