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Mücken und Fliegen: Grazile und gedrungene Zweiflügler

Was verbindet Fliegen und Mücken?

Fliegen und Mücken haben viele Gemeinsamkeiten: Beide Gattungen gehören zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera). Sie kennzeichnet die Reduzierung der Hinterflügel zu Schwingkölbchen (sog. Halteren), die den Flug stabilisieren. Erwachsene Zweiflügler nehmen nur flüssige Nahrung zu sich, und zwar durch Stechrüssel – wie die Mücken und Bremsen – oder durch Tupfrüssel – wie die meisten Fliegen.

Bei vielen dieser Insekten haben die im Wasser oder Boden lebenden Larven keinerlei Ähnlichkeit mit den Vollinsekten, ja nicht einmal mit anderen Insektenlarven. Mücken und Fliegen durchlaufen eine vollkommene Verwandlung (Metamorphose). Während Mückenlarven gut ausgebildete Köpfchen haben, ist bei vielen Fliegenlarven der Kopf stark reduziert und Beine besitzen diese typischen Maden überhaupt nicht.

Tötet Spülmittel die Larven der Stechmücken?

Ja, problemlos! Im Frühjahr legen die Weibchen sog. Eischiffchen mit bis zu 400 Eiern auf die Wasseroberfläche. Auch die Larven hängen später an der Wasseroberfläche, und zwar mit dem Kopfende nach unten, da so die Tracheen am Hinterleibsende viel Luft enthalten. Insgesamt sind die Larven schwerer als Wasser und müssen sich mit dem Haarkranz an den hinteren Atemöffnungen in die Oberflächenspannung des Wassers »einklinken«, um nicht unterzugehen. Reduziert man diese Spannung, indem man – in einer Versuchsanordnung – nur einen kleinen Tropfen Spülmittel ins Wasser gibt, so sinken die Larven ab und ertrinken. Die sog. Blättchen am letzten Hinterleibsring, die man lange für Kiemen hielt, dienen offenbar nur der Salzaufnahme.

Was löst das Paarungsverhalten der Männchen aus?

Der Flugton der Weibchen. Die erwachsenen Männchen bilden Tanzschwärme. Fliegt eines der etwas größeren Weibchen in den Schwarm hinein, erkennen es die Männchen an seinem typischen Flugton, der – anders als der Ton bei den Männchen – ihre Fühler in Schwingung versetzt und das Paarungsverhalten auslöst. Man kann es sogar experimentell mit einer entsprechend gestimmten Stimmgabel in Gang setzen.

Übrigens: Die begatteten Weibchen der uns wohl am besten vertrauten Art, der Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens), überwintern gerne in Wohnungen, während die Männchen im Herbst sterben.

Machen Stechmücken krank?

Manche schon! Stechmücken übertragen etwa 100 Typen von Viren, von denen viele Gehirnhautentzündung hervorrufen können. Die 50 Arten der Fieber- oder Gabelmücke Anopheles, deren lange Kiefertaster mit dem Stechrüssel eine Art Dreizack bilden, verbreiten die gefürchteten Plasmodien, die Malaria-Erreger. Man erkennt die Mücken an ihrer Sitzhaltung: Während etwa die Gemeine Stechmücke den Körper parallel zur Unterlage hält, spreizt die Fiebermücke den Hinterleib schräg ab. Sie ist keineswegs auf warme Länder beschränkt, sondern treibt zum Beispiel auch in unseren Großstädten ihr Unwesen. Wahrscheinlich verbreitet sie auch die Erreger der Kaninchen-Myxomatose.

Die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) aus Afrika, die neben Gelbfieber auch Denguefieber überträgt, hat sich in den ganzen Tropen und Subtropen ausgebreitet. Wahrscheinlich kam sie – einschließlich der Viren – gegen Ende des 16. Jahrhunderts mit Sklavenschiffen nach Amerika, wo später beim Bau des Panamakanals viele Arbeiter an Gelbfieber und Malaria starben.

Des Weiteren verbreiten einige Arten der Kriebelmücken den Knotenwurm (Onchocerca volvulus), der Bindegewebsknoten von der Größe eines Hühnereies hervorruft und in Lateinamerika und Afrika 20 Millionen Menschen befallen hat.

Auch die im Lebensbereich des Menschen heimischen Fliegen übertragen etliche Keime, wie etwa die Erreger der Ägyptischen Augenkrankheit, darüber hinaus weitere Bakterien sowie Wurmeier und Einzeller. Der Erreger der Schlafkrankheit, Trypanosoma brucei, lässt sich von den Blut saugenden afrikanischen Tsetsefliegen in neue Wirte – Menschen und Großsäuger – transportieren.

