Lexikon
Wale
CetaceaOrdnung der Säugetiere mit 86 Arten, die sich sekundär perfekt dem Wasserleben angepasst haben. Wale haben einen torpedoförmigen, strömungsgünstigen Körper, an dessen Ende eine waagerechte, halbmondförmige Schwanzflosse (Fluke) das Tier fortbewegt. Die Vordergliedmaßen sind flossenähnlich umgestaltet, die Hintergliedmaßen fehlen; der Beckengürtel ist bis auf 2 lose im Fleisch liegende Knochen verkümmert. Das Haarkleid ist bis auf Tastborsten bei den Bartenwalen rückgebildet. Auf der Rückenseite findet sich oft eine Rückenfinne (analog zur Fettflosse der Fische). Als Wärmeschutz und zur Verbesserung des Auftriebs dient ein bis zu 50 cm starkes Unterhautfettgewebe (Blubber). Wale haben Lungen und atmen Luftsauerstoff. Einige können allerdings bis zu mehr als zwei Stunden untergetaucht bleiben (z. B. Pottwal). Der Verständigung der meist sehr gesellig lebenden Wale dient ein umfangreiches, zum Teil im Ultraschallbereich liegendes Tonrepertoire(„Walgesänge“); auch die Ortung erfolgt durch Ultraschall. Das Gehirn der Wale ähnelt dem des Menschen, Teile der Großhirnrinde sind sogar stärker gefurcht und sind wohl verantwortlich für das große Lernvermögen der Wale.
Wal
Wal
© wissenmedia/Rita Reiser
Wale: Größenvergleich
Wale: Größenvergleich
© wissenmedia
Wale: Blauwal
Wale: Blauwal
© wissenmedia
Wale: Atemloch
Atemloch eines Wales
© RCS Libri & Grandi Opere SpA Milano/Il mondo degli animali
Wale: Narwal
Wale: Narwal
© wissenmedia
Wale: Strandung
Gestrandeter Wal
© RCS Libri & Grandi Opere SpA Milano/Il mondo degli animali
Nach einer Tragzeit von 10–13 Monaten wird meist ein Junges in Steißlage mit dem Schwanz voran geboren. Beim Saugakt spritzt die Mutter dem Jungen aus Zitzen, die am Hinterleib liegen, die fettreiche Milch in die Mundhöhle. Wale leben oft gesellig in so genannten Schulen. Die Wale sind entstanden aus Landtieren, die den Urhuftieren nahestanden.
Wale: Pottwale
Wale: Pottwale
© wissenmedia
Heute unterscheidet man 2 Unterordnungen: die Bartenwale und die Zahnwale. – Viele Walarten sind durch frühere Bejagung (Walfang) und die heute verbreitete Schleppnetzfischerei vom Aussterben bedroht. Ein bestehendes Walfangverbot wurde durch zahlreiche Ausnahmeregelungen durchlöchert. Eine zunehmende Bedrohung stellt die massive Lärmbelästigung unter Wasser durch die Schifffahrt, durch die Erkundung von Erdgaslagerstätten mit sehr starken Ultraschallemissionen oder militärischen Sonartests dar, die die empfindliche Echoortung der Wale stört und die Tiere töten kann, weil sie in Panik zu schnell auftauchen.
Treibnetze: Gefahr für Wale
Durch Überfischung wurden die küstennahen Fischbestände so stark dezimiert, dass die nationalen Fischereigesetze und Kontrollen verschärft werden mussten, um die wertvollen Nahrungsquellen zu schützen. Die Fischereiflotten reagierten auf diese veränderte Situation, indem sie auf die hohe See auswichen. Mangelnde Kontrollmöglichkeiten und noch ungenutzte Fischpopulationen versprachen auch hier wieder reiche Gewinne. Da die Fischbestände in den küstenfernen Meeresgebieten verstreuter vorkommen, wurden die Netze vergrößert: Bis zu 120 km lange Treibnetze fischen alles ab, was in sie hineingerät, und dies sind nicht nur die bejagten Thun- und Tintenfische oder Lachse. So dokumentierte die Umweltorganisation Greenpeace die Fangzahlen einer aus 20 Schiffen bestehenden japanischen Flotte, die in nur 3 Monaten neben mehr als 700 000 Thunfischen auch 4000 Haie und 6400 Delphine erlegte. Hinzu kommen Schätzungen, wonach jährlich Zehntausende von Dalls-Schweinswalen in den Netzen japanischer Tintenfischfänger zugrunde gehen und mindestens 2000 Gestreifte Delphine im Mittelmeer als Beifang durch die Jagd der Italiener auf Schwertfisch und Bonito umkommen. Auch der Nördliche Glattdelphin-, der Pazifische Weißseiten- und der Gewöhnliche Delphin wie auch viele andere Walarten sind stark gefährdet, denn die verwendeten Nylonnetze sind so fein, dass selbst das hoch entwickelte Sonarsystem der Zahnwale die Gefahr nicht erkennt.
Nach vorsichtigen Hochrechnungen bewegt sich die weltweite Tötung der Meeressäuger durch Hochseetreibnetze jährlich im Bereich sechsstelliger Zahlen. Bei einer Todeswand von 60 000 km Länge, die jede Nacht allein von asiatischen Fangflotten im Pazifik ausgelegt wird, ist diese Rechnung wahrscheinlich noch zu niedrig angesetzt, denn nicht mehr nur die Ursprungsländer der Treibnetzfischerei wie Japan, Taiwan und Korea, sondern auch Frankreich, England, Spanien, Irland oder Dänemark werfen mittlerweile ihre Fallen aus. Hinzu kommt, dass die synthetischen Netze nicht immer vollständig wieder eingeholt werden. So fangen jährlich weitere 1000 km Geisternetze alles ab, was in sie hineingerät, bis sie unter dem Gewicht ihrer Opfer zu sinken beginnen und noch Bewohner der Tiefsee unter sich begraben.
Nur wenige Länder haben bisher versucht, dieser ökologischen Katastrophe in ihren eigenen Hoheitsgewässern Einhalt zu gebieten (Neuseeland, Australien), oder haben gar den Treibnetzflotten die Hafenrechte entzogen (Südafrika, Mauritius). Zwar verbietet seit einiger Zeit ein Beschluss der Europäischen Gemeinschaft Treibnetze von mehr als 2,5 km Länge, doch wurde ihre Anzahl nicht limitiert. Und selbst wenn Treibnetze bald international verboten werden sollten, dürfte eine Kontrolle der Fangschiffe auf den Weltmeeren wohl unmöglich sein. Außerdem hat Japan, bekannt für seine ungewöhnliche Auffassung von wissenschaftlicher Forschung, bereits angekündigt, dass es zu Forschungszwecken die Treibnetzfischerei weiterbetreiben will.
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