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Verpackungen neu gedacht: Monomaterial soll Recycling erleichtern

Die Welt hat ein echtes Verpackungsproblem. Vor allem die Müllberge „to go“ sind kaum noch zu übersehen. Deshalb gehen Hersteller gemeinsam mit dem Einzelhandel neue Wege. Kaufland kündigte beispielsweise unlängst an, bei seinen Verpackungsmaterialien umzudenken und vor allem auf Folien zu verzichten und nachhaltige Verpackungsmaterialien in den Fokus zu rücken. Immer häufiger fällt in diesem Zusammenhang der Begriff „Monomaterial-Verpackungen“. Was dahintersteckt und welche Chancen sie beim Kampf gegen den Verpackungswahnsinn bieten, zeigt dieser Artikel.
Monomaterial-Verpackungen

© Huhtamaki

Materialmix: Das Entsorgungs-Chaos ist perfekt

So viel Plastik und Verpackungen mit einem Materialmix – das Entsorgungs-Wirrwarr ist bei vielen Endverbrauchern perfekt. Ein gutes Beispiel sind die klassischen Kaffeeverpackungen, welche aus komplexen Mehrlagenverbünden (Polyester, Aluminium und Polyethylen) bestehen und damit nicht recyclebar sind. Neue Monomateriallösungen aus Papier dagegen sind vollständig recyclebar und haben zudem einen geringeren CO2-Fußabdruck. Dieses Beispiel zeigt, wie aufwendig die richtige Entsorgung einer scheinbar herkömmlichen Verpackung sein kann. Ein Grund dafür sind vor allem die Materialmischungen, wie sie in den meisten Verpackungen zu finden sind.

Das Ergebnis sind nicht nur wachsende Müllberge und überforderte Entsorger, sondern häufig auch hohe Mehrkosten. Um den globalen Abfallstrom zu bewältigen, müssen neue Ideen für effektivere und ressourcenschonendere Verpackungen her. Erste Schritte werden bereits gemacht, denn viele Obst- und Gemüsesorten im Supermarktregal sind nicht mehr in Plastik gehüllt, sondern werden lose oder in einem wiederverwertbaren Netz angeboten. Auch die bislang bekannten kleinen Plastiktüten sind längst aus den Supermärkten verschwunden.

Monomaterial-Verpackungen sollen endlich Durchbruch im Müllmanagement bringen

Monomaterial-Verpackungen spielen eine immer wichtigere Rolle im Recyclingprozess. Sie bestehen aus sortenreinen Materialien und können deshalb deutlich leichter entsorgt und aufbereitet werden. Was auf den ersten Blick nach keiner großen Verpackungsrevolution klingt, ist spätestens bei den Zahlen für den Recyclingaufwand spannend. Ein Beispiel aus der Praxis sind Eiscremeverpackungen. Viele Anbieter steigen von Plastik auf die scheinbar harmlos wirkenden Papierverpackungen um. Doch damit das Eis seine schöne, cremige Konsistenz behält und bloß nichts tropft oder nässt, wird die Verpackung mit Kunststoffanteilen imprägniert. Damit ist sie keine Monomaterial-Verpackung mehr und lässt sich viel schwerer recyceln.

Findige Unternehmen gehen neue Wege. Ein Anbieter für nachhaltige Verpackungslösungen bringt in den USA eine Eiscreme-Verpackung auf den Markt, die zu 95 Prozent aus erneuerbaren biobasierten Materialien gefertigt wurde. Damit lässt sich die Verpackung deutlich einfacher in das Papierrecyclingsystem zurückführen. Dieser Innovator geht noch einen Schritt weiter. Interessierte Kunden können über einen QR-Code, der sich auf der Verpackung befindet, sogar mehr über das Thema Nachhaltigkeit und Recycling erfahren.

