Lexikon

Resnais

[
reˈnɛ:
]
Alain, französischer Filmregisseur, * 3. 6. 1922 Vannes; Resnais drehte zunächst Kurzfilme („Van Gogh“ 1948; „Guernica“ 1950). Mit dem Dokumentarfilm „Nacht und Nebel“ thematisierte er 1955 das Grauen der nationalsozialistischen Konzentrationslager mit Hilfe einer achronologischen Montagetechnik. 1959 folgte mit „Hiroshima mon amour“ der erste Spielfilm, mit dem sich Resnais als bedeutender Vertreter der Nouvelle Vague etablierte. In seine neueren Werke integrierte er publikumswirksame Elemente (Gesang).
  • Deutscher Titel: Hiroshima mon amour
  • Original-Titel: HIROSHIMA MON AMOUR
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 1959
  • Regie: Alain Resnais
  • Drehbuch: Marguerite Duras
  • Kamera: Sacha Vierny, Takahashi Michio
  • Schauspieler: Emmanuelle Riva, Eiji Okada, Pierre Barbaud, Stella Dassas
Eine französische Schauspielerin (Emmanuelle Riva) hält sich zu Dreharbeiten für einen Antikriegsfilm in Hiroshima auf. Kurz vor Beendigung des Films trifft sie einen japanischen Architekten (Eiji Okada); die beiden verlieben sich ineinander. Sie wissen, dass sie keine gemeinsame Zukunft haben werden. Die Schauspielerin wird durch das Liebesverhältnis an ihren ersten Geliebten, einen deutschen Besatzungssoldaten in ihrer Heimatstadt Nervers, erinnert. Vor ihren Augen wurde der Mann am Tag der Befreiung erschossen. Die Eltern der Frau versteckten sie wegen der vermeintlich schändlichen Liebschaft im Keller. Diesen tragischen Ausgang ihrer Liebe hat sie bis heute nicht verwunden. Sie verabschiedet sich von ihrem japanischen Geliebten damit, dass sie ihn vergessen werde.
Resnais Spielfilmdebüt ist formal bemerkenswert gestaltet. Es gelingt ihm, durch die Verbindung von Ton, Bild, Schnitt mit immer wieder wechselnden Zeitebenen das subjektive Erleben und Erinnern der Heldin zu vermitteln, ohne auf kommentierende Sätze zurückgreifen zu müssen.
Filme u. a.: „Letztes Jahr in Marienbad“ 1961; „Muriel oder die Zeit der Wiederkehr“ 1963; „Der Krieg ist vorbei“ 1966; „Stavisky“ 1974; „Mein Onkel aus Amerika“ 1980; „Das Leben ist ein Roman“ 1983; „Mélo“ 1986; „Smoking/No smoking“ 1994; „Das Leben ist ein Chanson“ 1997; „Herzen“ 2006; „Vorsicht Sehnsucht“ 2009.
  • Deutscher Titel: Letztes Jahr in Marienbad
  • Original-Titel: L„ANNÉE DERNIERE A MARIENBAD
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 1961
  • Regie: Alain Resnais
  • Drehbuch: Alain Robbe-Grillet
  • Kamera: Sacha Vierny
  • Schauspieler: Delphine Seyrig, Giorgio Albertazzi
  • Auszeichnungen: Goldener Löwe Filmfestival Venedig 1961
Regisseur Alain Resnais und Experimentalromancier Alain Robbe-Grillet betreten künstlerisches Neuland mit einem Film, der die Zuverlässigkeit bewusster Wahrnehmungen in Frage stellt. Der Film »Letztes Jahr in Marienbad«, der in Venedig uraufgeführt wird, gewinnt in kürzester Zeit den Rang eines Schlüsselwerks, das eine Weiterentwicklung der Filmsprache neben dem traditionellen Erzählkino markiert.
Ort der Filmhandlung ist ein barockes Prunkschloss, das mit seinen kunstvollen Parkanlagen als luxuriöses Kurhotel genutzt wird. Ein Mann geht durch die Anlage und begegnet einer jungen Frau.
Vor einem Jahr sollen sie ein Liebesverhältnis gehabt haben. Nun scheinen sie sich nicht zu kennen. Ein kompliziertes Geflecht aus wahren und imaginären Erinnerungen und Gedanken wird in Bild und Sprache ausgebreitet, ohne dass der Zuschauer letztlich Klarheit über die tatsächlichen Abläufe gewinnt. Resnais kleidet das Spiel mit Assoziationen in streng aufgebaute Bilder mit Gestaltungselementen der modernen Kunst.
