Das Hornberger Schießen gibt es noch heute, doch selbst der beste Sportschütze kann nicht daran teilnehmen. Vielmehr erinnern Laiendarsteller des Schwarzwald-Städtchens damit jeden Sommer auf ihrer Freilichtbühne an die Sünden der Urururgroßväter - in einem farbenfrohen, turbulenten Volksschauspiel des Heimatdichters Erwin Leisinger. Der selbstironische Umgang mit der Geschichte zeugt von echter badischer Lebensart. Während andere Städte mit großen Schlachten glänzen, empfiehlt sich Hornberg nämlich ganz unkriegerisch: Hier floss kein Blut, sondern nur reichlich Gerstensaft. Im Jahre 1564 kündigte der Herzog von Württemberg seinen Besuch an, eine besondere Ehre. Die Hornberger waren ganz aus dem Häuschen und tranken sich - »Prost dem Herzog« - den nötigen Mut an. Derweil saß Nachtwächter Läuble auf dem Turm, um die Ankunft des Fürsten anzukündigen, denn die Einwohner wollten seine Hoheit mit zünftigem Kanonensalut beeindrucken. Doch auch der wackere Späher droben hatte wohl schon mächtig »einen in der Krone« , jedenfalls gab er dreimal Fehlalarm: Erst donnerten die Kanonen für eine Viehherde, dann für einen Händlerkarren, zuletzt für eine Postkutsche. Als endlich doch der Landesherr vorfuhr, tönte ihm nur noch ein schneidiges »Piff-Paff« aus gut geölten Männerkehlen entgegen, denn - so reimt es Erwin Leisinger - »das Pulver ging aus zur schönsten Stund’, so dass man nicht mehr schießen kunnt!« Der Fürst reagierte ziemlich ungnädig: Wollte man ihn zur Schießbudenfigur machen? Doch als ihn die beschwipsten Hornberger aufgeklärt hatten, lachte er Tränen. Und darum sagt man noch heute, wenn ein Vorhaben auf lächerliche, aber unschädliche Weise schief läuft: Das geht ja aus wie das Hornberger Schießen!