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Wirtschaftsordnungen: Markt- contra Planwirtschaft

Wie lautet das Grundprinzip der Marktwirtschaft?

Alle an der Wirtschaft Beteiligten entscheiden frei, was sie produzieren bzw. konsumieren möchten. Unternehmen treffen ihre Produktionsentscheidung z. B. danach, welche Güter den höchstmöglichen Gewinn bei möglichst geringen Herstellungskosten erwarten lassen.

Jeder Haushalt entscheidet selbständig, wie er sein Einkommen ausgeben will, welche Güter er also erwerben möchte. Allein die Konsumentscheidungen der Haushalte geben den Unternehmen eine Orientierung, welche Güter sie anbieten sollten, um Erfolg zu haben. Gelenkt werden Angebot und Nachfrage vor allem durch den Preis der angebotenen Güter, den sie umgekehrt beeinflussen.

Wie werden die Güter verteilt?

Die Verteilung der Güter in einer Marktwirtschaft erfolgt nach dem Prinzip, dass derjenige eine Ware oder Leistung erhält, der am meisten Geld dafür zu zahlen bereit ist. Motor des Wirtschaftens ist das private Gewinnstreben.

Der Preis einer Ware oder einer Leistung wird durch Angebot und Nachfrage geregelt. Je stärker die Nachfrage nach einem Produkt ist, desto höher ist in der Regel der Preis, den der Hersteller dafür erzielen kann.

Die Produktionsmittel gehören den Unternehmen bzw. Einzelpersonen. Jeder ist selbst für seinen wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg verantwortlich. Wenn z. B. ein Unternehmen an den Wünschen der Verbraucher vorbei produziert, muss es damit rechnen, vom Markt verdrängt zu werden.

Welche Aufgaben hat der Staat in einer freien Marktwirtschaft?

Er schafft die gesetzlichen und institutionellen Rahmenbedingungen. Dazu gehören die Gewährleistung des Privateigentums, die Sicherung des freien Wettbewerbs und die Herstellung sozialer Gerechtigkeit. Auch sorgt der Staat durch Gesetzgebung dafür, dass einmal geschlossene Verträge eingehalten werden müssen. Darüber hinaus greifen die meisten Staaten auch steuernd in die wirtschaftliche Entwicklung ein (z. B. durch Wachstums- und Beschäftigungsförderung).

In der freien Marktwirtschaft gibt es keine Lenkung durch den Staat, z. B. existieren keine Vorschriften, was und welche Mengen die Unternehmen produzieren müssen oder wie hoch die Preise für bestimmte Waren oder Dienstleistungen sein dürfen.

Was ist das Kennzeichen der Planwirtschaft?

Alle Wirtschaftsprozesse werden durch den Staat in Wirtschaftsplänen im Voraus festgelegt. Die Unternehmen haben keinen Entscheidungsspielraum, was und wie viel sie produzieren, denn allein der Staat bestimmt Art und Menge der Güter. Die Planwirtschaft wird daher auch »Zentralverwaltungswirtschaft« genannt.

In der Planwirtschaft wird in der Regel ein Wirtschaftsplan für mehrere Jahre aufgestellt. Für die Betriebe ist die fristgerechte Erfüllung der Planvorgaben oberste Pflicht. Die Übererfüllung der Pläne wird durch Leistungsprämien belohnt. Bleiben die Leistungen hinter den Vorgaben zurück, so folgen daraus finanzielle Einbußen oder staatliche Zwangsmaßnahmen.

Übrigens: Der Plan legt nicht nur Produktionsart und -menge fest, sondern auch, für wen die Güter hergestellt werden. Somit sind auch die Haushalte in ihren Konsumentscheidungen nicht frei. Kaum ein Haushalt hat die Möglichkeit, einen Wirtschaftsplan nach eigenen Wünschen aufzustellen; er muss konsumieren, was angeboten wird. Das Angebot geht in einer Planwirtschaft häufig an der eigentlichen Nachfrage vorbei.

Wer legt in der Planwirtschaft die Preise fest?

