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Fastenzeit: So gut tut der 40-tägige Verzicht dem Körper

Seit Aschermittwoch ist für viele wieder Fasten angesagt. Am liebsten verzichten die Deutschen dabei auf Süßigkeiten, Alkohol, Fleisch und Rauchen oder machen einen Digital Detox, bei dem Smartphone und Fernseher einfach mal ausbleiben. Doch wie schnell wirkt sich der bewusste Verzicht auch auf die eigene Gesundheit aus? Wie hält man die Fastenzeit am besten durch? Und welche Vorteile würde es bringen, sogar über Ostersonntag hinaus auf Schokolade, Bier und Co. zu verzichten?
AMA, 19.02.2024
Symbolbild Verzicht

© HappyNati, GettyImages (Hintergrundgrafik)

Fasten ist beliebt. Jeder zweite hat hierzulande bereits mehrere Wochen lang auf ein geliebtes Genussmittel wie Schokolade oder Zigaretten verzichtet, wie eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit zeigt. Gerade jetzt während der 40-tägigen christlichen Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag ist der bewusste Verzicht wieder hoch im Kurs.

Von der Wüste zum Digital Detox

Die Dauer der Fastenzeit ist angelehnt an die 40 Tage, die Jesus laut Bibel nach seiner Taufe fastend in der Wüste verbracht hat. Um es ihm gleichzutun, nahmen die frühen Christen zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag nur eine Mahlzeit am Tag zu sich und verzichteten außerdem auf Alkohol und Fleisch. Mit der Zeit lockerten sich diese strikten Fastenregeln ein wenig, sodass irgendwann nur noch Fleisch auf der Verbotsliste stand.

Mittlerweile „zählt“ das Fasten auch dann, wenn man bewusst auf ein Genussmittel seiner Wahl verzichtet – zum Beispiel auf Alkohol, Rauchen, Süßigkeiten oder Smartphone. Doch welche gesundheitlichen Vorteile bringt dieser Verzicht neben einem guten Gewissen?

Symbolbild Alkoholverzicht
Immerhin drei Viertel aller Fastenwilligen in Deutschland können sich vorstellen, mehrere Wochen lang eine Bogen um Bier und Wein zu machen.

© GettyImages, BrianAJackson

Alkohol: Das bringt der Verzicht

Alkohol ist regelmäßig Spitzenreiter auf der Liste jener Genussmittel, auf die wir Deutschen zur Fastenzeit am ehesten verzichten wollen. In der neuesten Forsa-Umfrage konnten sich ganze 77 Prozent der Fastenwilligen vorstellen, Bier und Wein mehrere Wochen lang unangerührt zu lassen. Wissenschaftlich betrachtet wäre das tatsächlich eine gute Entscheidung, denn selbst wenige Wochen ohne Alkohol bringen bereits große gesundheitliche Vorteile, wie Studien zeigen.

Demnach verbessern bereits zwei Wochen ohne Alkohol den Schlaf und steigern die Leistungsfähigkeit. Auch das Immunsystem wird stärker. Nach vier Wochen fühlen sich Betroffene in der Regel schon deutlich fitter, ihre Haut wird besser und ihr Blutdruck sinkt. Nach sechs Wochen zeigt sich der Alkoholverzicht an verbesserten Blutwerten und einer besseren psychischen Verfassung. Wer noch länger durchhält und auch nach den sieben Wochen Fastenzeit weiterhin auf Bier, Wein und Co. verzichtet, kann mit noch stärkeren gesundheitlichen Verbesserungen rechnen – zum Beispiel mit mehr geistiger Klarheit, einem gestärkten Selbstbewusstsein und höherer Potenz.

Süßigkeiten: Das bringt der Verzicht

Auf Platz zwei der beliebtesten Genussmittel, auf die Deutsche beim Fasten verzichten, landen in diesem Jahr die Süßigkeiten. 72 Prozent der Befragten können sich einen solchen vorübergehenden Zucker-Entzug ohne Kuchen, Schokolade und Limonade vorstellen. Ihr Körper dankt es ihnen: Schon nach drei bis vier Tagen ohne Zucker ist der Stoffwechsel in der Regel deutlich entlastet und der Blutzuckerspiegel stabil. Dadurch fühlen wir uns fitter und schlafen außerdem besser.

Darüber hinaus kann Zuckerfasten Entzündungen und Hautunreinheiten wie Akne abklingen lassen und den Geschmackssinn verfeinern. Wer einmal längere Zeit auf Zuckerbomben verzichtet hat, dem reicht nun auch deutlich weniger Süße im Essen. Langfristig betrachtet beugt das Diabetes und Gefäßschäden vor.

Fleischloses Menü
Im Durchschnitt essen erwachsene Deutsche etwa doppelt so viel Fleisch pro Woche, wie es gesundheitlich unbedenkllich wäre. Hier hilft leider nur eine längerfristige Ernährungsumstellung.

