Gerade erst hat das Wirtschaftsministerium einen Plan zur Stärkung der Windindustrie vorgelegt. Man will Deutschland unabhängiger machen und eine regenerative Energiequelle ausbauen, die einen bedeutenden Beitrag zur Energieversorgung leisten kann. . Windparks am passenden Standort können sogar einen erheblichen Beitrag der Deckung des industriellen Großbedarfs decken. Klar ist aber auch: Zulassung und Bau sind mit erheblichem Aufwand verbunden. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie alles abläuft.
Planungsphase: Standortprüfung und Genehmigung
Planung und Genehmigung von Windkraftanlagen wurden schon von den Vorgängerregierungen erleichtert. Zuletzt wurde eine noch unbürokratischere Genehmigung auf den Weg gebracht, um den Ausbau von Windparks auch abseits von Küstenregionen zu beschleunigen. Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt, dass dieser Schritt mit Unterstützung der Landesregierungen durchaus gelungen ist. In Ländern wie Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern hat sich die Zahl der Windräder in Waldgebieten und auf landwirtschaftlichen Flächen deutlich erhöht.
Von heute auf morgen lassen sich solche Anlagen jedoch nicht bauen. Sie erfordern deutlich mehr Planung als dies beispielsweise im Photovoltaik-Bereich der Fall ist. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die Standortbedingungen genau geprüft werden müssen. Es hängt damit zusammen, dass es sich bei Windkraftanlagen um eine enorm große und überragend leistungsstarke Stromerzeugung handelt. Den ersten Schritt auf dem Weg zum Windpark bildet eine kleinteilige Prüfung der Standortvoraussetzungen. Dabei erfolgt eine Flächen-Begutachtung. Unter den zahlreichen Faktoren, die man sich vor Ort ansieht, sind vor allem die folgenden Kriterien relevant.
Diese fünf Dinge werden geprüft:
- Windpotenzial: ausreichende durchschnittliche Windgeschwindigkeit, abhängig vom Anlagentyp und der Wirtschaftlichkeitsberechnung (oft ab etwa 5 m/s, teils auch darunter).
- Abstand von Wohngebieten: Vermeidung von negativen Beeinträchtigungen für Menschen
- Abstand zu Naturschutzgebieten: Vermeidung von negativen Einflüssen für Tiere und Pflanzen
- Infrastruktur: sinnvolle Anbindung an das öffentliche Stromnetz
- Zugänglichkeit: Erschließungsmöglichkeiten durch Baumaßnahmen
Genehmigungsbedarf: Zahlreiche Gutachten müssen eingeholt werden
In der Planungsphase wird das Windpotenzial vor Ort erhoben. Dazu finden über eine längere Zeit Messungen der Windstärke auf der geplanten Nabenhöhe der Anlage statt (häufig zwischen 100 und 160 Metern, je nach Anlagentyp). . Zeitgleich werden Gutachten eingeholt, die Auskunft über das Ökosystem in der Umgebung liefern. Die gesammelten Informationen fließen in die Anträge auf Baugenehmigung für eine Windkraftanlage ein. Die rechtlichen Grundlagen für die Beantragung sind im Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) näher geregelt. Diese Vorschriften sollen sicherstellen, dass von der Anlage und den Bauarbeiten keine zu schädlichen Einflüsse auf die Umgebung ausgehen.
Speziell für den Windkraftanlagenbau schreibt der Gesetzgeber die Erstellung von eigenen Sachgutachten vor. Solche Gutachten werden von qualifizierten Sachverständigen für den Standort der Windräder erstellt. Anhand des konkret geplanten Kraftwerktyps muss geprüft werden, wie sich die Turbulenzen und der Schall auf die nähere Umgebung auswirken. Auch die Bodenbedingungen werden mit Gutachten überprüft. Oftmals werden im Zuge der Genehmigung ausgleichende Maßnahmen zum Schutz der Umwelt in der Umgebung beschlossen. Die Planungsphase wird von ausführlichen Gesprächen begleitet. Nachdem die Genehmigungen da sind, kann die Bauphase beginnen.
Bauphase: Erschließung, Fundamentaufbau und Installation
Als Nächstes werden die Zufahrtswege gebaut. Über diese Wege werden später große Teile der Windanlage transportiert. Meist müssen Leitungen verlegt werden. Produzierter Strom soll später schließlich seinen Weg ins Netz finden. Den nächsten Schritt im Prozess des Windkraftanlagenbaus bildet der Fundamentbau. Die massive Basis aus Beton und Stahl hält die schwere Anlage und gibt der ganzen Technik ihren Halt. Ein Fundamentbau ist mit großen Bauarbeiten verbunden. Oft sind während dieser Arbeiten bereits ausgleichende Maßnahmen zum Schutz von Tier- und Pflanzenwelt vorgeschrieben. Sie sind wichtig, weil ansonsten Tiere abwandern und auch die Vegetation sich verändern kann.
