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Neuer Trend: Crowdfunding für Games
In anderen Bereichen der Wirtschaft kennt man das Prinzip des Crowdfunding schon länger: Jemand hat eine gute Idee für ein Produkt oder Gerät, ihm fehlt aber das Geld, um es zu umzusetzen. Deshalb bittet er via Internet um Spenden. Jetzt ist dieser Trend auch in der Welt der Spieleentwickler angekommen: In den vergangenen fünf Jahren wurde Crowdfunding als Finanzierungsquelle schon von kleineren und größeren Gaming-Projekten genutzt.
Spenden statt Auftraggeber
"Junge Entwickler-Teams finanzieren auf diese Weise erste Games-Projekte, etablierte Studios testen, wie gut ihre neuen Spiel-Ideen beim Publikum ankommen", erklärt Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware. Das Prinzip ist immer dasselbe: Die Entwickler werben auf Crowdfunding-Portalen wie Kickstarter oder Startnext oder auf der eigenen Website mit ersten Eindrücken oder spielbaren Schnipseln um die Gunst und das Geld der Unterstützer.
Als Gegenleistung für den Vertrauensvorschuss gibt es signierte Fan-Artikel, frühe Demo-Versionen, Vorverkaufsrecht oder sogar die Möglichkeit, einen Teil des Spiels mitzugestalten - je nachdem, wie viel in den digitalen Klingelbeutel geworfen wird.
100 Millionen für die unendlichen Weiten des Weltraums
Als einer der Wegbereiter dieser Finanzierungsform gilt der Spieleentwickler Tim Schafer. Der durch das Game "Monkey Island" bekannt gewordene Programmierer fand 2012 für sein Point&Click-Adventure "Broken Age" keinen großen Geldgeber. Deshalb wandte er sich an die Netzgemeinde. Mit großem Erfolg: Innerhalb von 24 Stunden kamen von zigtausend Fans mehr als eine Million Euro zusammen.
Noch mehr Vorschusslorbeeren bekam die Weltraum-Simulation "Star Citizen". In den vergangenen vier Jahren sammelte dieses Projekt, eins der wohl ambitioniertesten der Games-Geschichte, mehr als 116 Millionen US-Dollar ein. Als Gegenleistung verspricht Erfinder Chris Roberts seinen Unterstützern ein Massively Multiplayer Online Game in den unendlichen Weiten des digitalen Weltraums - mit Handel, Piraten, haufenweisen Aliens und unzähligen Raumschiffen.
Einziger Haken: Spielbar sind trotz vier Jahren Entwicklungszeit bisher nur kleinere Module. Auch ein finales Erscheinungsdatum gibt es bisher nicht. So wundert es kaum, dass auch die Kritik an dem ambitionierten Macher wächst. Ein Vorwurf: Missmanagement und Geldverschwendung. Allerdings war Roberts auch bei seinen legendären Großproduktionen wie "Wing Commander" nicht sonderlich pünktlich, womit er schon in den 1990er Jahren den Frust vieler wartender Fans auf sich zog.
Ohne Aufmerksamkeit kein Erfolg
Doch die Erfolge von "Lost Ember", "Broken Age" oder "Star Citizen" täuschen schnell über die harte Crowdfunding-Realität hinweg. Die Liste der gescheiterten Finanzierungsprojekte ist deutlich länger als die der Erfolgsgeschichten. So sammelte die deutsche Robinson-Crusoe-Simulation "Thousand Miles Out" zuletzt nur knapp 17.000 Euro ein. Geplant waren eigentlich 300.000 Euro. Erst im Juni scheiterte das Fantasy-Sammelkartenspiel "Fable Fortune" auf Kickstarter. Es kamen nur 50.000 US-Dollar zusammen, angepeilt waren 250.000 Euro.
Das sind keine Einzelfälle: So liegt die Erfolgsquote bei Kickstarter-Projekten bei rund 35 Prozent, bei Indiegogo sogar nur bei zehn Prozent. Wichtigster Grund für das Scheitern ist die fehlende Aufmerksamkeit. "Wer Unterstützer begeistern möchte, sollte in der Lage sein, eine gute Geschichte zu erzählen und vor allem auch zu erklären, welchen Mehrwert die Idee für die Unterstützer hat", sagt Denis Bartelt, Gründer der deutschen Crowdfunding-Plattform Startnext.
Hoher Aufwand
Eine weitere Schwierigkeit: Eine gut durchdachte Crowdfunding-Kampagne ist längst keine Besonderheit mehr. "Crowdfunding für Games hat sich zu einem knallharten Geschäft entwickelt", erklärt Michael Schade vom Hamburger Studio Rockfish. Vor allem die Anforderungen an die Kampagnen seien stark gestiegen. Reichten früher eine vage Skizze und gute Ideen für den Erfolg, ist heute ein Finanzierungsaufruf ohne den frühzeitigen Aufbau einer Community, die Entwicklung einer Marketing-Kampagne und vor allem vorzeigbaren Eindrücken des Spiels zum Scheitern verurteilt.
Damit nicht genug: Die einmal aufgebaute Community will mit regelmäßigen Updates informiert und im besten Fall noch an der eigentlichen Entwicklung beteiligt werden. "Erfolgreiches Crowdfunding kostet Zeit und Ressourcen - vor und während der Kampagne und auch danach", sagt Schade. Denn vernachlässigt werden treue Fans schnell zu erbitterten Kritikern.
Im Community-Aufbau für Crowdfunding-Kampagnen liegen aber auch Chancen: Die Games können stärker zusammen mit den Spielern und damit näher an ihren Vorstellungen entwickelt werden. Teure Marktforschung wird hinfällig. Außerdem macht dieser direkte Austausch die Spieleproduktion insgesamt demokratischer – und sorgt schon im Vorfeld dafür, künftige Abnehmer für das fertige Spiel zu schaffen.
Mehr Förderung wäre trotzdem nötig
Für kleine Entwickler-Teams ist der enorme Aufwand solcher Kampagnen daher oft nicht zu leisten. Maximilian Schenk vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware sieht den Trend zum Crowdfunding daher auch mit gemischten Gefühlen. "Aufgrund fehlender Produktionsförderungen auf Bundesebene stellen Crowdfunding-Kampagnen häufig eine der wenigen realistischen Finanzierungsmöglichkeiten von Games in Deutschland dar", sagt er.
"Spiele per Crowdfunding zu finanzieren sollte aber immer nur eine Möglichkeit sein, nicht die einzige", so Schenk. "Damit hierzulande und auch weltweit mehr Menschen Games aus Deutschland spielen können, benötigen wir mehr berechenbare und verlässliche Finanzierungsmöglichkeiten sowohl für junge und kleine Entwickler-Teams als auch für etablierte Entwicklungsstudios."