Lexikon
Böhmen
tschechisch Čechy, Beckenlandschaft im Westen der Tschechischen Republik, 52 778 km2; von Erzgebirge, Sudeten, Böhmerwald und der flachen Schwelle der Böhmisch-mährischen Höhe umgrenzt, von Elbe und Moldau nach Norden in einem Durchbruchstal entwässert. Im Süden waldreiches Stufenland mit tief eingeschnittenen Flusstälern und den seenreichen Becken von České Budějovice und Třeboň, nördlich des Elbebeckens (Polabí) eine fruchtbare, lößbedeckte Kreidetafel. Südlich des Erzgebirges (Uran- und Silbererze) liegen der Egergraben mit Thermalquellen und Braunkohlenlagern und das vulkanische Böhmische Mittelgebirge, von der Elbe durchbrochen. Infolge der nordwestlichen Gebirgsumrahmung ist das Klima kontinental und niederschlagsarm, in tieferen Lagen jedoch mild (Weinbau im Elbebecken).
Die 6,3 Mio. Einwohner zählende tschechische Bevölkerung ist meist katholisch; die Randgebiete waren bis 1945 von ca. 3 Mio. Deutschen („Sudetendeutschen“) besiedelt.
Wirtschaft
Forstwirtschaft und Roggenanbau im Süden und in den höheren Lagen; Gersten-, Weizen-, Zuckerrüben-, Hopfen-, Gemüse- und Obstbau sowie Viehzucht in Mittel- und Nordböhmen; Industrie um Pilsen, Prag und Kladno und im Egergraben; Steinkohlenlager bei Kladno und Pilsen; natürlicher Verkehrs- und Handelsmittelpunkt ist die Hauptstadt Prag.
Geschichte
Die wahrscheinlich um 400 v. Chr. eingewanderten keltischen Bojer gaben dem Land den Namen; sie wurden um Christi Geburt von den germanischen Markomannen vertrieben, deren Führer Marbod 9 v. Chr. ein erstes germanischen Großreich errichtete. Den nach Bayern abgewanderten Markomannen folgten im 6.–7. Jahrhundert unter awarischer Oberhoheit stehende Slawen. Im 9. Jahrhundert war Böhmen vom Frankenreich abhängig bzw. in das Großmährische Reich der Mojmiriden einbezogen.
Das nach dessen Zerfall zersplitterte Böhmen einigte der Přemyslide Herzog Wenzel (921–929). Böhmen wurde unter Ottokar I. (1198–1230) erbliches Königtum. 1306 starben die Přemysliden aus.
Unter den Luxemburgern (1310–1437), besonders unter Karl IV., erlebte Böhmen sein „goldenes Zeitalter“, das mit den Hussitenkriegen endete. Die Hausmachtpolitik Karls I. (Kaiser Karl IV.) brachte zur böhmischen Krone u. a. Schlesien und die Lausitz. 1526–1918 stand Böhmen unter der Herrschaft der Habsburger. Als diese gegen das fast rein protestantische Böhmen mit Rekatholisierungsmaßnahmen vorgingen, erhoben sich 1618 die böhmischen Stände und wählten Friedrich von der Pfalz zum König. Nach dessen Vertreibung wütete die Gegenreformation und vertrieb glaubenstreue Protestanten. Einschränkungen der ständischen Freiheiten sicherten die habsburgische Herrschaft.
Die im 18. Jahrhundert beginnende Neubelebung des Nationalgefühls spaltete Böhmen in zwei feindliche Lager, ständische und soziale Gegensätze verschärften die Spannungen. Die Alttschechen erstrebten Autonomie im Verband der Habsburger Monarchie, die Jungtschechen traten für deren Beseitigung ein. 1918 ging Böhmen in der neugebildeten Tschechoslowakei auf. Nach der im März 1939 vertraglich aufgezwungenen Eingliederung ins Deutsche Reich bestand bis Mai 1945 das „Protektorat Böhmen und Mähren“. 1945/46 wurden die Sudetendeutschen aus Böhmen vertrieben. Seit 1993 gehört Böhmen zur Tschechischen Republik.

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