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Geld verdienen mit Videoblogging – wie geht das?

Clips zur Unterhaltung, Ratgeber für Kosmetik und Mode und Kochvideos – das Internet ist voll von ganz unterschiedlichen Videobeiträgen. Dahinter stecken meist Menschen, die sich zu Hause ohne professionelle Filmausbildung vor die Kamera setzen. Und den Zuschauern gefällt es: Es wimmelt nur so von Klicks, Likes, Abos und Kommentaren. Aber wie funktioniert das Videoblogging genau? Und wie lässt sich damit Geld verdienen?
Videoblogging

Beliebt sind die Video-Blogs besonders, weil für jeden Geschmack etwas dabei ist.

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Grundsätzlich sind Blogger Autoren, die in regelmäßigen Abständen eigene Artikel im Internet veröffentlichen. In ihren Blogs teilen sie ihre Gedanken oder Erfahrungen über spezifische Themen wie zum Beispiel Reisen, Beauty oder Sport. Fürs Videoblogging gilt das gleiche, wobei hier die Beiträge in Form von kleinen Filmen erscheinen. Auf Video-Plattformen wie etwa YouTube können die Zuschauer ihre Bewertung und Kommentare zu dem Blog abgeben und – wenn sie mögen – den Videokanal auch abonnieren, um bei einem neuen Beitrag benachrichtigt zu werden.

Von der Mode bis hin zu Meinungsbeiträgen

Und das Interesse der Menschen an diesen Videoblogs wird immer größer: Beispielsweise ist die Anzahl der täglichen Nutzer des Video-Portals YouTube auf weltweit mindestens zwei Milliarden Menschen angestiegen. Der Großteil der Zuschauer sind laut der „ARD/ZDF-Online Studie 2020“ die 14- bis 29-Jährigen, von denen knapp 80 Prozent mindestens einmal pro Woche Videos scha

Beliebt sind die Video-Blogs besonders, weil für jeden Geschmack etwas dabei ist: Neben Bloggern, die Schmink-Tutorials oder ihre Lieblingsklamotten zeigen, finden sich Kochanleitungen, lustige Challenges, Tipps zum Tanzen, aber auch ernste Meinungsbeiträge. Auch Workouts, Lernhilfen für die Schule und Ernährungstipps werden geteilt. Viele verfolgen zudem Blogger, die sich beim Spielen von Videogames filmen oder ihren ganzen Tagesablauf in sogenannten „Vlogs“ aufnehmen. Insgesamt werden Schätzungen zufolge allein auf YouTube jede Minute 400 Stunden Videomaterial hochgeladen.

Auch Beiträge zu Esports und Videospielen sind beliebt. Ein eigenes Genre sind zum Beispiel sogenannte Let's Play-Videos. Einzelne Gamer führen Spiele vor, kommentieren sie und geben praktische Tipps zum Meistern besonders kniffliger Stellen liefern.

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Warum wird man zum Video-Blogger?

Der Trend Videoblogger zu werden nimmt stark zu: „Influencer“, „Content-Creator“ und „YouTuber“ erscheinen gerade vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf den ersten Blick als Traumberufe – digital im Netz, unabhängig, flexibel und mit freier Zeiteinteilung. Und dabei präsentieren viele der Blogger täglich meist das, was sie ohnehin gerne machen. Dafür bekommen sie Feedback, sie knüpfen soziale Kontakte und kooperieren manchmal auch mit anderen Influencern.

Wer ein großes Publikum überzeugt oder gut unterhält, kann mit einem Video binnen kurzer Zeit Millionen von Zuschauern weltweit erreichen. Dadurch bauen Blogger sich eine Online-Präsenz auf, werden anerkannt und können sich dabei selbst verwirklichen. Die große Reichweite nutzen manche Social-Media-Stars auch, um auf Themen wie beispielsweise Nachhaltigkeit aufmerksam zu machen und andere Menschen zu animieren, sich dafür einzusetzen.

Aber das sind nicht die einzigen Gründe, die das Bloggen für viele heutzutage so interessant machen: Mit den regelmäßigen Videos verdienen sich einige der „Content-Creators“ tatsächlich auch ihren Lebensunterhalt oder eine Menge Taschengeld. Beispielsweise nahm Ryan Kaji mit seinem millionenfach abonnierten Kanal „Rayn´s World“ im Jahr 2019 über 21 Millionen Euro ein - eine Summe, die nur eine Handvoll Filmstars jemals erreicht.

Aber wie lässt sich mit Videoblogging Geld verdienen?

