Lexikon
Sudẹtendeutsche
neuere, erst im 20. Jahrhundert gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die in Böhmen, Mähren und dem ehemaligen Österreichisch-Schlesien, besonders in den Randgebieten wohnenden Deutschen. Die Vorfahren (Thüringer, Franken, Sachsen) vieler waren von den Přemysliden unter Verleihung von Vorrechten nach Böhmen gerufen worden.
Ein Gegensatz zwischen Tschechen und Sudetendeutschen entstand im 19. Jahrhundert mit der tschechischen Nationalbewegung. Wortführer der Sudetendeutschen bildeten im November 1918 in Reichenberg eine deutsch-böhmische Landesregierung und erklärten ihren Anschluss an die neue Republik Deutsch-Österreich. Die Sudetendeutschen wurden aber gegen ihren Willen in die neu gebildete Tschechoslowakei eingegliedert und waren Behinderungen, besonders auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet, ausgesetzt. Ihre Autonomieforderungen blieben unberücksichtigt. Die Sudetendeutsche Partei unter K. Henlein geriet nach 1935 zunehmend unter deutschen Einfluss und forderte schließlich auf Drängen Hitlers die Abtrennung der sudetendeutschen Gebiete. Im Münchner Abkommen vom 29. 9. 1938 wurde der Anschluss der überwiegend von Deutschen bewohnten Randgebiete (Sudetengau) an das Deutsche Reich beschlossen und ab 1. 10. durchgeführt. 1945 wurde das Gebiet wieder der Tschechoslowakei angegliedert. Ca. 2,8 Mio. Sudetendeutsche wurden vertrieben; auf der Flucht verloren viele S. ihr Leben (genaue Opferzahl umstritten), 250 000 wurden zurückgehalten und 1953 zwangsweise eingebürgert. Durch den deutsch-tschechoslowakischen Vertrag von 1992 und die deutsch-tschechische Erklärung von 1997 konnte für Rückerstattungs- und Vermögensfragen keine eindeutige Klärung erreicht werden.
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