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Frösche: Stimmgewaltig

Was zeichnet Frösche aus?

Charakteristisch für Frösche sind die langen Hinterbeine, mit denen sie weit und zielsicher springen können, ihre klebrige Klappzunge, die sie geschickt beim Fang von Beutetieren wie Fliegen oder anderen Insekten einsetzen, und bei den Männchen vieler Arten die Schallblasen, die als Resonanzkörper wirken und ihre Rufe verstärken. Denn wer in der Paarungszeit am lautesten quakt, lockt auch die meisten Weibchen an!

Die Eier der Froschlurche, zu denen neben den Fröschen auch Kröten und Unken gehören, werden fast immer außerhalb des Körpers befruchtet. Bei der Paarung umklammert das Männchen deshalb das meist etwas größere Weibchen von hinten und besamt den austretenden Laich. Da die Haut der Weibchen sehr glatt ist, haben sich an den Händen vieler Frosch- und Krötenmännchen Schwielen, Polster oder Dornen ausgebildet, damit sie bei der Paarung nicht so leicht den Halt verlieren.

Frösche haben zahlreiche Feinde: Etwa Störche, Reiher, Wasserschildkröten, Schlangen und manche Fledermäuse haben sie auf ihrer Speisekarte. Viel stärker setzt ihnen jedoch die Zerstörung ihren Lebensraumes durch Trockenlegung von Feuchtgebieten und das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln zu.

Übrigens: Eine der bis heute beschriebenen etwa 4 000 Arten der Froschlurche besitzt wie die Molche und Salamander auch im Erwachsenenstadium einen Schwanz: der Schwanzfrosch (Ascaphus truei).

Wie überstehen Frösche lange Phasen von Trockenheit?

Unter anderem durch Eingraben in den Boden, wie das Beispiel des Wasserreservoirfroschs (Cyclorana platycephala) zeigt, der in den heißen australischen Trockengebieten zu Hause ist: Er vergräbt sich tief im Boden und umgibt sich mit einer Schicht abgestoßener Hautzellen, die ihn vor Austrocknung schützt. Zusätzlich speichert er unter der Haut und in seiner Leibeshöhle viel Wasser. Nur nach heftigen Regenfällen kommt der »Regenfrosch« an die Oberfläche, um zu fressen und sich fortzupflanzen.

Einige Arten der Froschlurche beschränken sich dagegen völlig auf das Wasser als Lebensraum, so etwa Krallenfrösche, Wabenkröten und zahlreiche Echte Frösche. Bei anderen landlebenden Froschlurchen zeichnet sich dagegen der Trend ab, das Larvenstadium im Wasser stark zu verkürzen. Die rascheste Entwicklung durchlaufen nordamerikanische Schaufelfüße (Gattung Scaphiopus). Aus dem Laich, der in rasch austrocknenden Pfützen abgesetzt wird, schlüpfen bereits nach zwei Tagen Kaulquappen, die sich innerhalb von zwölf Tagen in fertige Frösche umwandeln.

Wer trägt eine »Gebärmutter« auf dem Rücken?

Die bis zu 20 Zentimeter lange Wabenkröte (Pipa pipa), sie zeigt ein höchst merkwürdiges Brutverhalten: Nachdem das Männchen die Eier im Wasser befruchtet hat, zwängt es sie in kleine Hauttaschen auf dem Rücken des Weibchens. Dort schlüpfen die Kaulquappen und wachsen heran, bis sie sich schließlich als winzige Jungfrösche (bzw. -kröten) aus der engen Kammer befreien. Bei den südamerikanischen Darwin-Nasenfröschen (Rhinoderma darwini) tragen dagegen die Männchen die Verantwortung für die Brut, die sie in ihren Schallsäcken beherbergen. Die Gruppe der Wabenkröten gehört zu den urtümlichsten und gleichzeitig eigenartigsten Fröschen, denn ihnen fehlt im Gegensatz zu allen anderen Fröschen nicht nur die Zunge, sondern sie sind zudem platt wie ein Pfannkuchen.

Übrigens: Vor der Entwicklung von chemischen Urintests wurden Frösche sozusagen als natürlicher Schwangerschaftstest genutzt: Injizierte man nämlich den Weibchen des in Afrika heimischen Glatten Krallenfroschs (Xenopus laevis) den Urin einer schwangeren Frau, so stießen sie ihre Eier aus. Da diese Tests meist in Apotheken durchgeführt wurden, nannte man den Frosch in Europa auch »Apothekenfrosch«.

