Lexikon
Architektụr
Baukunstdie profanen wie sakralen Zwecken dienende älteste aller bildenden Künste, deren Ergebnis die Behausung im weitesten Sinn ist. Baukünstlerische Betätigung setzt Sesshaftigkeit voraus; nomadische Völker haben keine Architektur geschaffen, doch sind Höhle, Hütte und Zelt als entwicklungsgeschichtliche Urformen der Architektur anzusehen. Der Begriff Architektur ist seit dem Mittelalter gebräuchlich, als sich Baumeister und -handwerker zu Werkstattgemeinschaften zusammenschlossen (Bauhütten). Die Teilung in Profanbauten (weltlicher Zweck) und Sakralbauten (Tempel, Kirchen, Grabarchitektur) hat die Entwicklung der Architektur von ihren Ursprüngen an in allen Kulturen bestimmt. Während die griechische Architektur vor allem auf den Sakralbau (Tempel) ausgerichtet war, gab die Architektur der Römer dem reinen, oft monumental gebildeten Zweckbau den Vorrang und schuf mit dem Einsatz neuer technischer Mittel die Grundlagen für die spätere Entwicklung der Ingenieurarchitektur. Im europäischen Mittelalter bestanden Zweck- und Sakralarchitektur fast gleichrangig nebeneinander; wechselseitige Einflüsse lassen sich besonders im Kirchen- und im Burgenbau erkennen. Das künstlerische Schmuckbedürfnis erstreckte sich vielfach auch auf Brücken- und Torbauten, auf Wohnhäuser, vor allem aber auf öffentliche Gebäude. Während der Renaissance und des Barocks war außer der Kirche der Palast das vom Schmuck- und Ordnungswillen bevorzugte Objekt der Architektur.
Architektur: Bekannte Bauwerke
Bauwerk | Ort/Land | Höhe (in m) |
Burj Khalifa | Dubai/Vereinigte Arabische Emirate | 828 |
CN Tower | Toronto/Kanada | 553 |
Taipeh 101 | Taipeh/Taiwan | 508 |
Petronas Towers | Kuala Lumpur/Malaysia | 450 |
Sears Tower | Chicago/USA | 443 |
Jin Mao Building | Shanghai/China | 421 |
Two International Finance Centre | Hongkong/China | 415 |
CITIC Plaza | Canton/China | 391 |
Empire State Building | New York/USA | 381 |
Bank of China | Hongkong/China | 369 |
Burj Al Arab Hotel | Dubai/Vereinigte Arabische Emirate | 321 |
Chrysler-Hochhaus | New York/USA | 319 |
Eiffelturm | Paris/Frankreich | 300 |
Woolworth-Hochhaus | New York/USA | 241 |
Golden Gate Bridge | San Francisco/USA | 227 |
Washington-Obelisk | Washington/USA | 170 |
Ulmer Münster | Ulm/Deutschland | 162 |
Kölner Dom | Köln/Deutschland | 157 |
Kathedrale in Rouen | Rouen/Frankreich | 151 |
Straßburger Münster | Straßburg/Frankreich | 142 |
Cheops-Pyramide | Gizeh/Ägypten | 137 |
Stephansdom | Wien/Österreich | 137 |
Petersdom | Vatikanstadt | 133 |
Kathedrale in Antwerpen | Antwerpen/Belgien | 123 |
Shvedagon-Pagode | Rangun/Myanmar | 116 |
Invalidendom | Paris/Frankreich | 105 |
Atomium | Brüssel/Belgien | 102 |
Berliner Dom | Berlin/Deutschland | 98 |
Die an den im 19. Jahrhundert entwickelten Eisenskelettbau (Kristallpalast in London von W. Paxton) anknüpfende zeitgenössische Architektur entwickelte sich aus dem Bestreben, die konstruktive Form von den sie kaschierenden historisierenden Elementen zu befreien und in ihrem Eigenwert ästhetisch anzuerkennen. Dieser Prozess setzte in den Bauten des Jugendstils ein und wurde vor allem im Expressionismus weiterentwickelt.
