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Erdbeben in der Geschichte

 

Frühe Hinweise auf → Erdbeben finden sich in fast allen religiösen Überlieferungen, insbesondere in der Bibel. Eine mystifizierende Schilderung eines Erdbebens dürfte darin beispielsweise diejenige vom Fall der Mauern von Jericho sein (Jos. 6, 1-21). Die ältesten, ausführlichen Berichte über Erdbeben liegen aus China vor. Sie reichen zurück bis 780 v. Chr. Aus dem Mittelmeerraum liegen Dokumente über Erdbeben vor, die mehr als 1500 Jahre zurückreichen. Mittelalterliche Chroniken berichten über Erdbeben im Jahr 1012 in Westfalen, im Jahr 1062 im Gebiet der Fränkischen Alb und über das bislang schwerste Erdbeben in Mitteleuropa: Im Jahr 1356 wurde Basel von einem Erdbeben mit der geschätzten → Magnitude von 7,4 völlig verwüstet, 300 Menschen kamen ums Leben. Mit dem Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755 begann man sich erstmals wissenschaftlich näher mit den möglichen Ursachen von Erdbeben zu beschäftigen.

Lissabon 1755:

1. November 1755, Allerheiligen. Die Straßen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon - sie galt damals als eine der schönsten Städte der Welt - waren für das hohe katholische Ereignis festlich geschmückt. Viele der über 250 000 Einwohner hatten sich in eine der zahlreichen Kirchen begeben. Gegen 9.30 Uhr schreckte sie ein Erdstoß aus der Morgenandacht. Gegenstände fielen von den Altären, und die Kirchengebäude begannen zu schwanken. Die Menschen flüchteten auf die Straßen, wo die umgebenden Gebäude wie Kartenhäuser zusammenfielen. Es folgten zwei weitere, noch stärkere Erdstöße. Eine gewaltige Staubwolke legte sich über die zerstörte Stadt. Menschen, die sich am Fluss Tejo in Sicherheit bringen wollten, wurden von einer gewaltigen Flutwelle erfasst. Wer den herabstürzenden Gebäudetrümmern und der Flutwelle entkam, verbrannte in der Flammenhölle, die nach dem Beben noch mehrere Tage lang in der Stadt wütete. Das katastrophale Erdbeben von Lissabon soll nach historischen Quellen mehr als 30 000 Menschen in Lissabon und Umgebung das Leben gekostet haben. Über 18 000 Gebäude wurden zerstört. Viele Menschen sahen in dem Erdbeben eine Strafe Gottes. Geistliche ermahnten zu Buße und Reue. Für die Wissenschaft in Europa war es hingegen ein wesentlicher Anstoß, sich erstmals intensive Gedanken über die Ursachen von Erdbeben zu machen. Das Erdbeben, mit dem → Epizentrum vor der Atlantikküste und einer geschätzten Magnitude von 9,0, war eines der schwersten Beben der Neuzeit. Der → Erdbebenherd (Hypozentrum) lag auf einer Bruchzone, die sich von den Azoren bis nach Gibraltar zieht.

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