Künftig sollen mit der neuen Technologie und den innovativen Barrierelösungen weitere Verpackungen folgen. Dabei stehen drei Attribute immer im Fokus: vollständige Recyclingfähigkeit, Erschwinglichkeit und Schutz der Waren im Fokus. Selbst Verpackungen aus Polyethylen und Polypropylen werden dadurch zu einem echten Recycling-Erfolg. Hier nutzt das Unternehmen bis zu 95 Prozent Mono-PE und erhöht die Recyclingmöglichkeiten spürbar. Die künftigen Verpackungen werden sogar noch einen Schritt weitergehen. Bis 2030 sollen 100 Prozent kompostierbare, recycelbare oder wiederverwendbare Verpackungen im Umlauf sein. Eine Herausforderung, denn die Flexibilität und Materialeigenschaften, die Verbraucher bisher gewohnt sind, sollen dadurch nicht beeinträchtigt werden.

Verpackungen auch beim Sport neu gedacht

Das innovative Unternehmen Huhtamaki, was federführend in der Entwicklung der Monomaterial-Verpackungen ist und auch für die innovativen Eisverpackungen verantwortlich ist, wagte einen weiteren Erfolgsschritt: Eine Zusammenarbeit mit einem US-amerikanischen Fußballverein. Künftig werden bei den Heimspielen des Clubs Sporting Kansas City für die nächsten fünf Jahre nur noch kompostierbare und recycelbare Lebensmittelverpackungen zum Einsatz kommen. Damit soll das Konzept der neuen Verpackungen nicht nur in der Praxis erprobt werden, sondern auch die Fans sensibilisieren. Das Children's Mercy Park Stadion, die Heimspielstätte des Clubs, fasst 21.000 Zuschauer. Bei ausverkauften Rängen bedeutet das ca. 21.000 Chancen, auf mehr Nachhaltigkeit und neue Verpackungskonzepte aufmerksam zu machen.

Die Produktideen stellt Huhtamaki auch auf der Messe Interpack 2023 (vom 4. bis 10. Mai 2023 in Düsseldorf) vor. Was bereits mit großem Erfolg auf dem US-Markt begann, soll nun auch in Europa weitergeführt werden. Marco Hilty, Präsident desFlexibles Segments , ist zuversichtlich: "Wir haben ganz einfach die Zukunft flexibler Verpackungen neu gestaltet, indem wir neue Industriestandards für Monomaterial-Lösungen gesetzt haben.“

Hilty betont auch, wie entscheidend die nächsten Jahre für die Erreichung der Klimaziele werden und welchen Beitrag sein Unternehmen dazu leisten kann: „Diese großtechnischen Innovationen werden unsere Kunden dabei unterstützen, die Verpflichtungen zu erfüllen, die viele von ihnen eingegangen sind, wie z. B. bis zum Jahr 2025 nur noch recycelbare, kompostierbare oder wiederverwendbare Verpackungen zu verwenden, und sie werden die Richtung der zukünftigen Politik sowohl in der EU als auch weltweit bestimmen.“

Auch deutsche Fußballvereine wollen Müllberge reduzieren

Auch in deutschen Stadien tut sich einiges. Mittlerweile sind die Plastikbecher Geschichte und der Weg frei für Mehrweg. Höchste Zeit, wie der Blick auf den Plastikbecherverbrauch in den Stadien zeigt. In der Saison 2018/2019 verbrauchten die Vereine der Fußballbundesliga über 9 Millionen Einwegbecher. Mittlerweile reduzierte er sich auf ca. 1 Million Becher.

Der TSG Hoffenheim geht sogar noch einen Schritt weiter und will als Leuchtturm-Verein Beispiel vorangehen. Dafür wurde ein neues Abfallsystem im Stadion eingeführt. Ziel ist es, gar keinen Müll mehr zu produzieren. Bislang waren bei Heimspielen in einem ausverkauften Stadion ca. 3,6 t Abfall angefallen. Bis zum Frühjahr 2023 will der Verein die Menge um über 90 Prozent reduzieren. Ein wichtiger Bestandteil dabei sind die widerstandsfähigen Polyethylen-Becher. Sie lassen sich bis zu 400-mal wiederverwenden und können die Abfallmengen-Trendwende bringen.

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