Ist Froschhaut giftig?

Unter Umständen sogar hochgiftig, wie das Beispiel der Pfeilgiftfrösche zeigt, deren Gift die kolumbianischen Indianer für ihre Blaspfeile verwenden. Diese zwischen 1,5 und 6,2 Zentimeter »großen« Frösche, die in den mittel- und südamerikanischen Tropen leben, haben in der Umgangssprache gleich mehrere Namen: In Anlehnung an ihre Lebensweise werden sie als »Baumsteiger«, aufgrund ihrer Buntheit als »Farbfrösche« und wegen ihrer speziellen Verwendung als »Pfeilgiftfrösche« bezeichnet.

Anders als die meisten Frösche sind diese kräftig gemusterten, schockfarbenen Zwerge tagaktiv, denn in der Dunkelheit der Nacht wäre ihre Farbenpracht unnütz. Sie hat natürlich einen Sinn: Raubfeinde vor den hochgiftigen Drüsensekreten zu warnen. Bei dem Gelben Blattsteiger (Phyllobates terribilis) etwa führt schon eine Berührung zu Vergiftungen.

Übrigens: Die Tropen bergen besonders viele prächtig gefärbte Frösche, wie etwa das Goldfröschchen (Mantella aurantiaca) aus Madagaskar – ein orangeroter Farbfleck in der grünen Umgebung des Regenwalds. Nicht weniger fantastisch sind die mittel- und südamerikanischen Glasfrösche (Familie Centrolenidae) wie der nur etwa drei Zentimeter lange Nacktbauch-Glasfrosch (Centrolenella colymbiphyllum): Durch seine durchsichtige Bauchhaut kann man die inneren Organe erkennen und das Herz schlagen sehen.

Kröte oder Frosch: Woran kann man sie unterscheiden?

Typisch für Kröten ist zum einen ihre trockene, warzenreiche Haut, die vor übermäßiger Verdunstung schützt. Zum anderen haben Kröten im Gegensatz zu Fröschen keine Zähne; ihre Zunge ist jedoch gut ausgebildet. Im Allgemeinen sind Kröten plumper und untersetzter gebaut als die grazileren Frösche; sie haben zudem im Verhältnis zu ihrer Körperlänge kürzere und weniger muskulöse Hinterbeine. Deshalb sind sie nicht so sprungstark wie ihre grazileren Verwandten. Kröten sind zudem weniger an Wasser gebunden als Frösche und suchen Gewässer oft nur zum Ablaichen auf. Sie halten sich überwiegend auf dem Land auf und sind meist nur während der Nacht aktiv.

Echte Kröten (Familie Bufonidae) kommen in den gemäßigten und tropischen Zonen Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas in über 360 Arten vor. Mehr als die Hälfte von ihnen gehört zur Gattung der Kröten (Bufo).

Übrigens: Dass man Warzen bekommt, wenn man eine Kröte in die Hand nimmt, ist eine Mär. Dennoch sollte man sich die Hände waschen, wenn man eine Kröte angefasst hat, denn die Tiere können aus den bohnenförmigen, drüsigen Hautverdickungen hinter den Augen, den sog. Ohrdrüsen, ein giftiges Sekret ausscheiden. Dieses reizt die Schleimhäute und wirkt, wenn es in die Blutbahn gelangt, als ein starkes Gift.

Weshalb müssen Kröten wandern?

Weil sie für ihre Fortpflanzung auf das Wasser angewiesen sind. Viele Autofahrer kennen diese Szene: Plötzlich tauchen im Frühjahr auf Straßen, die in der Nähe von Gewässern liegen, massenweise Frösche und Kröten auf. Sie kommen aus ihren Winterquartieren und sind auf dem Weg zu ihren Laichplätzen. Dabei legen sie pro Tag Strecken von bis zu einem Kilometer zurück. Die Erdkröten beginnen schon auf der Wanderung, sich zu paaren, so dass die größeren Weibchen die Männchen huckepack weiterschleppen müssen. Am Teich oder Tümpel angekommen, legen die Weibchen nach einigen Tagen ihren Laich ab, der von dem Männchen besamt wird. Damit die Tiere Straßen gefahrlos passieren können, werden oft an gefährlichen Stellen Tunnel angelegt oder Krötenzäune errichtet.

Wo wurde eine Kröte zur Landplage?