Neben dem mit Gerüstkonstruktionen arbeitenden Industriebau (Werks-, Ausstellungs- und Bahnhofshallen, Brücken) hatte noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert besonders die Wohnhausarchitektur baukünstlerische und vor allem städtebaulich-organisatorische sowie soziale Aufgaben zu bewältigen, die besonders in den USA in Angriff genommen wurden. Beispielgebend für die Formgestaltung, die konstruktiven Erfordernissen folgte, wirkten in den USA vor allem L. H. Sullivan und F. L. Wright, in England C. R. Mackintosh, in Deutschland und Österreich die zunächst dem Jugendstil verpflichteten A. Loos, O. Wagner, J. Hoffmann, P. Behrens und R. Riemerschmidt. Fantasievolle Ausdruckssteigerung, in Jugendstilbauten vorbereitet, kennzeichnet die Spätwerke des Spaniers A. Gaudí y Cornet ebenso wie Bauten von H. Poelzig, E. Mendelsohn und O. Bartning. Befruchtend auf die moderne Architektur wirkten nach dem 1. Weltkrieg die Ideen des Funktionalismus. Im russischen Konstruktivismus und in der niederländischen Gruppe De Stijl wurden die ästhetischen Ideale des Funktionalismus bis zu äußerster Konsequenz verwirklicht und verbanden sich mit den Bestrebungen des Bauhauses.
Die zunehmende, schon bald nach dem 1. Weltkrieg einsetzende Internationalisierung der modernen Architektur spiegelte sich in der Gründung der übernationalen Architektenorganisation CIAM (1928). Die Stilgegensätze verwischten sich; um so deutlicher zeichnete sich jedoch dabei das eigenwillig-geniale Schaffen einiger Architekten ab, die, wie Le Corbusier, F. L. Wright und A. Aalto, mit besonders kühnen Leistungen einem neuen Empfinden für Raum und Maße Ausdruck gaben. Während sich den Architekten im nationalsozialistischen Deutschland und in anderen diktatorisch regierten Staaten eine vom Klassizismus abgeleitete Monumentalarchitektur als die einzige Möglichkeit öffentlichen Bauschaffens bot, wurde in den USA auf dem Gebiet des Ingenieurbaus die Grundlage bereitet für neue Konstruktionssysteme, die nach dem 2. Weltkrieg auch im öffentlichen Bauen nutzbar wurden. Zu ihnen gehörten die bereits in den 1920er Jahren erfolgreich erprobte Schalenbauweise und das Hängedach, dessen Einführung der modernen Architektur neue ästhetische Möglichkeiten erschloss.
Wright, Frank Lloyd: Guggenheim Museum
Guggenheim Museum
© Corbis/Bettmann/UPI
München: Olympiastadion
Olympiastadion in München
© Corbis/Bettmann/UPI
Die Architektur der 1960er und 1970er Jahre fand, nachdem die Aufbauphase zur Beseitigung der Kriegsschäden abgeschlossen war, ihre Hauptaufgabe darin, die Umgebung des Menschen – den Wohnbereich wie den Arbeitsplatz – seinen persönlichen und gesellschaftlichen Bedürfnissen entsprechend zu gestalten. Diese Funktion konnte sie in vielen Fällen nicht erfüllen. Seit dem Ende der 1970er Jahre macht sich eine Abwendung vom Funktionalismus und die Suche nach historischer Kontinuität im Zeichen von Humanität und Umweltfreundlichkeit bemerkbar. Heute existieren unterschiedliche architektonische Haltungen und Ideologien offen nebeneinander, die eine Bereicherung auf allen Gebieten des Bauwesens zur Folge haben. Die großen Bauaufgaben am Ende des 20. Jahrhunderts und am Anfang des neuen Jahrtausends liegen im Bereich des Städtebaus, im Museumsbau und anderen öffentlichen Bauaufgaben sowie in multifunktionalen Zentren.
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