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Wo kann ich CO2 sparen?
Die Klimasünder sind nicht nur die Industrie, die Kohlekraftwerke oder pauschal "der Verkehr" – wir selbst sind auch ein Teil davon. Denn unser Konsum, unsere Ernährung und unser Bedarf an Energie und Mobilität tragen dazu bei, den CO2-Ausstoß in die Höhe zu treiben. Bei allem was wir tun, hinterlassen wir unseren ganz persönlichen Klima-Fußabdruck.
Wie groß ist unser CO2-Fußabdruck?
Aber wie hoch ist dieser CO2-Fußabdruck? Wer wissen möchte, wie viel CO2 seine eigene Lebensweise generiert, der kann dies im Internet mithilfe eines CO2-Rechners ermitteln – beispielsweise auf der Webseite des Umweltbundesamtes. Grundsätzlich kann man aber sagen: Je höher das Einkommen, desto höher der eigene CO2-Fußabdruck. "Denn es ist so, dass Menschen mit höherem Einkommen in der Regel eine größere Wohnung besitzen, sie haben mehr Dinge im Haushalt, größere Autos, oft auch mehr Autos und sie reisen auch viel mehr", erläutert Bilharz. Das ist auch mit einer der Gründe, warum die meisten ärmeren Länder deutlich weniger Treibhausgas-Emissionen erzeugen als wir – noch.
"Der deutsche Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 liegt bei rund 11,6 Tonnen und damit deutlich über dem Weltdurchschnitt, aber auch noch deutlich über dem EU-Wert von acht bis neun Tonnen CO2 pro Person und Jahr", erklärt Michael Bilharz vom Umweltbundesamt (UBA). "Der Grund: Unser ganzer Konsum ist sehr stark auf der Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas ausgerichtet. Aber auch unser Fleischkonsum und die verknüpften Methanemissionen sind überdurchschnittlich hoch."
Gleichzeitig jedoch bietet ein gewisser Wohlstand auch eine Chance: "Man hat natürlich mit höherem Einkommen auch mehr Möglichkeiten CO2 einzusparen. Also beispielsweise durch eine ökologische Geldanlage in erneuerbare Energien, energetische Sanierungen, aber auch durch den Kauf von Bio-Produkten", sagt Bilharz. "Das heißt, Geld kann gut CO2 einsparen, neigt aber auch dazu, höhere CO2-Emissionen zu verursachen."
Das Fernziel: Runter auf eine Tonne CO2
Was aber kann ich persönlich tun? Und was bringt es für das Klima insgesamt, wenn jeder Einzelne seinen Alltag ändert? Um die Klimaschutzziele zu erreichen – also um die Erwärmung auf 1,5 bis zwei Grad über dem präindustriellen Niveau zu begrenzen – muss dieser CO2-Fußabdruck deutlich verkleinert werden. "Aus Klimaschutzgründen müssen wir spätestens bis 2050 auf unter eine Tonne Treibhausgas-Emission pro Person und Jahr kommen, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu halten", sagt Bilharz.
Klar ist aber auch: Unter unseren Rahmenbedingungen hier in Deutschland ist dies für uns Einzelne allein durch Alltagsmaßnahmen unmöglich zu schaffen. "Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe", sagt der UBA-Forscher. Dennoch kann ich als Privatmensch zumindest dazu beitragen, meinen persönlichen CO2-Fußabdruck zu senken.
"CO2-Sparen geht am besten mit dem Blick auf die Big Points, das heißt auf die Maßnahmen, die besonders viel CO2 einsparen können", erklärt UBA-Forscher Bilharz. "Ich frage: Beziehe ich Ökostrom? Nutze ich für Kurzstrecken mein Fahrrad? Ist mein Haus gut gedämmt? Kaufe ich Bioprodukte? Oder was auch effektiv ist: weniger tierische Lebensmittel zu konsumieren."
CO2-Sparen im Alltag: Was bringt wieviel?
Den mit Abstand größten Effekt hat es, Flugreisen zu vermeiden. So erzeugt ein Flug von Deutschland in die USA und zurück mehrere tausend Kilogramm CO2. Selbst ein Flug innerhalb Europas verursacht noch mehrere hundert Kilo CO2. Es ist daher durchaus effektiv und sinnvoll, wenigstens innerhalb Deutschlands und innerhalb Europas mit der Bahn statt dem Flugzeug zu reisen.