In Australien. Dort führte man 1937 die bis zu 25 Zentimeter lange und bis zu 500 Gramm schwer werdende Aga-Kröte (Bufo marinus) ein, um sie bei der Schädlingsbekämpfung zu nutzen. Man ließ die gefräßigen Tiere unter anderem in Zuckerrohrfeldern frei, in denen sie Ratten und Insekten bekämpfen sollten. Doch inzwischen hat sich die Kröte, die ihr Gift über 30 Zentimeter weit verspritzen kann, in ihrer neuen Heimat so stark vermehrt, dass sie für die einheimische Fauna, aber auch für Haustiere und den Menschen selbst zur Plage geworden ist.

Dies trifft auf die in unseren Breiten heimischen Vertreter – Erdkröte (Bufo bufo), Kreuzkröte (Bufo calamita) und Wechselkröte (Bufo viridis) – glücklicherweise nicht zu. Aber auch sie produzieren ein giftiges Hautsekret, das als wirksames Mittel gegen Fressfeinde eingesetzt wird. Werden Erdkröten doch einmal angegriffen – zum Beispiel von einer Ringelnatter –, recken sie sich hoch und blähen sich auf, um möglichst groß zu erscheinen. Ihr gefährlichster Feind ist im Übrigen die Krötenfliege (Lucilia), deren Larven sich nach dem Schlüpfen in den Nasengängen sowie im Gehirn der Kröten einnisten und die Gewebe zerstören, so dass die Tiere eingehen.

Was versteht man unter dem Unkenreflex?

Beim Unkenreflex zeigen die Unken ihre auffällig grell gefärbte Unterseite. Damit reagieren auch die heimischen Rotbauchunken (Bombina bombina) und Gelbbauchunken (Bombina variegata) auf Gefahr: Fühlen sich die Tiere nämlich bedroht, krümmen sie den Rücken und heben Arme und Beine an, so dass die bunte Bauchseite sichtbar wird. Außerdem können Unken bei Gefahr so viel giftiges Sekret absondern, dass sie wie »eingeseift« erscheinen und sich nicht so leicht packen lassen.

Quaken alle Frösche gleich?

Nein, jede Art hat ihren eigenen »Gesang«. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass auch in einem Gewässer, in dem mehrere Arten gemeinsam musizieren, die richtigen Partner zusammenfinden. Im Übrigen sind es die Männchen, die bei den Fröschen den Ton angeben, die Weibchen bleiben weitgehend stumm. Beim Rufen presst das Männchen Luft aus den Lungen durch den Kehlkopf nach oben und bringt so seine Stimmbänder zum Schwingen, wobei es Mund und Nasenlöcher geschlossen hält. Der so erzeugte Ton wird durch eine oder mehrere Schallblasen verstärkt, die als Hauttaschen am Mundboden oder in den Mundwinkeln ausgebildet sind. Dabei ist die Tonhöhe innerhalb einer Art von der Körpergröße des Tieres abhängig. Auf diese Weise können sich paarungsbereite Weibchen durch genaues Zuhören ein »Bild« von dem werbenden Männchen machen, und Rivalen werden in die Lage versetzt, die Stärke ihres Konkurrenten abzuschätzen.

Wussten Sie, dass …

Amphibien recht alt werden können? So können Laubfrösche ein Höchstalter von 22 Jahren erreichen, Teichmolche bringen es auf 28 und Erdkröten auf etwa 40 Jahre, und Riesensalamander leben sogar 55 Jahre.

es einen 65 Kilogramm schweren Salamander gibt? Es ist der Chinesische Riesensalamander (Andrias davidianus), der bis 1,50 Meter lang wird.

Wussten Sie, dass …

Unken zu den Scheibenzünglern gehören? Die Bezeichnung bezieht sich auf ihre scheibenförmige Zunge, die am Mundboden angewachsen ist und deshalb nicht herausgeklappt werden kann.

man einst auch Schlangen als »Unken« bezeichnet hat? Dieser Sprachgebrauch war vor allem bis ins 17. Jahrhundert anzutreffen. Bei Jacob Grimm verbarg sich hinter einer »Unke« etwa die Ringelnatter und bei Alfred Brehm die Blindschleiche.

Was macht einen Krötenmann zur Frau?

Das sog. Bidder'sche Organ, ein verkümmerter Eierstock, der sich, wenn die Hoden entfernt werden, zu einem funktionsfähigen Eierstock entwickelt und so das Männchen zu einem Weibchen werden lässt – ein klassisches Beispiel dafür, dass bei Wirbeltieren das Geschlecht weitgehend durch Unterdrückung des anderen Geschlechts bestimmt wird.

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