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Foodsharing

Der eine würde die Erdbeermarmelade und die Salami wegwerfen, der andere kann beides gut gebrauchen. Warum also nicht Person A mit Person B zusammenbringen? Das dachten sich auch die Macher der Web- und Smartphone-Plattform foodsharing.de, die im Dezember 2012 an den Start gegangen ist. Hier treten Menschen miteinander in Kontakt, die ihr Essen teilen wollen. Und damit wäre nach Modellen wie beispielsweise Car-Sharing und Couchsurfing der nächste Trend zum Teilen in Gang gebracht. Denn Deutschland hat längst seine Liebe zum Sharing entdeckt.
von wissen.de-Autorin Sylvie-Sophie Schindler

Die Idee von foodsharing.de greift aber noch weiter. Der Grundgedanke: Wer Essen teilt, wirft es nicht in den Müll. Jeder kann auf diese Art gegen die immense Lebensmittelverschwendung aktiv werden“, sagt Stephan Kreutzberger, Vorsitzender von foodsharing e.V. Und das tut Not, denn laut einer Studie der Universität Stuttgart schmeißt jeder Bundesbürger im Schnitt jährlich knapp 82 Kilogramm Lebensmittel in die Tonne – allen voran übrigens Singles. Und zwar nicht nur verderbliche Produkte. Sehr oft ist die Ware noch problemlos genießbar und sogar teilweise originalverpackt.

 

App weist künftig den Weg zum Ort der Übergabe

Valentin Thurn, Gründer von foodsharing.de, hat bereits mit seinem Dokumentarfilm „Taste the Waste“ Alarm geschlagen. Dass er mit seinen Aktionen den Nerv der Menschen trifft, zeigt unter anderem die Resonanz auf die Internetplattform: Über 2800 Foodsharer haben sich inzwischen registriert, rund 250 Kilogramm Lebensmittel konnten bereits vor dem Wegwerfen bewahrt werden. Dabei sein ist einfach: Auf der Website anmelden und einen Warenkorb mit den Lebensmitteln einrichten, die man kostenlos abgeben möchte. Man kann wählen, wo Interessenten die Ware abholen sollen, beispielsweise vor der eigenen Haustür oder an einem sogenannten Hotspot – einem zentralen Ort innerhalb der jeweiligen Stadt. Deutschlandweit sind bereits mehrere Städte aktiv dabei, Großstädte wie Köln, Berlin, München und Hamburg, aber auch zig Ortschaften jenseits der Ballungszentren. Demnächst sollen auch die Schweiz und Österreich dabei sein. Wer sich für die Angebote interessiert, kann die angebotenen Essenskörbe erstmal virtuell durchforsten. Mit angegeben ist die jeweilige Abholfrist. Die Kontaktaufnahme erfolgt ebenfalls online. Besonderer Service: Über eine Smartphone-App soll demnächst die Route zum Ort der Übergabe angezeigt werden. Mitmachen können übrigens nicht nur Privatpersonen, sondern auch Händler und Produzenten.

 

Fisch und Hack sind tabu

An andere weitergeben kann man, und das ist der Grundsatz bei foodsharing.de, „alles das, was man selbst essen mag“. Oder anders: Wer bei dem Käse, den er verschenken will, die Nase rümpft, sollte es lassen. Die Website informiert ausführlich, wie essbare Lebensmittel definiert werden und orientiert sich dabei an den Gesetzen der Lebensmittelkontrolle. Absolut tabu beim Essenstausch sind demnach Hackfleisch, Fisch und Speisen mit roh verarbeiteten Eiern. Auch Lebensmittel, deren Verbrauchsdatum überschritten ist, sind No-Gos. Hingegen darf eine fertig gekochte Suppe, von der etwa nach einer Geburtstagsfeier noch Reste übrig sind, angeboten werden. Auch die Früchte des Obstbaums im eigenen Garten könnten ein Angebot sein. Und wer nicht nur Lust hat auf Essen, sondern auch auf Gesellschaft, der kann bekannt geben, dass er mit anderen zusammen kochen mag. Und noch eine Variante, die allerdings noch in Planung ist: Demnächst soll es eine App geben, über die man auch von unterwegs Essen anbieten oder reservieren kann.

Dass Lebensmittel weitergegeben werden, dieses Prinzip wird bereits bei den über 900 Tafeln deutschlandweit praktiziert. Anders als bei foodsharing.de, das laut den Machern für jedermann gedacht ist, haben die Tafeln ihren Schwerpunkt darin, Lebensmittel an Bedürftige weiterzugeben. Dazu sammeln sie qualitativ einwandfreie Waren, die sonst im Müll landen würden, unter anderem bei spendenbereiten Märkten und Händlern. Auch hier wird der Lebensmittelverschwendung entschieden Einhalt geboten.

 

Planvoll gegen Verschwendung

Und wer sich an ein paar Regeln hält, kann selbst viel dafür tun, dass auf Deutschlands Müllhalden – hoffentlich – immer weniger essenstaugliche Lebensmittel landen. Neben fachgerechter Lagerung ist Planung, und zwar sowohl beim Einkauf als auch beim Kochen, das A und O. Ein Einkaufszettel schützt vor Fehl- oder Lockkäufen. Letztere landen besonders häufig in der Tonne, weil man sie eigentlich nicht braucht. Man kann übrigens auch mithelfen, den Warenausschuss im Supermarkt zu verringern: Pudding, der morgen schon gegessen wird, muss kein späteres, womöglich mehrere Wochen entferntes Mindesthaltbarkeitsdatum haben. Beim Kochen ist es wichtig zu lernen, die Mengen richtig einzuschätzen. Was übrig bleibt, kann oft, aber nicht immer eingefroren werden. Und: Mit Resten kann man jede Menge neue Gerichte zubereiten – inzwischen gibt es sogar Kochbücher, die sich darauf spezialisiert haben. Oder einfach der eigenen Fantasie freien Lauf lassen. Wetten, dass man so Gerichte kreiert, auf die so mancher Profikoch nicht gekommen wäre.

Entscheidend ist auch, zwischen Verbrauchs- und Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) unterscheiden zu können. Besonders das MHD sorgt vielerorts für Missverständnisse. Das MHD ist – freilich nur bei richtiger Lagerung - eine Qualitätszusage an den Kunden. Das Produkt kann oft lange nach dem abgelaufenem Datum problemlos verzehrt werden, allerdings sollte es noch ungeöffnet sein. Wer sich nicht sicher ist, sollte die Haltbarkeit mit seinen eigenen Sinnen überprüfen, mit dem so genannten Auge-Nase-Zungen-Check. Beim Verbrauchsdatum sieht die Sache anders aus. Lebensmittel, die so gekennzeichnet sind, sollten, wie es der Name nahe legt, bis dahin auch wirklich verzehrt sein.

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