  • Deutscher Titel: Muriel oder die Zeit der Wiederkehr
  • Original-Titel: MURIEL OU LE TEMPS D„UN RETOUR
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 1963
  • Regie: Alain Resnais
  • Drehbuch: Jean Cayrol
  • Kamera: Sacha Vierny
  • Schauspieler: Delphine Seyrig, Jean-Pierre Kérien, Jean-Baptiste Thierrée
  • Auszeichnungen: Filmfestival Venedig 1963 für Darstellerin (Delphine Seyrig)
Der Film stellt drei Menschen vor, die in ihren Vorstellungen von Vergangenem gefangen sind: Hélène verkauft Antiquitäten und sinnt ihrer Liebe zu Alphonse nach, die vielleicht gar keine war. Alphonse konstruiert sich eine Vergangenheit mit Kriegserlebnissen. Bernard, Hélènes Stiefsohn, hat in Algerien gekämpft und kann den Tod einer Araberin nicht verwinden.
Die formale Gestaltung des Films entspricht der brüchigen Selbstwahrnehmung seiner Helden und illustriert die Problematik von Erinnerungen und Lebenskonzepten. Resnais, der sich in seinen Filmen mit dem Thema der Reflexionen des Individuums über seine Vergangenheit auseinander setzt, gehört mit wenigen Arbeiten zu den Regiegrößen in Frankreich.
  • Deutscher Titel: Der Krieg ist vorbei
  • Original-Titel: LA GUERRE EST FINIE
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 1966
  • Regie: Alain Resnais
  • Drehbuch: Jorge Semprun
  • Kamera: Sacha Vierny
  • Schauspieler: Yves Montand, Ingrid Thulin, Geneviève Bujold, Michel Piccoli
Der Spanische Bürgerkrieg ist seit dreißig Jahren vorbei. Während in Spanien Untergrundaktivisten das Franco-Regime bekämpfen, gerät Diego (Yves Montand), der Pariser Mittelsmann, zwischen den Kreisen in Madrid und der Führung im Exil, in eine Krise. Er will sich aus dem Kampf zurückziehen, da er ihn für sinnlos hält. Die Kommandanten fordern aber seine Rückkehr nach Madrid. Als Diego nach Spanien aufbricht, folgt ihm seine Geliebte, um ihn zu warnen, da die Polizei seine Identität kennt.
Das Drehbuch von Jorge Semprun beruht auf seinen eigenen Erfahrungen. Auf Druck Francos wird der Streifen von den Filmfestspielen in Cannes ausgeschlossen. Dennoch werden dem Film zahlreiche Ehrungen zuteil, darunter ein von spanischen Journalisten gestifteter Preis.
  • Deutscher Titel: Mein Onkel aus Amerika
  • Original-Titel: MON ONCLE D„AMERIQUE
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 1980
  • Regie: Alain Resnais
  • Drehbuch: Jean Gruault
  • Kamera: Sacha Vierny
  • Schauspieler: Gérard Depardieu, Roger Pierre, Nicole Garcia
  • Auszeichnungen: Spezialpreis der Jury Filmfestspiele Cannes 1980 für Film
Der symbolische »Onkel aus Amerika« ist eine Umschreibung für die Suche nach privatem Glück und nicht realisierbaren individuellen Utopien. Der Altmeister der »Nouvelle Vague«, Alain Resnais, erzählt die Geschichte dreier Personen, deren Lebenswege und Beziehungen sich auf der Suche nach Glück und Erfolg überschneiden: Janine kommt aus einer kommunistischen Großfamilie, versucht als Schauspielerin der familiären Enge zu entkommen, scheitert in einer Beziehung zu einem verheirateten Mann und beginnt eine zweite Karriere als Mode-Designerin. Jean, Sprössling eines großbürgerlichen Elternhauses, verliert seinen Job beim Rundfunk, verlässt vorübergehend wegen einer Affäre Frau und Kind, versucht sich als Schriftsteller und etabliert sich schließlich als Politiker. René entstammt einer Bauernfamilie aus dem Anjou. Er tritt den Posten eines technischen Leiters in einer Weberei an. Nach der Übernahme seiner Firma durch einen Großkonzern arbeitet er in einer fremden Stadt als Betriebsleiter, was ihn zunehmend überfordert.
Resnais gelingt eine geschickte Verknüpfung von Fiktion und Dokumentation; die spielerische Handlung wird ergänzt durch eine wissenschaftliche Analyse der menschlichen Emotionen und Reaktionen. Bei aller Dialektik und Komplexität bleibt die Geschichte bis zum Ende spannend.
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