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Erhard

Ludwig, deutscher Politiker (CDU), * 4. 2. 1897 Fürth, Bayern,  5. 5. 1977 Bonn; Volkswirt; bis 1942 Leiter des Instituts für Wirtschaftsbeobachtung an der Handelshochschule Nürnberg, 1947 Honorarprofessor in München, 1950 in Bonn; 1945/46 bayerischer Wirtschaftsminister, 1948 Direktor der Verwaltung für Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebiets;
Ein Trick öffnete Erhard den Weg zum Wirtschaftswunder
Ein Trick öffnete Erhard den Weg zum Wirtschaftswunder
Über die Einführung der Marktwirtschaft in den Westzonen 1948 berichtet Ludwig Erhard in seiner Autobiografie Wohlstand für alle (1962):

Tatsächlich wurde die Marktwirtschaft in Deutschland ... durch einige wenige Gesetze und durch kompromisslose Entschlossenheit eingeführt. Der Wille, etwas gänzlich Neues zu schaffen, fand seinen Niederschlag in dem Gesetzes- und Verordnungsblatt des Wirtschaftsrates, wo auf schlechtem, heute bereits vergilbtem Vorwährungsreformpapier das Gesetz über Leitsätze für die Bewirtschaftung und Preispolitik nach der Geldreform vom 24. Juni 1948 verkündet wurde.
Mit diesem Gesetz wurde dem Direktor der Verwaltung für Wirtschaft das Recht eingeräumt, mittel- oder unmittelbar und in einem Zuge Hunderte von Bewirtschaftungs- und Preisvorschriften in den Papierkorb zu befördern...
Bereits einen Tag später wurde die Anordnung über Preisbildung und Preisüberwachung nach der Währungsreform erlassen, mit der Dutzende von Preisvorschriften außer Kraft traten. Wir gingen dabei den einzig möglichen Weg: Es wurde darauf verzichtet, all das aufzuführen, was ungültig wurde, und nur das namentlich und ausdrücklich genannt, was noch Geltung behalten sollte. Damit war ein gewaltiger Schritt in Richtung auf das Ziel der Beseitigung einer unmittelbaren Einflußnahme der Bürokratie auf die Wirtschaft getan.
Was sich im Hintergrund dieses Übergangs zur Marktwirtschaft abspielte, ist der breiten Öffentlichkeit nie voll bewusst geworden. Nur ein Beispiel: Strenge Vorschriften der amerikanischen und englischen Kontrollinstanzen verlangten vor jeder Änderung von Preisvorschriften deren ausdrückliche Genehmigung. Woran die Alliierten allerdings nicht gedacht hatten, war, dass jemand überhaupt auf die Idee kommen konnte, diese Preisvorschriften nicht zu ändern, sondern sie einfach aufzuheben. So viel Kühnheit von einem Deutschen so kurze Zeit nach dem Kriegsende anzunehmen, passte nicht in die Denkkategorie einer Verwaltung, kurz nach einem überwältigenden Sieg.
Zugute kam mir, dass sich General Clay ... hinter mich stellte und meine Anordnungen deckte. Die Preisbildung deutscher Konsumgüter und wichtigster Nahrungsmittel war damit der alliierten Preisaufsicht entzogen.
beseitigte mit der Währungsreform die Zwangswirtschaft; seit 1949 MdB, 19491963 Bundeswirtschaftsminister, 19571963 Vizekanzler. Der Erfolg der von ihm und seinen Beratern geförderten wirtschaftlichen Liberalisierung nach dem Konzept der sozialen Marktwirtschaft verhalf dem „Vater des deutschen Wirtschaftswachstums“ in den 1950er Jahren zu großer Popularität im In- und Ausland. Erhard leistete einen bedeutenden Beitrag zu den Wahlerfolgen der CDU, der er sich 1949 politisch angeschlossen hatte. Eine förmliche Mitgliedschaft Erhards in der CDU ist nicht eindeutig belegbar.
Am 16. 10. 1963 wurde Erhard gegen den Widerstand K. Adenauers zum Bundeskanzler gewählt. Als solcher setzte Erhard, unter stärkerer Berücksichtigung der britischen Interessen, die westliche Integrationspolitik fort, ebenso die Wiedergutmachungspolitik gegenüber Israel (1965 Aufnahme diplomatischer Beziehungen). Nach der Bundestagswahl von 1965 kam es zu Schwierigkeiten in der Wirtschaft (Kaufkraftverlust der DM, Kohle- und Stahlkrise im Ruhrgebiet) und in der Außenpolitik (Spannungen mit Frankreich, Differenzen mit den USA wegen der Stationierungskosten für die US-amerikanischen Truppen in der Bundesrepublik Deutschland). In der Öffentlichkeit und der Partei wuchs die Unzufriedenheit. Der Koalitionspartner FDP zog wegen Unstimmigkeiten in Haushaltsfragen im Oktober 1966 seine Minister zurück. Erhard blieb bis zum 1. 12. 1966 Kanzler einer Minderheitsregierung. 1966/67 war er auch Vorsitzender der CDU.
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