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Wolfgang Amadeus Mozart – Kindheit, Reisen, erste Erfolge
Professor Martin Geck, Musikhistoriker an der Universität Dortmund, nähert sich dem Phänomen Mozart in einer exklusiv für wissen.de geschriebenen Biographie mit Ausblicken auf die wichtigsten Werke. Sein vor kurzem erschienenes Buch “Mozart. Eine Biographie“ wird nicht nur hochgelobt, sondern findet sich auch auf der aktuellen “Spiegel-“Bestsellerliste wieder. Das gelingt Büchern über Musik nicht gerade häufig ...
Früheste Kindheit: 1756-1762
Mozart kommt am 27. Januar 1756 abends acht Uhr Salzburg, Haus Nr. 225 am Löchelplatz, zur Welt. Das im Zentrum nahe der Universität gelegene Geburtshaus heißt heute Getreidegasse 9 und ist als Gedenkstätte eingerichtet. Die im 3. Stock befindliche und 182 Quadratmeter große Wohnung verfügt über einen repräsentativen Salon, dessen vier Fenster auf den Löchelplatz weisen. Ferner gibt es eine Schlafkammer, in der Mozart geboren sein dürfte, sowie ein Arbeits- und ein Gästezimmer. Einige Stufen abwärts geht es in eine Küche mit offenem Feuer und marmoriertem Boden. Das alles ist von gut bürgerlichem Zuschnitt.
Schon am Morgen nach der Geburt wird er im Salzburger Dom getauft. Chrysostomus heißt er nach dem Kirchenlehrer, an dessen Festtag er geboren ist, Wolfgang nach dem Großvater mütterlicherseits und Theophilus so heißt es im Taufbuch nach dem Taufpaten Pergmayr, einem wohlhabenden Salzburger Kaufmann. Doch weder "Gottlieb" noch "Theophilus" wird Mozart übernehmen: In Italien nennt er sich "Amadeo" und seit etwa 1777 durchgehend "Amadé".
Obwohl siebtes und letztes Kind, wird er nicht etwa in einen stattlichen Geschwisterkreis hineingeboren, trifft vielmehr nur auf die viereinhalbjährige Marie Anna, genannt Nannerl. Die anderen Geschwister sind im Säuglingsalter gestorben.
Wenn man späteren Äußerungen Vater Leopolds traut, beruhte die Ehe der Eltern auf einer Liebesheirat. Und obendrein so schreibt Konstanze Mozarts zweiter Ehemann Nissen waren beide "von einer so vortheilhaften Körpergestalt, dass man sie zu ihrer Zeit für das schönste Ehepaar in Salzburg hielt".
Die dominierende Rolle in der Familie kommt dem Vater zu. Nach dem Besuch der Salzburger Universität hat er sein erstes Geld als Kammerdiener des Salzburger Domherrn Graf Thurn-Valsassina und Taxis verdient. Seit 1747 ist seine Stellung als vierter Violinist so weit konsolidiert, dass geheiratet werden kann. Später wird er es am Salzburger Hof bis zum Vizekapellmeister bringen.
Bei der musikalischen Erziehung seines Sohnes lässt Vater Leopold keineswegs jenen Drill walten, der uns in Peter Shaffers Bühnenstück Amadeus und dem danach gedrehten Film von Milos Forman ins Auge springt. Er scheint vielmehr ein guter Pädagoge gewesen zu sein, was andauernde menschliche Konflikte mit dem heranwachsenden und erwachsenen Sohn freilich nicht verhindert hat.