Erst wenn das Fundament steht, kann das eigentliche Windrad aufgebaut werden. Dafür werden die großen Teile einzeln zum Standort transportiert. Unter günstigen Wetterbedingungen können mit Hilfe von großen Baukränen der Turm und das darauf befindliche Maschinenhaus mit Generator aufgebaut werden. Im letzten Schritt werden die Rotorblätter eingesetzt. Beim Installieren der Rotorblätter sollte möglichst wenig Wind herrschen. Nachdem alles aufgebaut wurde, erfolgt eine professionelle Abnahmeprüfung. Mit ihr wird geprüft, ob alles korrekt aufgebaut wurde, die Windkraftanlage voll funktionstüchtig ist und ein sicherer Betrieb gewährleistet werden kann.
Inbetriebnahme: Abnahme und Testphase zur Leistung
Auch die Inbetriebnahme verläuft nach einem festen Plan. Der Anlagenhersteller stellt die Windkraftanlage an. Er führt seinerseits einen umfassenden Systemtest durch. Sämtliche Systeme werden aktiviert und der Reihe nach getestet. Mit Anbindung an das öffentliche Netz wird nun also noch einmal geprüft, ob alles nach Vorschrift verläuft. Wenn alles fehlerfrei funktioniert, gibt es eine Freigabe für die Anlage. Nach dieser offiziellen Freigabe übernimmt dann eine Betreiberfirma oder Energiegenossenschaft. In Genossenschaften können sich auch Bewohner der Region beteiligen. Über diese läuft künftig der wirtschaftliche Betrieb der Anlage und die Verteilung von grünem Strom.
Nach der offiziellen Freigabe geht es in die nächste Testphase. Die Windkraftanlage wird im Normalbetrieb über eine längere Zeit ständig überwacht. Mit einer peniblen Datenauswertung wird erstens geprüft, ob Störungen vorkommen. Zweitens wird die Leistung gemessen. Warum diese ausführlichen Tests gemacht werden? Windkraftanlagen sollen eine stabile Größe für das allgemeine Stromnetz sein. Das sind sie nur, falls sie jederzeit verlässlich und ohne Ausfälle Strom produzieren. Wenn die Testphase erfolgreich abgeschlossen ist, wird die Anlage vollständig und als festes Standbein des Normalbetriebs ins regionale Stromnetz aufgenommen.
Akzeptanz schaffen: Mit Windkraft Wege für die Region finden
Bis ein Windpark ein normaler Teil der regionalen Stromversorgung ist, steht damit ein langer Weg. Alles muss genehmigt, aufgebaut, geprüft und ausführlich getestet werden. Um den Betrieb kümmert sich am Ende ein Energieerzeuger oder eine Energiegenossenschaft. Viele dieser Unternehmen und Energiegesellschaften begleiten Planung und Aufbau von Anfang an. Anders als in früheren Zeiten interessieren sich moderne Betreiber von Windkraftanlagen für die Bedürfnisse der Region. Die Rolle der Betreiber hat sich deutlich gewandelt.
Beim Planen und Bauen von Windkraftanlagen ist der frühzeitige regionale Austausch mit Landwirten, Forstwirten, Umweltverbänden, der Kommune und dem Bundesland enorm wichtig. Die Gespräche liefern nützliche Informationen darüber, mit welchen Maßnahmen die Umwelt in der Region geschützt werden kann. Das Ergebnis: Bei vielen Windkraftanlagen fließt ein Teil des Gewinns zurück in den Schutz der regionalen Umwelt. So entsteht eine Windkraftanlage, die klimapolitischen Zielen dient und zugleich die Umwelt vor Ort mit konkreten Verbesserungen stärkt. Wichtig ist die Verbindung dieser beiden Ziele, weil Projekte andernfalls auch auf Widerstand stoßen können.
Wie Windparks zum regionalen Standortvorteil werden
Heute beliefern die Windparks in vielen Bundesländern Großbetriebe mit Strom. Im Gegensatz zur Solaranlage liefert das Windrad auch Strom, wenn abends die Sonne untergeht. Und es speist konstantere Erträge ins Netz ein. Unternehmen, die diese nutzen, werben mit ihrer grünen Ausrichtung. Mit einer zuverlässigen Windenergie wird die Energiewende zum Wettbewerbsvorteil. Selbst viele kleine Unternehmen werben mittlerweile damit, dass sie zu 100 Prozent auf Ökostrom setzen. Das florierende Geschäft um grüne Energie wirkt sich auch auf den regionalen Arbeitsmarkt aus.
Es gibt Energieunternehmen, die sich spezialisiert haben auf die Versorgung des Gewerbes mit zertifiziertem Ökostrom von Windkraftanlagen. Sie bieten passende Paketlösungen für Unternehmen unterschiedlicher Größe. Diese Pakete sind zudem mit einer gewissen Preisgarantie verbunden. Für die Kalkulation von Unternehmen sind solche Preiszusagen sehr hilfreich. An der Stelle kommen den Betreibern wiederum die ausführlichen Analysen aus der Testphase zugute. Mit Hilfe dieser Daten können sie die Anlagenleistung abschätzen und Preisangebote für den Windstrom festlegen.