Ebenfalls einiges bewegen kann man mit einem Wechsel seiner Energieversorgung zu Ökostrom und klimaneutralem Biogas. Damit lassen sich im Schnitt mehr als zwei Tonnen CO2 pro Kopf vermeiden. Das ist immerhin rund ein Fünftel der durchschnittlichen CO2-Emissionen pro Kopf in Deutschland. Konkret bringt beispielsweise der Umstieg auf Heizen mit Biogas 1,5 Tonnen CO2-Einsparung, eine Solaranlage auf dem Dach spart 1,2 Tonnen und Ökostrom immerhin noch eine gute halbe Tonne CO2.
Der nächste Punkt ist die Alltagsmobilität: Wie fahre ich zur Arbeit oder Schule? Nutzte ich dafür das Auto, die Bahn oder das Fahrrad? Rund 19 Prozent des in Deutschland ausgestoßenen CO2 wird durch den Verkehr verursacht – und der ist zum großen Teil Individualverkehr – also vom Verhalten jedes Einzelnen abhängig. Klar: Um vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, müssen diese erst einmal verfügbar sein. Doch wer die Möglichkeit hat, Bus oder Bahn zu nutzen, der hilft seiner CO2-Bilanz: Öffentliche Verkehrsmittel verursachen nur etwa die Hälfte CO2 wie ein Auto für die gleiche zurückgelegte Strecke. Konkret kann ich dadurch bei einer Strecke von 25 Kilometern rund 320 Kilogramm CO2 pro Jahr einsparen.
Was bringt die Ernährung?
Viel CO2-einsparen können wir auch bei der Ernährung. Denn die Landwirtschaft und vor allem die Viehhaltung zählen zu den wichtigsten Treibhausgas-Produzenten. Eine Möglichkeit, dies zu beeinflussen, ist unser Fleischkonsum: Schon, wenn wir nicht jeden Tag Fleisch essen, kommt das unserer CO2-Bilanz zugute. "Wenn jeder Bundesbürger nur einmal pro Woche auf Fleisch verzichten würde, könnte das zu einer jährlichen Einsparung von rund neun Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen führen", sagt Tanja Dräger von der Umweltschutzorganisation WWF. "Das entspricht umgerechnet 75 Milliarden PKW-Kilometern." Wer ganz auf vegetarische Ernährung umstellt, kann seinen CO2-Fußabdruck immerhin um knapp 800 Kilogramm CO2 verkleinern.
Doch bei der Ernährung kommt es auch auf die Herkunft und Verarbeitung der Lebensmittel an: Ein tiefgekühlte und durch halb Europa transportiertes Produkt hat allein durch den Energie- und Kraftstoffverbrauch mehr CO2-Emissionen als das Gemüse vom Bauern um die Ecke. Das kann daher auch bedeuten, mal auf Südfrüchte zu verzichten und dafür saisonales, heimisches Obst zu essen.
Bringt das alles überhaupt genug?
Klar ist: Unter unseren Rahmenbedingungen hier in Deutschland ist es für uns Einzelne allein durch Alltagsmaßnahmen unmöglich, das Fernziel von nur einer Tonne CO2-Emissionen pro Kopf zu schaffen zu schaffen. "Wir müssen die Strukturen, die Anreize, die unser Verhalten lenken, so verändern, dass klimafreundliches Verhalten den Normalfall darstellt. Das gilt für die gesellschaftlichen Strukturen wie auch für die Alltagsstrukturen", betont Bilharz.
Zudem gibt es jedoch Möglichkeiten, über das eigene alltägliche Leben hinaus etwas für den Klimaschutz zu tun: "Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Es ist hilfreich, dabei zu wissen: Ich kann CO2 auch bei anderen, auch mit anderen einsparen. Zum Beispiel, indem ich in bestehende Klimaschutzprojekte investiere und so meinen eigenen CO2-Ausstoß kompensiere. Oder indem ich mich finanziell beim Ausbau erneuerbarer Energien beteilige. Das ist oft einfacher und wirkungsvoller, als mit schlechtem Gewissen kleine CO2-Einsparmöglichkeiten im Alltagskonsum detektivisch aufzuspüren."