Lexikon
Haare
Zoologie
lateinisch PiliHaut: schematischer Längsschnitt
Haut: schematischer Längsschnitt
Schnitt durch die Haut eines Säugetiers. Die Oberhaut oder Epidermis wird innerhalb von drei Wochen vollständig erneuert, indem sie ständig neue Zellen bildet, während die oberen Zellschichten verhornen und absterben und fortlaufend abgeschilfert werden. Die Lederhaut besteht aus faserigem Bindegewebe, zugfesten kollagenen Fasern und dehnbaren elastischen Fasern, und verleiht der Haut Festigkeit. Die Unterhaut besteht aus lockerem Bindegewebe und Fettgewebe, das Wärme- und mechanischen Schutz bietet und der Energiespeicherung dient. Zahlreiche Blutgefäße in der Leder- und Unterhaut sorgen für Ernährung, Sauerstoffzufuhr und Wärmeausgleich. Nerven, deren Äste bis in die Oberhaut reichen, verleihen der Haut Empfindungsvermögen.
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Haar und Haarwurzel
Haar und Haarwurzel
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Kulturgeschichte
Die Art und Weise, in der das Haar zur Frisur geordnet wird, hängt bei allen Völkern und zu allen Zeiten vom Schmuckbedürfnis der Menschen sowie von der mythologischen und sozialen Bedeutung ab, die dem Haar gegeben wird. Nach dem Bericht der Bibel verlor Samson mit seinem Haar auch seine Stärke; denn langes Haar war den Männern der Assyrer, Babylonier, Perser und Ägypter ein Zeichen der Körperkraft. Im antiken Griechenland galt langes Haar als Geschenk der Götter für die Freien, deshalb wurde es den Sklaven abgeschnitten. Um 450 v. Chr. jedoch kürzten auch die Freien ihr Haar, während die Frauen es in einen Schopf fassten und durch Haarnetz oder Haube hielten. Die spätere griechische Haartracht übernahmen die Römer: Die Männer trugen nun die Haare kurz; die Römerinnen entwickelten zur Kaiserzeit kunstvolle Haartrachten aus Locken und Zöpfen, die durch falsche Haare verstärkt werden mussten. Der freie Germane trug je nach Stammeszugehörigkeit sein Haar halblang oder lang; bei den Franken hatte nur der König langes Haar. Die germanischen wie die keltischen Frauen ließen ihr Haar lang herabfallen oder steckten es mit Haarnadeln auf. – Die Mädchen des Hochmittelalters legten ihre langen Zöpfe nach vorn über die Schulter und flochten Goldfäden und Perlenschnüre ein; die verheirateten Frauen, „unter die Haube gekommen“, trugen das Haar unter Gebende (Bandwerk) oder Kopfbinde. Im Spätmittelalter bestanden mehrere Haarmoden nebeneinander. Karl der Schöne bevorzugte einen kurzen Haarschnitt. Die Frauen liebten die freie Stirn, das Hinterhaupt bedeckte ein Netz; Schläfenhaare wurden ausgezupft. Gemälde von A. Dürer, Raffael und Leonardo da Vinci überliefern den Madonnenscheitel, einen schlichten Mittelscheitel der Frauen. – Im 17. Jahrhundert wurde das Haar der Männer wieder länger getragen, das der Frauen nach spanischer Mode straff aus der Stirn gestrichen und am Hinterkopf in Zöpfen mit Nadeln, Bändern u. Ä. zur Kegelfrisur aufgetürmt. In Frankreich behielt man den Mittelscheitel bei und ließ Schlangenlocken auf die Schultern fallen. Die Allongeperücke Ludwigs XIV., die als Zeichen großer Gelehrsamkeit galt, wurde zum Vorbild für die männliche Haartracht seiner Zeit. Während die Herren später bestrebt waren, die Haarfülle in einem Haarbeutel im Nacken zu bergen, woraus sich die Zopftracht entwickelte, wurde die Haartracht der Frauen ständig umfangreicher und bildete bald, von Rosshaarkissen und mehreren Metern Gaze gestützt, die schmucküberladene Turmfrisur. Die Französische Revolution beendete die Verwendung von falschen Haaren und Puder. – In der Biedermeierzeit ließ man sie wieder länger wachsen, legte breite Flechten zu einem Kranz auf die Kopfmitte und ließ füllige Locken, waagerecht gedreht, über die Schläfen fallen. Um die Jahrhundertwende trugen Frauen den Chignon, einen tief im Nacken befestigten Knoten an einer glatten Scheitelfrisur.
Im 20. Jahrhundert wechselte die Haarmode sehr schnell. Allgemein bevorzugten die Frauen lange Haare; doch 1920 brachte der Bubikopf kurze Haare in Mode; ein noch kürzerer Herrenschnitt war die weibliche Haartracht bis 1930. Etwas länger war die Windstoßfrisur. Sie wurde von verschieden geformten, meist schulterlangen Haartrachten abgelöst, die durch Dauerwelle gelockt waren. In den 1950er Jahren war die vorherrschende Haarmode leicht gewelltes kurzes Haar oder Knoten, Mädchen trugen Pferdeschwanz; von 1959 bis etwa 1963 waren in Mode die Farah-Diba-Frisur, danach eine kurze glatte Föhnfrisur, die Löwenmähne oder glattes, langes Haar, in den 1970er Jahren luftgetrocknete Krause, sowohl komplizierte Zopffrisuren als auch knabenhafte Kurzhaarschnitte. Der Mann trug im 19. und 20. Jahrhundert meist kurzes Haar, wobei Bart oder Koteletten den modischen Wandel gaben. Nach 1963 wurde der Männerhaarschnitt allgemein etwas länger gehalten, beeinflusst durch die Beatle-Frisur. Zu Beginn der 1980er Jahre ging der Trend wieder zum Kurzhaarschnitt. Die 1990er Jahre brachten farbige Strähnen und die Frisur wurde mit Gel oder Haarlack in Form gehalten. Weitere Variationsmöglichkeiten geben Frauen wie Männern das Haarteil, das Toupet oder die Perücke. Haarfärbemittel, Haarnadel, Haarnetz.
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