Vor welchen Mücken muss man sich noch in Acht nehmen?

Zum Beispiel vor den oft nur einen Millimeter kurzen Gnitzen aus der Familie der Ceratopogonidae, die ihre Köpfe teils tief in die Haut stecken und Quaddeln hervorrufen. Schmerzhaft sind auch die Stiche mancher Fliegen wie der metallisch glänzenden Bremsen (Familie Tabanidae). Die Weibchen vieler Arten sind in der Lage, sich trotz ihrer Größe (bis zu 27 Millimeter) völlig lautlos dem Opfer zu nähern.

Richtig gefährlich können hingegen die Stiche der etwas größeren und eher wie Fliegen aussehenden Kriebelmücken (Familie Simuliidae) sein: Im Falle eines »Massenangriffs« vermögen sie, bedingt durch den Blutverlust und den Schock, selbst Rinder und Büffel zu töten.

Wie unterscheiden sich Große und Kleine Stubenfliege?

Es gibt verschiedene Kriterien, die uns wohl am meisten vertrauten Vertreter der Echten Fliegen (Familie Muscidae) zu unterscheiden. Zunächst einmal die Größe: Während die ausgewachsene Große Stubenfliege (Musca domestica) etwa 7,5 Millimeter misst, kommt die Kleine Stubenfliege (Fannia canicularis) auf nur 5,5 Millimeter. Die beiden Arten lassen sich außerdem gut anhand ihrer Maden unterscheiden: Während die Maden der Kleinen Stubenfliege behaart sind, bleiben die Maden ihrer großen Vettern gänzlich kahl. Zum Dritten weisen beide Arten höchst verschiedene Reproduktionsraten auf. Innerhalb eines Jahres bringt die Kleine Stubenfliege höchstens vier Generationen hervor. Dagegen kann ein einziges überwintertes Weibchen der Großen Stubenfliege – da von der Eiablage bis zur Geschlechtsreife des Nachwuchses nur zwei Wochen vergehen – zwischen dem 15. April und dem 10. September eines Jahres rein rechnerisch für 5,6 Billionen Nachkommen verantwortlich zeichnen. Eine solche Menge Fliegen würde insgesamt 80 000 Tonnen wiegen!

Sind Schmeißfliegen gefährlich?

Das kommt auf die Art an: Unter den Schmeißfliegen (Familie Calliphoridae) gibt es harmlose Faulstofffresser wie die Blaue Schmeißfliege (Calliphora vomitoria), deren Maden sogar zur Wundreinigung und -heilung eingesetzt werden können. Daneben kennen wir aber auch gefährliche Parasiten, deren Larven sich in lebendem Gewebe entwickeln. So richtet die amerikanische Art Callitroga hominivorax im Gesicht eines befallenen Menschen grauenhafte Zerstörungen an.

Was kennzeichnet Schwebfliegen?

Schwebfliegen (Syrphidae), die mit etwa 5000 Arten eine der größten Fliegenfamilien bilden, weisen einige Gemeinsamkeiten auf:Obgleich häufig wespenähnlich schwarzgelb oder schwarzweiß gemustert, sind Schwebfliegen allesamt harmlos. Zudem profilieren sie sich als geschickte Flieger; mit ihren Flügeln schlagen sie bis zu 300-mal pro Sekunde und es gelingt ihnen dabei, schwirrend in der Luft zu stehen. Die emsigen Blütenbesucher sind vom Beginn des Frühlings bis zum Spätherbst unterwegs, um Nektar und Pollen aufzunehmen. Nicht zuletzt haben sie gemein, dass die Larven vieler Schwebfliegen bedeutende Blattlausvertilger sind: Beispielsweise vernichten die Larven der Gemeinen Gartenschwebfliege (Syrphus ribesii) im Laufe ihrer eine Woche bis zwei Wochen dauernden Entwicklung mehrere 100 Läuse, indem sie diese mit den Mundhaken aufspießen und dann aussaugen. Indes gibt es auch schädliche Arten wie die Große Narzissenfliege (Lampetia equestris), deren Larven Speise- und Blumenzwiebeln aushöhlen.

Gibt es Fliegenlarven mit Schnorchel?

Ja, die bizarre, bis zu 20 Millimeter lange Larve der Schlammfliege oder Mistbiene (Eristalis tenax) entwickelt sich in Faulschlamm oder Gülle, wobei sie einen Schnorchel zum Luftholen benutzt, der am Hinterleib sitzt. Durch Veränderung des Blutdrucks kann dieser Schnorchel bis zu vier Zentimeter weit ausgefahren werden und hat der Larve der Schlammfliege den Namen »Rattenschwanzlarve« eingetragen.

