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Habsburger

nach der Habsburg benanntes europäisches Herrschergeschlecht, das wahrscheinlich aus dem Elsass stammt. Sein ältestes beglaubigtes Mitglied ist Guntram der Reiche, dessen Enkel, Bischof Werner von Straßburg, um 1020 die Habsburg erbaute; sein Bruder Radbot ( vor 1045) ist als Begründer der Linie anzusehen. Otto II. ( 1111) wird 1090 erstmals „Graf von Habsburg“ genannt; er bekam von Kaiser Heinrich V. die Landgrafschaft im Elsass verliehen. In den folgenden Jahrzehnten erwarb das Geschlecht im oberelsässischen und schweizerischen Gebiet ausgedehnte Besitzungen. Rudolf I. nutzte die Jahre nach dem Untergang der Staufer zu beträchtlicher Vermehrung und Abrundung seines Hausbesitzes in der Schweiz. Als er 1273 zum deutschen König gewählt wurde, befand sich außerdem fast das ganze linke Rheinufer vom Bodensee bis zu den Vogesen in seiner Hand. Durch den Sieg Rudolfs I. über Ottokar II. von Böhmen kamen die Habsburger 1278 in den Besitz der Herzogtümer Österreich und Steiermark. Damit begann die allmähliche Verlagerung der habsburgischen Macht vom Südwesten des Reiches nach dem Südosten. Während die schweizerische Eidgenossenschaft die Habsburger im 14. und 15 Jahrhundert allmählich vollständig verdrängte, war deren Machtstellung im Osten bereits gesichert: 1335 wurden Kärnten und Krain, 1363 Tirol erworben. Mit Ausnahme der Jahre 12921298, 13081437 und 17421745 saßen bis 1806 stets Habsburger auf dem deutschen Königsthron.
1379 teilte sich das Haus in die österreichische (albertinische) und die steierische (leopoldinische) Linie. Der ersteren gehörte Albrecht V. ( 1439) an, der vorübergehend Ungarn und Böhmen gewann und 1438 als Albrecht II. zum deutschen König gewählt wurde. Von der steierischen Linie erlangte Friedrich (als Kaiser Friedrich III.,  1493), der ganz Österreich erwarb, die deutsche Königskrone und die Kaiserwürde. Durch die Vermählung seines Sohns Maximilian I. mit Maria von Burgund, wodurch 1482 außer Burgund auch die reichen Niederlande den Habsburgern zufielen, bereitete er die internationale Stellung seines Geschlechts vor.
Mit Maximilian I. begann das Weltreich der Habsburger; 1496 vermählte sich sein Sohn Philipp der Schöne mit der Infantin Johanna der Wahnsinnigen, der Erbin von Aragón und Kastilien und des spanischen Kolonialbesitzes. Von ihren Söhnen wurde der älteste, Karl, nach seines Vaters Tod Herr der Niederlande und Burgunds, König von Spanien und 1519 als Karl V. Kaiser und Herr der österreichischen Erblande. Nach Karls V. Abdankung 1556 wurde das Reich endgültig geteilt: An Ferdinand I., den nunmehrigen Kaiser und den Begründer der österreichischen Linie, fielen die österreichischen Erblande, Böhmen und Ungarn. Philipp II. von Spanien erhielt außer Spanien und dessen überseeischen Kolonien Burgund, die Niederlande, Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien. Mit ihm begann die spanische Linie der Habsburger, die bis 1700 den spanischen Thron innehatte. Nach ihrem Aussterben gingen die habsburgischen Nebenländer (Spanische Niederlande, Mailand, Sizilien und Neapel) in den Besitz der österreichischen Habsburger über. In dieser Linie wurde die Kaiserwürde fast erblich; die Wahl durch die Kurfürsten sank zu einer Formalität herab. Karl VI. erließ, da er keine Söhne hatte, 1713 die „Pragmatische Sanktion“, die die Gesamtheit des habsburgischen Hausbesitzes für unteilbar erklärte und seine älteste Tochter, Maria Theresia, zur Thronfolgerin ernannte. Mit dem Tod Karls VI. erlosch die österreichische Linie der Habsburger im Mannesstamm. Nach einer kurzen Regierung des Wittelsbachers Karl VII. ( 1745) bestieg der Gemahl Maria Theresias, Franz Stephan von Lothringen, 1745 als Franz I. den Kaiserthron und wurde zum Begründer des Hauses Habsburg-Lothringen. Seine Nachfolger waren noch bis 1806 im Besitz der römisch-deutschen Kaiserwürde; der letzte römisch-deutsche Kaiser, Franz II., verzichtete, nachdem er sich 1804 zum österreichischen Kaiser (Franz I.) hatte ausrufen lassen, auf die römisch-deutsche Kaiserkrone.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts hielten die Habsburger den Vielvölkerstaat Österreich mühsam zusammen. Das Attentat auf den Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo (28. 6. 1914), das den 1. Weltkrieg auslöste, der Tod des langjährigen Kaisers Franz Joseph I. ( 1916) in einer Zeit schwerer kriegerischer Verwicklungen und der Ausgang des Krieges führten zur Loslösung der nicht deutschsprachigen Gebiete von Österreich und zur Auflösung der Monarchie. Der letzte österreichische Kaiser, Karl I., verzichtete 1918 auf den Thron. 1919 wurden die Kron- und Familienfideikommisse der Habsburger in Österreich beschlagnahmt und die Habsburger des Landes verwiesen. Karls Sohn, Otto Habsburg-Lothringen, war 19222006 Familienoberhaupt der Habsburger; seit 2007 ist es Karl Habsburg-Lothringen (* 1961).
Habsburg-Lothringen, Otto von
Otto von Habsburg-Lothringen
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