Lexikon
Messe
Musik
kirchenmusikalische zyklische Großform, umfasst das Ordinarium Missae (die Teile der Liturgie, die durch das Kirchenjahr hindurch gleich bleiben: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei) und das Proprium Missae (die Teile der Liturgie, die sich je nach dem Feiertag unterscheiden: Introitus, Graduale, Offertorium, Communio; später werden auch die Sequenzen, z. B. das Dies irae, hierzu gezählt). Im engeren Sinn ist jedoch nur das Ordinarium gemeint. Musikgeschichtlich hat die lateinische Messe im gregorianischen Gesang die größte Bedeutung (älteste Quellen aus dem 10. Jahrhundert); daneben weisen die Messe in griechischer Sprache, in slawischer Sprache und ferner die koptische Messe eine eigene Tradition auf. Die musikalische Gestaltung der lateinischen Messe führt stilistisch von der Ein- und Mehrstimmigkeit (Organum) des hohen und späten Mittelalters zur kunstvollen Polyphonie der franko-fläm. Musik als einem Höhepunkt der Gattung. Von den als Muster geltenden Messen G. P. da Palestrinas (16. Jahrhundert) führt der Weg zur Missa concertata, bis schließlich das konzertante Element überwiegt, so dass man von einem eigenen Messenstil sprechen kann. Dabei spielte die Mehrchörigkeit eine große Rolle. Bedeutendes Beispiel einer Barockmesse ist J. S. Bachs Messe in h-Moll. Im 18. Jahrhundert schufen J. Haydn und W. A. Mozart den Typus der sinfonischen Messe; Gipfel dieser konzertantsinfonischen Messe ist L. van Beethovens „Missa solemnis“ (1819–1823). Etwa gleichzeitig schrieb F. Schubert seine großen Messen. Einen neuen Kolossalstil vertrat F. Liszt. Im Gegensatz dazu führte A. Bruckner die Messe in den kirchlichen Raum zurück. Bedeutende Werke stammen auch von L. Cherubini und C. Gounod. Im 20. Jahrhundert haben sich, der musikgeschichtlichen Gesamtentwicklung entsprechend, Objektivierungstendenzen durchgesetzt, wobei vielfach auf alte Formen zurückgegriffen wird (H. Lemacher, E. Pepping, W. Burkhard, O. Messiaen, Z. Kodály, J. N. David, A. Pärd); ein wichtiges Beispiel für eine moderne Messenkomposition ist I. Strawinskys Messe für gemischten Chor, Holz- und Blechbläserquintett (1948).
Messe (Kulturtabelle).sgm
| Komponisten | Werke |
| Giovanni Pierluigi da Palestrina (um 1525-1594) | Missa Papae Marcelli (um 1562) |
| Johann Sebastian Bach (1685-1750) | h-Moll-Messe (1733-1747) |
| Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736) | Stabat Mater (1736) |
| Wolfgang A. Mozart (1756-1791) | Krönungsmesse (1779); Messe in c-Moll (1782/83); Requiem in d-Moll (1791) |
| Ludwig van Beethoven (1770-1827) | Missa solemnis in D-Dur (1819-1823) |
| Franz Schubert (1797-1828) | (Deutsche) Messe Es-Dur (1828) |
| Hector Berlioz (1803-1869) | Grande messe des morts / Requiem (1837) |
| Giuseppe Verdi (1813-1901) | Messa da Requiem (1874) |
| Charles Gounod (1818-1893) | Messe solenelle (1855) |
| Antonín Dvořák (1841-1904) | Stabat Mater (1877) |
| Leoš Janáček (1854-1928) | Glagolitische Messe (1926) |
| Olivier Messiaen (1908-1992) | Messe de la Pentecôte (1950) |
| Benjamin Britten (1913-1976) | War Requiem (1962) |
| Leonard Bernstein (1918-1990) | Missa brevis (1988) |
Modalnotation
Modalnotation
Dreistimmiges Organum (»Descendit in celis«) in Modalnotation aus dem 13. Jahrhundert. Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek
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Bruckner, Anton
Anton Bruckner
Anton Bruckner
© wissenmedia
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