Wissensbibliothek

Adam Smith: Theoretiker des Wirtschaftsliberalismus

Was weiß man über die ersten Jahre Smiths?

Nur wenig ist über die Kindheit Adam Smiths bekannt: Getauft am 5. Juni 1723 als Sohn eines Zollbeamten im schottischen Fischerdorf Kirkcaldy, soll er mit vier Jahren von Zigeunern entführt worden sein. Nach einer Verfolgungsjagd wurde er wieder freigelassen – »Er hätte einen schlechten Zigeuner abgegeben«, schrieb ein Biograf. Aus dem Kind wurde ein bedeutender Moralphilosoph und einer der Begründer der Nationalökonomie.

Welche Ausbildung erhielt Adam Smith?

Mit 14 Jahren besuchte Smith die Glasgower Universität, zu dieser Zeit ein Zentrum der schottischen Aufklärung. Öffentliche Vorträge in Edinburgh brachten dem 27-Jährigen im Jahr 1751 eine Professur in Glasgow ein, wo er nach eigenem Bekunden die glücklichste Zeit seines Lebens verbrachte. Hier verfasste er sein erstes Werk, die »Theorie der moralischen Empfindungen«. Stark engagiert in der Universitätspolitik und der Glasgower Gesellschaft, machte er die Bekanntschaft von Adligen, Regierungsmitgliedern, Kaufleuten und Wissenschaftlern. Eine lebenslange Freundschaft verband ihn mit dem Philosophen David Hume.

Warum verließ der Philosoph die Universität?

1764 gab Smith seine Professur auf, um eine besser dotierte Position als Privatlehrer des Duke of Buccleuch, des Stiefsohns des Finanzministers Townshend, zu übernehmen. Mit ihm reiste er von 1764 bis 1766 nach Frankreich und in die Schweiz, wo er den Aufklärer Voltaire und den Physiokraten François Quesnay kennen lernte. In der Abgeschiedenheit der Provinz begann er »Wohlstand der Nationen« zu schreiben, jenes Werk, für das er berühmt werden sollte. 1779 übernahm er eine Position als höherer Zollbeamter und verbrachte ruhige Jahre mit der Überarbeitung seiner beiden Hauptwerke, ohne weitere Bücher zu veröffentlichen. Als hoch angesehener und wohlhabender Mann starb er am 17. Juli 1790 im Alter von 67 Jahren in Edinburgh.

Was prägte Smiths Menschenbild?

Die Gedanken der Aufklärung. Bereits sein erstes Werk, die 1759 erschienene »Theorie der moralischen Empfindungen«, erregte große Aufmerksamkeit. Smith beschäftigte sich darin mit den Prinzipien der menschlichen Natur. Besonders faszinierte ihn die Fähigkeit des Menschen, seine Leidenschaften und seinen Egoismus zu überwinden, sich in andere einzufühlen und moralische Urteile zu fällen. Als eine Eigenschaft der menschlichen Natur erschien ihm die Existenz eines »inneren Beobachters«, der den Menschen zu steter Verbesserung und zur Vernunft antreibe und ihn so zugunsten der Allgemeinheit steuere.

Was bewirkt die »unsichtbare Hand«?

Sie regelt Angebot und Nachfrage. Smiths 1776 erschienenes Hauptwerk »Der Wohlstand der Nationen« übertrug die Gedanken des ersten Werkes auf die Entwicklung einer ganzen Gesellschaft. Dem rohen Jägerdasein folge ein zweites Stadium der nomadischen Landwirtschaft und eine dritte Phase der feudalen Agrargesellschaft. Die höchste Stufe sei mit dem Wirtschaftsliberalismus erreicht. Unter vollkommenen Bedingungen rufe die Konkurrenz der Individuen unbeabsichtigt das Phänomen der »unsichtbaren Hand« hervor. Aus der Verfolgung des Eigeninteresses entstehe so Harmonie in Wirtschaft und Gesellschaft, der Volkswohlstand steige an.

Adam Smith wandte sich mit seiner Lehre sowohl gegen die Merkantilisten als auch gegen die Physiokraten. Aber auch restriktive Eingriffe des Staates in das Wirtschaftsleben, etwa durch die Vergabe von Monopolen, kritierte er. Damit lieferte er die wissenschaftliche Begründung für das Selbstverständnis der bürgerlichen Gesellschaft, die sich gerade herauszubilden begann, und erlangte große Bedeutung für die Durchsetzung des Kapitalismus mit seinen Idealen der ökonomischen Selbstverantwortung, des Freihandels und der internationalen Arbeitsteilung.

Wussten Sie, dass …

der Nationalökonom ständig unter Krankheiten, unter anderem Skorbut, litt?

Smith als schottischer Zollkommissar gegen Tee- und Branntweinschmuggler vorging?

der Philosoph zu Selbstgesprächen neigte und einmal im Morgenrock auf die Straße gegangen sein soll?

zahlreiche Aufzeichnungen Smiths nach seinem Tod vernichtet wurden?

Was bringt die Arbeitsteilung?

In »Wohlstand der Nationen« erklärt Adam Smith seine Arbeitswertlehre mit dem Beispiel einer Stecknadelfabrik: Ein ungelernter Arbeiter könne allein vielleicht eine, höchstens aber 20 Nadeln an einem Tag anfertigen. Wenn der Herstellungsprozess jedoch in seine einzelnen Arbeitsschritte aufgeteilt werde und sich der einzelne Arbeiter auf das Ausziehen, Begradigen oder Zuschneiden des Drahtes, das Schleifen der Nadelspitze, das Anfertigen des Stecknadelkopfes, das Bleichen oder das Verpacken der fertigen Nadeln spezialisiere, könnten zehn Personen an einem einzigen Tag 48000 Nadeln fertigen. Arbeit allein schafft Smith zufolge Wohlstand, und ein hoher Grad der Arbeitsteilung spreche für das hohe Niveau einer Volkswirtschaft. Zuvor müsse jedoch Kapital aufgebracht werden, um zusätzliche Arbeiter und Gerätschaften zu bezahlen.

Erz, Meer, Meeresgrund
Wissenschaft

Erzrausch am Meeresgrund

Der Umstieg auf saubere Energie hat in den Minen an Land schmutzige Konsequenzen. Wie sieht es beim Tiefseebergbau aus? von Martin Angler Sie liegen auf ausgedehnten Sandflächen und warten darauf, eingesammelt zu werden: faustgroße Gesteinsbrocken, die schwarzen Trüffeln ähneln. Diese Manganknollen sind seit Millionen von Jahren...

Schwarze Löcher, All, Universum
Wissenschaft

Schwarze Löcher erschüttern das All

Die größten Energieschleudern im Universum sind unsichtbar – doch Astrophysiker können ihre Gravitationswellen nun im Wochentakt messen. von RÜDIGER VAAS Als am 11. Februar 2016 die erste Messung von Gravitationswellen bekannt gegeben wurde, schmückte die sensationelle Nachricht die Titelseiten vieler Zeitungen aus aller Welt....

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Lexikon Artikel

Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Bereich Gesundheit A-Z

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon