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Ilias und Odyssee von Homer: Zwei Meilensteine der Weltliteratur

Was ist die Ausgangssituation der »Ilias«?

Die »Ilias« spielt im zehnten Jahr des Kriegs um die Stadt Troja (griechisch Ilion). Das in 24 Gesänge unterteilte Epos schildert die letzten 49 Tage des Kriegs, der mit dem Raub der schönen Helena durch den trojanischen Königssohn Paris begonnen hatte. Nachdem sich der griechische Heerführer Achilleus zurückgezogen hat, weil Agamemnon ihm seine Kriegsbeute wegnahm, die Fürstentochter Briseis, wendet sich das Glück zugunsten der Trojaner.

Warum rast Achilleus?

Anstelle des Achilleus führt sein Freund Patroklos die griechischen Truppen und fällt. Aus Wut tötet Achilleus Hektor, den Führer der Trojaner, im Zweikampf. Als er sich weigert, den Leichnam des trojanischen Königssohnes herauszugeben, bittet ihn dessen Vater Priamos, dem es schließlich gelingt, den Rasenden zu besänftigen. Die Haupthandlung, in die immer wieder Götter eingreifen, gipfelt in der feierlichen Bestattung des Hektor. Sie ist von vielfältigen Nebenhandlungen, Kommentaren, Vor- und Rückverweisen durchwoben, die kompositorisch straff auf das zentrale Thema bezogen sind, den bereits im »Prooimion« genannten »Zorn des Achill«.

Wovon handelt die »Odyssee«?

Die 24 Gesänge schildern, an die »Ilias« anknüpfend, die Erlebnisse des »listenreichen« griechischen Helden Odysseus, König von Ithaka, der sich nach dem Trojanischen Krieg einer zehnjährigen Irrfahrt unterziehen muss, bevor er zu seiner Gattin Penelope heimkehren kann. Die Handlung spielt sich in 40 Tagen nach dieser Irrfahrt ab, als Odysseus bei den Phaiaken landet, von diesen nach Ithaka gebracht wird und sich dort als Ehemann, Vater und König wieder etabliert. Dieser Erzählstrang wird immer wieder durch einen zweiten unterbrochen, in dem die Irrfahrt in der Rückschau aufgerollt wird.

Was passiert während der Irrfahrt des Odysseus?

Während Telemachos seinen Vater Odysseus sucht und eine Schar von Freiern Penelope bedrängt, wird Odysseus selbst an die Küste der Phaiaken geworfen, nachdem er sieben Jahre bei der Nymphe Kalypso gelebt hatte. Der Königstochter Nausikaa erzählt er seine Abenteuer: die Blendung des einäugigen Kyklopen Polyphem; den Aufenthalt bei der Zauberin Kirke; die Fahrt an den verführerischen Sirenen vorbei und zwischen den Seeungeheuern Skylla und Charybdis hindurch; den Raub der Rinder des Sonnengottes Helios und den Besuch im Hades, wo ihm ein Orakel seine Heimkehr prophezeite. Tatsächlich kehrt er nach Ithaka zurück, gibt sich seinem Sohn zu erkennen und tötet die Freier.

Worin unterscheiden sich »Ilias« und »Odyssee«?

Thematik, literarische Darstellung und Sprache der beiden Werke weisen große Unterschiede auf, weshalb verschiedene Theorien zur Lösung der »Homerischen Frage« – der Frage nach dem oder den Verfassern – entwickelt wurden. Während die »Odyssee« von einem vordergründig moralischen Anspruch zeugt und im Sieg des Guten über das Böse gipfelt (der Vernichtung der Freier durch Odysseus), erweist sich die »Ilias« in der Zeichnung ihrer Figuren und in ihrem Handlungsaufbau als ungleich differenzierter: Achilleus, Priamos und Agamemnon sind als Opfer und Täter zugleich in ein komplexes tragisches Geflecht verstrickt, in Leidenschaften und moralische Verpflichtungen – schon hier ist die Konzeption des Tragischen als »schuldloses Schuldigwerden« zu erkennen, die später von der Tragödie aufgegriffen wurde.

Woher kommt die Form des Epos?

Der Ursprung von »Ilias« und »Odyssee« liegt in epischen Formen (griechisch épos, »Wort«, »Erzählung«), die seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. entstanden waren und erst im 8. Jahrhundert v.Chr. zu Zyklen zusammengestellt wurden. Sie sind durch eine gehobene Sprache in Hexametern mit formelhaften Wendungen charakterisiert, die ihren Ursprung im mündlichen Vortrag umherziehender Sänger haben, die ihre Kunst an den griechischen Herrscherhöfen der Westküste Kleinasiens ausübten.

Hat es den Dichter Homer überhaupt gegeben?

Diese auf den ersten Blick widersinnige Frage ist durchaus berechtigt. Was über Homers Leben bekannt ist, basiert auf Vermutungen. Was wahr ist und was dem Reich der Legende angehört, wird sich nie ganz klären lassen, da es keine direkten Zeugnisse gibt. So lebte Homer wohl im 8. Jahrhundert v.Chr. im kleinasiatischen Raum. Als Geburtsorte wetteifern unter anderem Athen, Ithaka und Chios miteinander, gestorben ist er vermutlich auf der Insel Ios. Schon in der Antike wurde über seine Herkunft gerätselt. Aus dieser Zeit stammt auch das tradierte Bild, das ihn als mittellosen, blinden Wandersänger sieht, der von Adelshof zu Adelshof zog. Seine Kenntnisse des aristokratischen Milieus könnten dafür sprechen, ihn aber andererseits als Angehörigen einer höheren Schicht ausweisen.

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