Der Staat. In seinem Eigentum befinden sich im Sozialismus sämtliche Produktionsmittel. Sie gehören also nicht wie in der Marktwirtschaft Privatleuten. Bei der Preisfestsetzung achtet der Staat zumeist darauf, dass Grundnahrungsmittel wie Brot, Kartoffeln, Reis oder Ähnliches billig und für jedermann erschwinglich sind. Hingegen sind Güter, die vom Staat als Luxus angesehen werden (z. B. Kaffee), teuer.

Was will die Planwirtschaft?

Oberstes Ziel ist es, allen Menschen die gleichen Chancen zu bieten und den Wohlstand gerecht zu verteilen. Dies soll durch vorausschauende Planung geschehen, die das Risiko, falsche Entscheidungen zu treffen, möglichst ausschließen soll.

Doch eine allwissende Instanz, die sämtliche Pläne aller wirtschaftlich Tätigen kennt und ohne Widerspruch aufeinander abstimmen könnte, ist praktisch nicht vorstellbar. Die individuellen Bedürfnisse und Handlungsmotive aller Beteiligten können sich jederzeit in nicht vorausberechenbarer Weise ändern, was erfordern würde, einmal aufgestellte Pläne ständig zu überprüfen und korrekt anzupassen.

Bislang ist es in jedem Land, das sich der Planwirtschaft verschrieben hatte oder hat, zu wirtschaftlichen Problemen gekommen. Es gab oft Versorgungsengpässe, die Qualität der Produkte war schlecht und hohe Staats- und Parteifunktionäre haben Privilegien bei der Zuteilung bestimmter Güter genossen.

In der Industrie konnten die planwirtschaftlichen Ziele teilweise erreicht werden, doch gelang dies nur zu Lasten der Konsumgüterproduktion. Lebensmittel mussten rationiert werden. Die Grundversorgung wurde über Anrechtsmarken gesichert. Wer einen höheren Bedarf hatte, musste das Fünf- bis Sechsfache der staatlich garantierten Preise zahlen. Das bedeutete angesichts einer enttäuschenden Einkommensentwicklung vielfachen Verzicht.

Wie wirtschaftete die DDR?

1950 wurde nach sowjetischem Vorbild erstmals ein sog. Fünfjahresplan aufgestellt. Die Industrieproduktion sollte verdoppelt, die landwirtschaftlichen Erträge sollten um ein Viertel, das Volkseinkommen um 60 % erhöht werden.

Wer entwickelte die Idee von der Marktwirtschaft?

Der schottische Nationalökonom Adam Smith (1723–90). In seinem Hauptwerk »Untersuchung über die Natur und die Ursachen des Wohlstands der Nationen« (1776) stellte er die These auf, dass die Wirtschaft ein sich selbst regulierendes System sei, das ohne staatliche Eingriffe auskomme. Auf der Basis dieser Ideen entstand das Modell von der freien Marktwirtschaft.

Gibt es eine echte freie Marktwirtschaft?

Eine im weitesten Sinn »freie« Marktwirtschaft existiert nicht, da in allen kapitalistischen Ländern Eingriffe des Staates erfolgen, um die Defizite des Wirtschaftssystems auszugleichen. So versucht der Staat mittels Umweltauflagen die weitere Zerstörung der Umwelt durch eine ungehinderte Produktion einzudämmen. Zudem korrigiert er die marktbestimmte Einkommensverteilung dort, wo sie als ungerecht empfunden wird. Schließlich schützt er den Einzelnen vor gesellschaftlich nicht akzeptablen Folgen von Arbeitslosigkeit, Krankheit und Alter.

Wussten Sie, dass …

nahezu alle sozialistischen Staaten zur Vorausplanung der Produktion Fünfjahrespläne aufstellten? Der erste Fünfjahresplan wurde 1929 in der Sowjetunion eingeführt.

im ehemaligen Jugoslawien eine sozialistische Form der Marktwirtschaft galt? 1950 führte die Regierung ein System ein, bei dem das Eigentum an den Produktionsmitteln in der Hand der Beschäftigten lag.

die osteuropäischen Staaten ab Ende der 1980er Jahre nach und nach zur Marktwirtschaft übergingen? Die Planwirtschaft hatte sich als zu schwerfällig erwiesen, die Produktion dem Bedarf anzupassen.

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