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Trockener Frühling: Droht uns ein Rekordsommer?

In vielen Regionen Deutschlands war es im Februar und März 2025 deutlich wärmer und trockener als üblich. Setzt sich dieser Trend fort, könnte das verheerende Folgen für das Sommerwetter und die Landwirtschaft haben. Doch wie hätte das Wetter eigentlich aussehen müssen? Steht uns nun ein Hitzesommer bevor? Und wie soll das Wetter in den kommenden Wochen werden?
AMA, 14.04.2025
Landwirt prüft Ackerboden mit den Händen

© SimonSkafar, iStock

Viele von uns haben das milde, trockene Frühlingswetter der vergangenen Wochen zwar genossen, doch es war alles andere als normal für diese Jahreszeit. Tatsächlich war der März 2025 einer der heißesten und trockensten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilt. Üblich wären für diesen Monat rund 57 Millimeter Niederschlag gewesen – wir hatten aber nur 17,3 Millimeter. Auch der Februar war mit 23,4 statt der üblichen 53,2 Millimeter Niederschlag deutlich trockener als im langjährigen Mittel. Die unmittelbaren Folgen: trockene Böden und eine erhöhte Waldbrandgefahr. In den kommenden Monaten könnten wir den zu trockenen Jahresbeginn sogar noch deutlicher spüren.

Steht uns ein Hitzesommer bevor?

In der Vergangenheit war ein zu trockener Frühling häufig ein wichtiger Vorbote für einen von Hitzewellen geprägten Sommer. Wenn sich der aktuelle Wettertrend so fortsetzt, steigt die Wahrscheinlichkeit dafür auch in diesem Jahr. Manche Meteorologen gehen außerdem davon aus, dass sich in diesem Sommer eine sogenannte Hitzeglocke über Südost- und Mitteleuropa bilden wird. Dabei handelt es sich um ein zähes Hochdruckgebiet, das sich wie eine Kuppel über eine Region legt. Dadurch kann heiße Luft nicht entweichen und der Kuppelinhalt heizt sich immer weiter auf.

Besonders kritisch wären in diesem Zusammenhang die trockenen Böden, die es aktuell in weiten Teilen Deutschlands gibt. Denn sie heizen sich und die über ihnen liegende Luft schneller auf als feuchte Böden, was das Problem noch weiter verschärfen könnte. Wie heiß genau es diesen Sommer wird, lässt sich derzeit aber noch nicht sagen. Meteorologen gehen zwar davon aus, dass es in Zukunft immer häufiger zu Sommertemperaturen von 35 bis 40 oder sogar 45 Grad kommen wird, doch ob das auch auf den Sommer 2025 zutrifft, hängt auch von dem Wetter der nächsten Wochen ab. Nehmen die trockenen Böden durch anhaltende Regenfälle in der zweiten Aprilhälfte und im Mai wieder mehr Feuchtigkeit auf, könnte das einen Hitzesommer vielleicht noch abwenden oder zumindest abmildern.

Europakarte mit Niederschlagsdefiziten, Mai 2025
In weiten Teilen Mitteleuropas und Osteuropas sind die Böden viel zu trocken für diese Jahreszeit. Besonders betroffen sind die Ukraine, Belarus, Polen und Teile Deutschlands.

©  clim4cast

Trockene Böden und gefährdete Ernten

Die aktuelle Trockenheit ist jedoch nicht nur für die Wetterprognose im Sommer entscheidend, sondern könnte auch die Landwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen. Denn der Deutsche Wetterdient und der Klimadienst Clim4Cast melden eine außergewöhnlich starke Anomalie der Bodenfeuchte. Demnach liegen die Bodenfeuchte-Werte zurzeit regional deutlich unter dem langjährigen Mittel – und sogar noch unter denen des Dürrerekordjahres 2018. In Deutschland sind vor allem der Norden und die Mitte zu trocken – mit Folgen für Landwirte.

„Die Frühjahrstrockenheit trifft die Landwirtschaft in einer kritischen Phase. Für Winterkulturen wie Wintergetreide und Winterraps ist das Frühjahr die entscheidende Wachstumsphase mit hohem Wasserbedarf. Fehlt dieser Niederschlag, kann das zu erheblichen Ertragseinbußen führen“, erklärt Katrin Drastig vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie. „Bei Sommerkulturen wie Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln ist die Situation etwas differenzierter: Fehlt Wasser während der Keimung und Jugendentwicklung, führt das zu lückigen Beständen und ungleichmäßigem Aufwuchs.“

Besonders gravierend könnte sich die Trockenheit auch auf wichtige Kornkammern Europas auswirken, darunter Gebiete in Polen, Belarus und der Ukraine. „Die derzeit von extrem geringen Bodenfeuchtevorräten betroffenen Gebiete gehören zu den weltweit produktivsten Getreidestandorten“, erklärt Claas Nendel vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg. „Eine mögliche schlechte Getreidesaison als Folge einer intensiven Dürre kann sich erheblich auf den globalen Getreidemarkt auswirken.“

Aber genauso wie beim Sommerwetter ist auch in Sachen Landwirtschaft noch nicht alles verloren. „Kommen im April und Mai noch ausreichend Niederschläge, kann sich die trockene Situation im März und April rückblickend als durchaus positiv erweisen, denn die Betriebe konnten ihre Feldarbeiten bei trockenen Bedingungen und sehr guter Befahrbarkeit der Flächen sehr gut planen und umsetzen. In den vergangenen Jahren war dies in vielen Regionen aufgrund langanhaltender Niederschlagsperioden zu den Aussaatzeiten im Herbst und Frühjahr selten möglich, und die Aussaaten konnten nur unter suboptimalen Bedingungen oder gar nicht umgesetzt werden“, erläutert Til Feike vom Julius Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Deutschland.

Wetterwende könnte bevorstehen

Derzeit stehen die Chancen darauf, dass sich das Wetter in den nächsten Wochen wieder etwas normalisiert, tatsächlich gar nicht so schlecht. „Der April ändert sich beim Wetter grundlegend. Nur kurz kann er sich von seiner besten Seite zeigen. Doch auch der Blick in den Mai zeigt, dass Regen, Gewitter und kühle Luft nachlegen – besonders im Süden wird es richtig nass“, prognostiziert etwa das Wetterportal „wetter.de“. Damit könnte die Ostereiersuche zwar mancherorts wortwörtlich ins Wasser fallen, doch für Landwirtschaft und Sommerwetter wäre das ein dringend benötigtes Opfer.

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