Gibt es lebendgebärende Fliegen?

Ja, und zwar bilden Fledermausfliegen (Familien Nycteribiidae und Streblidae) und Lausfliegen (Familie Hippoboscidae) die höchst bemerkenswerte Gruppe der sog. Pupipara. Wie diese Bezeichnung andeutet, gebären sie allesamt bereits verpuppungsreife Larven, anstatt Eier zu legen.

Wovon leben Lausfliegen?

Lausfliegen sind Parasiten, die weltweit vorkommen und sich am Blut der Säugetiere und Vögel, in deren Fell oder Gefieder sie leben, laben. An ihr Dasein als Parasiten sind Lausfliegen bestens angepasst. Die Hirschlausfliegen (Lipoptena cervi) zum Beispiel verlieren, sobald sie ihre Wirte – Hirsche, Rehe, Elche oder Wildschweine – angeflogen haben, ihre Flügel, die sie dann auch nicht mehr benötigen; die Schaflausfliege (Melophagus ovinus) hingegen ist von Anfang an flügellos, da sie auf einen neuen Wirt hinüberkrabbeln kann, sobald sich die Herde zusammendrängt.

Beide Lausfliegenarten können, sofern sich die Gelegenheit dazu ergibt, auf Menschen übergehen: Ihre Stiche verursachen dort nach ein bis zwei Tagen Quaddeln und Blasen. Die drei bis neun Millimeter langen Tiere haben eine ledrige Haut und sind äußerst robust, so dass ihre Wirte sie nicht zerquetschen können. Auch sonst ähneln sie mit ihren abgeplatteten Körpern und kräftigen Krallen eher Flöhen oder Läusen.

Wozu benötigt die Wiesenschnake ihre extrem langen Beine?

Die Wiesenschnake benötigt ihre extrem langen Beine, um beim Klettern im Gras selbst bei starkem Wind nicht den Halt zu verlieren, da sie sich an mehrere Halme klammern kann. Zugleich gereichen der Schnake die langen Beine nicht immer zum Vorteil, da sie auch Fressfeinden gute Angriffsflächen bietet. Allerdings kann die Wiesenschnake zur Not – wie der Weberknecht – das vom Beutetier erfasste Bein einfach abwerfen.

Wussten Sie, dass …

nur die Weibchen der Gemeinen Stechmücke stechen, die Männchen dagegen ganz harmlos sind?

der Name der Zuckmücken (Chironomidae) auf die charakteristischen Zuckbewegungen der verlängerten Vorderbeine zurückgeht?

Hämoglobin, also der gleiche Farbstoff, der auch das Blut des Menschen einfärbt, die Larven der Zuckmücke rot färbt?

Warum ist die Fruchtfliege der Genetiker liebstes Haustier?

Weil die Genetiker ihr viele Erkenntnisse zu verdanken haben. Die nur etwa zwei Millimeter lange Kleine Fruchtfliege (Drosophila melanogaster), auch Tau- oder Essigfliege genannt, wurde um 1907 von dem US-amerikanischen Biologen Thomas Hunt Morgan (1866–1945) als Forschungsobjekt eingeführt, um zu beweisen, dass die Erbinformation der Lebewesen, also ihre Gene, auf den Chromosomen lokalisiert ist – eine Wahl, die sich in der Folgezeit als ideal herausstellen sollte.

Die Kleine Fruchtfliege lässt sich leicht züchten. Sie ernährt sich von gärendem Obst, das im Labor durch zuckerhaltigen Brei ersetzt wird. Ihre hohe Vermehrungsrate und die schnelle Entwicklung bis zum fertigen Insekt – eine Generation benötigt nur rund zwei Wochen für ihre Entwicklung – sind überdies vorteilhaft. Außerdem treten bei Fruchtfliegen ungewöhnlich viele Mutationen auf, also zufällige Abweichungen im Erbgut des Nachwuchses. Auch die Tatsache, dass Drosophila melanogaster nur vier Chromosomenpaare besitzt, erwies sich für die Erforschung als hilfreich.

Wussten Sie, dass …

Fliegen, die sich bevorzugt im Lebensraum des Menschen aufhalten, synanthrop (griechisch: »mit dem Menschen«) genannt werden?

Fliegen, obwohl sie sich ständig putzen, über und über mit Bakterien bedeckt sind, die auch auf unseren Speisen und unserer Haut verteilt werden?

Fliegen durch diese Bakterien Typhus, Ruhr, Tuberkulose und viele weitere Krankheiten übertragen können?

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