Aber wie kann man mit den Videos Geld verdienen? Ein Forscherteam um Fabian Hoose von der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat genau das untersucht. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, mit welchen Mitteln sich mit dem Bloggen und Vloggen Geld im Internet verdienen lässt. Dafür werteten sie zunächst rund 200 Blogposts und Videobeiträgen aus, in denen Blogger über ihre Arbeit berichteten. Zusätzlich führten sie Interviews mit 18 Bloggern und nahmen deren Blogtätigkeiten unter die Lupe.

Das Ergebnis: Tatsächlich gibt es laut der Forscher eine Vielzahl von Möglichkeiten, um über Videos und Posts Geld zu verdienen. Eine große Rolle spielt dabei die Zahl der Abonnenten und der „Views“ der Video-Kanäle. Denn je mehr Menschen die Videos anschauen, desto mehr Werbung können Blogger vor oder nach ihrem Video schalten. Bei YouTube werden sie beispielsweise ab einer Zahl von 1.000 Abonnenten und mehr als 4.000 Stunden Videomaterial in einem Jahr in das Werbeprogramm des Betreibers aufgenommen.

Zudem lockt eine große Reichweite auch Unternehmen an, die ihre Produkte direkt in den Videos präsentieren möchten, um neue Kunden für sich zu gewinnen. Wenn die Social-Media-Stars zum Beispiel Kleidung vorstellen, dafür werben oder den Firmennamen nennen, bezahlen die Unternehmen sie dafür oder sponsern das Video. Zudem führen sogenannte Affiliate-Links in der Beitragsbeschreibung unter den Videos die Zuschauer direkt zu dem Online-Shop, der die Produkte verkauft. Für jeden Klick auf diesen Link erhalten die Blogger eine zusätzliche Provision.

Wenn die Social-Media-Stars zum Beispiel Kleidung vorstellen, dafür werben oder den Firmennamen nennen, bezahlen die Unternehmen sie dafür oder sponsern das Video.

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Auch eigene Produkte bringen Geld

Hoose und seine Kollegen entdeckten aber auch andere Wege, auf denen Blogger Geld verdienen: Crowdfunding, bei dem die Zuschauer zu Spenden aufgerufen werden, wird beispielsweise im Internet immer beliebter. „Zudem hat YouTube im Jahr 2019 Kanalmitgliedschaften eingeführt, mit denen Zuschauer durch eine monatliche Zahlung `exklusive Mitgliedervorteile´ erwerben können“, erklären die Experten. Für Zuschauer, die diese Beiträge zahlen, machen die Blogger im Gegenzug zum Beispiel Live-Chats oder veröffentlichen zusätzliche Blogbeiträge.

Zudem gestalten einige der bekannten Influencer eigene Produkte wie Schmuckkollektionen, Pullover mit ihrem Logo oder E-Books. Diese Fanartikel verkaufen sie schließlich oft in eigenen Online-Shops an ihre Zuschauer. Und auch durch beispielsweise eigene Online-Sportkurse oder kostenpflichtige Podcasts nehmen sie Geld ein. Bei einer großen Online-Präsenz und Bekanntheit bauen sich manche Menschen damit eine Selbstständigkeit auf, so die Forscher.

Nicht unabhängig vom Arbeitgeber Google

Doch obwohl es auf den ersten Blick so scheint: Das Geldverdienen über Video-Plattformen funktioniert nicht wie von selbst, betonen die Experten. Sich eine „Community“ aus vielen Abonnenten aufzubauen, hängt nämlich auch von den Plattformbetreibern ab: Die Internetkonzerne wie Google und Facebook legen fest, welche Inhalte zulässig sind und veröffentlicht werden. Außerdem steuern sie über Algorithmen, was den Zuschauern wann auf YouTube und Co. angezeigt wird und lenken damit oft die Entscheidungen der Influencer.

Wenn Zuschauer beispielsweise häufig Beiträge von Katzen angezeigt bekommen, erhalten Blogger mit Katzenvideos mehr „Views“ und meist auch mehr Abonnenten. Wollen sie also viele Einnahmen machen, müssen sie sich möglichst nach den Algorithmen richten. Das erklärt den Forschern zufolge auch, warum einige Blogger abseits der großen Plattformen aktiv werden oder eigene Websites betreiben, um finanziell unabhängiger zu werden.

Videoblogging – ein Beruf?

Für Hoose und seine Kollegen belegen diese Ergebnisse, dass das Blogging eine neue Form von selbstständiger Internetarbeit ist, die ebenso wie zum Beispiel manche Fernsehshows oder Zeitungen vor allem durch Werbung finanziert wird.

„Dies ist insbesondere deswegen möglich, weil die Social-Media-Plattformen nicht nur der Unterhaltung und Kommunikation dienen, sondern zugleich auch als reichweitenstarke und zielgruppengenaue Werbeplattformen fungieren“, erklären die Experten. Welche Probleme hinter der Arbeit auf den Plattformen stecken, soll künftig weiter untersucht werden.

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