© iStock.com, aaseenaa

Fleisch: Das bringt der Verzicht

Auch Fleischverzicht ist unter Fastenden beliebt. 54 Prozent der Befragten können sich ein vorübergehend vegetarisches Leben vorstellen. Menschen, die sich sonst eher fleischlastig ernähren, werden während des Fasten aber wahrscheinlich keinen unmittelbaren Effekt spüren. Nur wer langfristig auf (rotes) Fleisch verzichtet, kann zum Beispiel sein Risiko für verschiedene Krankheiten, darunter Krebs und Alzheimer, deutlich senken und seiner Darmflora etwas Gutes tun. Doch in nur sieben Wochen ist davon eher wenig zu spüren.

Der World Wide Fund For Nature (WWF) schätzt allerdings, dass 40 Tage Fleischverzicht pro Kopf rund 77 Kilogramm CO2-Emissionen einsparen – so viele wie sonst der Stromverbrauch eines Zwei-Personen-Haushalts in derselben Zeit verursacht. Selbst vorübergehendes Fleischfasten tut daher zumindest der Umwelt etwas Gutes.

Rauchen: Das bringt der Verzicht

Für 50 Prozent derjenigen, die Fasten generell offen gegenüberstehen, ist auch ein Verzicht auf Zigaretten denkbar. Anders als beim Fleisch ist diese Umstellung für den Körper jedoch sofort spürbar. Schon nach gerade einmal acht rauchfreien Stunden verbessert sich in der Regel der Sauerstoffgehalt im Blut. Nach 24 Stunden ist bereits das Risiko für einen Herzinfarkt gesunken. Ab dem dritten Tag ohne Zigarette verbessern sich schließlich Geruchs- und Geschmackssinn.

Wer die gesamte Fastenzeit ohne Rauchen durchhält, der kann sich über eine insgesamt verbesserte Lungenfunktion freuen. Sport und sonstige Anstrengungen sind nun deutlich leichter zu bewältigen. Und wer außerdem bereits sieben Wochen ohne Zigarette durchgestanden hat, für den rückt auch ein kompletter Verzicht mit vielen weiteren gesundheitlichen Vorteilen in greifbare Nähe. Nach zwei bis fünf rauchfreien Jahren ist zum Beispiel das Schlaganfallrisiko wieder so hoch wie das eines Nichtrauchers. Und nach zehn Jahren ist das Lungenkrebsrisiko nur noch halb so hoch wie bei einer Person, die weitergeraucht hat.

Symbolbild Digital Detox
Digital Detox ist ein Trend gegen die mediale Dauerberieselung.

© Marta Sher, iStock

Smartphone und Co.: Das bringt der Verzicht

Ein Genussmittel der neueren Zeit sind digitale Medien. Sie haben jedoch den Ruf, uns durch ständige Erreichbarkeit zu stressen oder unser Selbstwertgefühl durch den Vergleich mit anderen zu schwächen. 42 Prozent der befragten Fastenwilligen können sich daher zum Beispiel vorstellen, den Fernseher sieben Wochen lang aus zu lassen. 26 Prozent wollen außerdem auf Internet, Computer und Handy verzichten. Ein solcher Digital Detox bringt tatsächlich einiges.

Zum Beispiel sorgt er dafür, dass wir besser abschalten können und somit Stress abbauen, wie die Internationale Hochschule berichtet. Auch verbessert sich unsere Schlafqualität, wenn wir kurz vorm Einschlafen nicht mehr in das wachmachende blaue Licht des Smartphones schauen. Nach einiger Zeit werden digital Fastende außerdem merken, wie sich ihre Konzentration und möglichweise auch ihre generelle Gesundheit verbessert. Denn ohne Handy und Co. haben wir mehr Zeit für Sport, Hobbies und Treffen mit Freunden, was sowohl unserem Körper als auch unserer Psyche guttut.

Tipps zum Durchhalten

Die gesundheitlichen Vorteile des bewussten Verzichts zur Fastenzeit sind also nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem fällt es nicht gerade leicht, geliebte Genussmittel von heute auf morgen einfach wegzulassen. Um die Zeit des Verzichts einfacher zu machen, kann es zum Beispiel helfen, sie mit Freunden oder Familienmitgliedern zu teilen. Wenn man gemeinsam versucht, seine Ziele zu erreichen, kann sich das positiv auf die Ausdauer und die Motivation auswirken. Auch kann es helfen, mit gezielten Belohnungen am Ball zu bleiben. Jemand, der auf Süßes fastet, sollte sich allerdings nicht unbedingt mit einer Tafel Schokolade für einen gelungenen zuckerfreien Tag belohnen, sondern eher mit einem netten Kinobesuch oder einem entspannten Schaumbad.

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