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Spürhunde: Ein gutes Näschen auch für Corona

Hunde sind hervorragende Spürnasen – das wussten schon unsere Vorfahren. Doch erst in jüngster Zeit wird deutlich, dass die Vierbeiner damit auch in der Medizin wertvolle Hilfe leisten können – auch in der aktuellen Corona-Pandemie. Denn die Hunde erschnüffeln die subtilen Duftstoffe der Infektion im Speichel, Schweiß oder Urin der mit dem Coronavirus infizierten Menschen.
NPO / Tierärztliche Hochschule Hannover, 25.08.2021

Hunde übertreffen Menschen in ihrer Fähigkeit zu riechen um Längen – ihre Nase bietet deutlich bessere anatomische Voraussetzungen.

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Der Hund ist schon seit Jahrtausenden der engste Freund und Helfer des Menschen. Eine Eigenschaft, die ihn dabei schon immer besonders wertvoll machte, ist sein überragender Geruchssinn. Mit seiner Hilfe können die Vierbeiner der Duftspur eines Menschen oder Tieres folgen, Sprengstoffe detektieren oder Drogen erschnüffeln.

Die Supernasen

Hunde verdanken ihre guten Nasen gleich mehrere Faktoren. Zum einen haben Hundenasen eine viel größere Schleimhautoberfläche als die unsrige und eine innere Nasenform, die den Luftstrom optimal an den Geruchssensoren vorbeiführt. Zum anderen ist auch die Zahl der Riechzellen rund 40-mal größer als bei uns Menschen: Hunde besitzen 200 bis 300 Millionen solcher Geruchsrezeptoren, wie dagegen gerade einmal fünf bis acht Millionen. Immerhin steuern beim Hund mehr als tausend Gene das komplexe Riechsystem.

Dank dieser "Supernasen" kann ein Hund noch Duftstoffe wittern, die für uns und viele andere Tiere nicht detektierbar wären. So ist er beispielsweise in der Lage, einen Tropfen Blut in 50.000.000 Litern Wasser, das entspricht 20 Schwimmbecken olympischer Größe, zu erkennen. Aber auch in der Luft kann er Duftstoffe noch in starker Verdünnung wahrnehmen.

Diese Fähigkeiten machen die Hunde nicht nur zu guten Spürhunden, sondern auch zu wertvollen Helfern in der Medizin. Längst werden Hunde beispielsweise eingesetzt, um Diabetiker vor einem drohenden Entgleisen des Blutzuckerspiegels zu warnen. Andere Warnhunde wittern Moleküle, die unser Stoffwechsel freigesetzt, wenn wir an Krebs oder Malaria erkrankt sind.

Hunde sind aufgrund ihres gut ausgebildeten Geruchssinns in der Lage, Veränderungen am Menschen zu riechen, die medizinisch von Bedeutung sind. Zu den Spürhunden im medizinischen Einsatz zählen zum Beispiel Epilepsie- oder Diabetikerwarnhunde.

Corona-Infektion erschnüffelt

Dass Hunde sogar bei der Corona-Diagnose helfen können, haben schon zu Anfang der Pandemie einige Testtrainings mit erfahrenen Diagnosehunden bewiesen. Bei einem dieser Experimente wurden die Hunde zunächst trainiert: Sie schnüffelten an Urinproben gesunder und infizierter Personen und erhielten immer dann eine Belohnung, wenn sie bei Proben von Infizierten anschlugen. Forscher gehen davon aus, dass der Urin, aber auch andere Körperflüssigkeiten spezielle Moleküle enthalten, die auf eine Infektion hindeuten. Diese kann der Hund offenbar erkennen.

Und tatsächlich: Die Vierbeiner erkannten schon nach kurzem Training zuverlässig die Urinproben der mit SARS-CoV-2 infizierten Patienten. Die Rate der korrekt als positiv detektierten war dabei kaum niedriger als die eines gängigen Virustests mittels PCR. „Wir haben schon viel Erfahrung im Training von Hunden für die Erkennung von Krankheiten“, sagt Anna Hielm-Björkman von der Universität von Helsinki. „Aber es war fantastisch zu sehen, wie schnell die Hunde den neuen Geruch erkennen lernten.“

Verräterische Duftstoffe in allen Körperflüssigkeiten

Jetzt belegt ein Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover, dass Hunde den Geruch eines mit dem Coronavirus infizierten Menschen nicht nur am Urin, sondern auch an nahezu allen anderen Körperflüssigkeiten erschnüffeln können. Für das Experiment setzte das Forschungsteam zehn spezialisierte Spürhunden der Bundeswehr ein und trainiert sie zunächst nur mit Speichelproben von gesunden und infizierten Menschen. Wie erwartet war dies für die Supernasen kein Problem.

Doch nun folgte der verschärfte Test: Würde sich dieser den Tieren nur vom Speichel vertraute Geruch der Erkrankung auch in anderen Körperflüssigkeiten wie Schweiß oder Urin wiederfinden. Im Versuch wurden entsprechende automatisiert nach dem Zufallsprinzip verteilt – weder die beteiligten Hundeführer noch die Forschenden vor Ort wussten, welche Proben positiv waren und welche zu Kontrollzwecken dienten.

Das Ergebnis: Obwohl die Hunde nur mit Speichelproben trainiert hatten, erkannten sie auch beim Schweiß und Urin die Proben infizierter. Die diagnostische Sensitivität und Spezifität lag dabei jeweils deutlich über 90 Prozent. Das bedeutet: Die Hunde erkannten sowohl die nicht infizierten wie die infizierten Proben mit ähnlich hoher Treffsicherheit, dass die Rate von falsch-positiven oder falsch-negativen Ergebnissen bei nur wenigen Prozent lag.

„Alle wissenschaftlichen Mosaiksteinchen fügen sich nun zusammen und ergeben ein klares Bild: Der Geruchssinn des Hundes eignet sich hervorragend für die Erkennung von SARS-CoV-2-infizierten Personen", sagt Holger Volk von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Sein Kollege Albert Osterhaus ergänzt: „Es ist bekannt, dass infektiöse Atemwegserkrankungen spezifische flüchtige organische Verbindungen freisetzen können. Unsere Studie zeigt, dass Hunde diese flüchtigen organischen Verbindungen in verschiedenen Körperflüssigkeiten als Muster erkennen können."

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