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Kamille und Co.: Traditionelle Helfer
Welche Teile der Kamille heilen?
Die Blütenköpfe der Echten Kamille (Matricaria recutita), der Strahlenlosen Kamille (Matricaria discoidea) und der Römischen Kamille (Chamaemelum nobile). Der Boden der Blütenköpfe, deren gelbe Mitte von weißen Zungenblüten umrahmt wird, ist bei der Echten Kamille kegelförmig und hohl. Die recht ähnliche Geruchlose Kamille (Tripleurospermum perforatum) und die Ackerhundskamille (Anthemis arvensis) tragen wie die Strahlenlose Kamille keine Zungenblüten. Unabhängig von dieser Gemeinsamkeit zeigen Geruchlose und Ackerhundskamille jedoch keine heilenden Wirkungen.
Gegen welche Beschwerden hilft Kamille?
Die Kamille, die schon zu Zeiten der Griechen und Römer als gängiges Heilmittel fungierte, wird vor allem zur Bekämpfung entzündlicher Erkrankungen eingesetzt: Sie kommt innerlich bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und bei Reizung der Mund- und Rachenschleimhaut sowie der oberen Luftwege zur Anwendung. Äußerlich wird sie beispielsweise bei Haut- und Schleimhautentzündungen verwendet, bei Entzündungen von Zahnmark und Zahnfleisch, Katarrhen der Atemwege sowie bei Entzündungen im Anal- oder Genitalbereich.
Übrigens: Ursprünglich im Mittelmeerraum heimisch, hat sich die einjährige, mit fein gefiederten Blättern besetzte Pflanze seit der Steinzeit auf Getreidefeldern, an Wegrändern und Schuttplätzen als Kulturbegleiter ausgebreitet. Heute findet man sie wild in ganz Europa, insbesondere auf nährstoffreichen Lehmböden.
Seit wann ist Arnika als Heilpflanze bekannt?
Obgleich schon Hildegard von Bingen (1098–1179) die Arnika erwähnte, wird sie erst seit dem 16. Jahrhundert als Heilpflanze genutzt. Die Nachfrage steigerte sich dann aber mehr und mehr, so dass die Pflanze später in vielen Gebieten schlicht »weggesammelt« wurde. Heute ist der magere Böden liebende Bergwohlverleih (Arnica montana), wie der Echte Arnika auch genannt wird, nur noch selten in kalkarmen Alpenwiesen anzutreffen.
Einen medizinischen Namen hat sich die Gattung Arnica – und zwar sowohl Arnica montana als auch die nordamerikanische Arnica chamissonis – besonders bei Quetschungen, Prellungen oder Verstauchungen gemacht. Sie wird aber auch anderweitig eingesetzt, etwa bei rheumatischen Erkrankungen. Für die Herstellung von Blütensalben oder Blütentinkturen ist es heute möglich, Arnikapflanzen zu kultivieren.
Werden Ringelblumen medizinisch eingesetzt?
Ja, zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen der Haut und Schleimhäute, schlecht heilenden Wunden, Erfrierungen, leichten Verbrennungen und Quetschungen. Die Wirkung der einjährigen Ringelblume (Calendula officinalis), die recht kälteunempfindlich ist und somit kühle Witterung nicht übel nimmt, ist seit langem bekannt: So spielte die Heilpflanze bereits in der Klostermedizin des Mittelalters eine wichtige Rolle. In weniger seriöser Weise wurden Ringelblumenblüten früher auch dazu verwendet, um den kostbaren Safran zu strecken.
Übrigens: Ihren Namen verdankt die Ringelblume ihren eingerollten, gefurchten Früchten. Der lateinische Name Calendula dagegen weist auf die Blühfreudigkeit der Pflanze hin, die monatelang anhält (»calendae« war bei den Römern der erste Tag eines Monats). Der Zusatz officinalis schließlich deutet auf die Heilwirkung der Ringelblume hin.
Worauf beruht die schlaffördernde Wirkung des Baldrians?
Für diesen Effekt ist u. a. ein Lignanmolekül verantwortlich, wie Pharmazeuten der Universität Bonn herausfanden. Lignane sind Naturstoffe, die in Höheren Pflanzen, wie etwa Ginseng oder Leinsamen, vorkommen. Das Lignanmolekül des Echten Baldrians (Valeriana officinalis) dockt an sog. A1-Rezeptoren der Nervenzellen im Gehirn an. Dort löst es eine Kettenreaktion aus, die bewirkt, dass man müde wird. Koffein spricht übrigens denselben Rezeptortyp an, erzeugt aber genau das Gegenteil.
Baldrian schätzte man schon im 5. Jahrhundert v. Chr. als Heilmittel, seitdem fehlt die Pflanze in keinem Heilpflanzenbuch. Baldrian taucht auch als Mittel gegen die Pest auf. Ein Sprichwort aus der Zeit der Seuche lautete: »Esst Bibernell und Baldrian, so gehet euch die Pest nicht an.«
Heute stellt man aus der Wurzel leichte Beruhigungsmittel wie Baldriantee oder -tinktur her. Dazu gräbt man sie im September aus, wäscht sie und entfernt die kleinen Wurzelfasern. Der typische Geruch entfaltet sich, wenn sie trocken ist – dann wird die dafür verantwortliche Isovaleriansäure frei. Die Inhaltsstoffe wirken bei nervösen Reizzuständen, nervös bedingten Schmerzen im Magen-Darm-Trakt oder bei nervösem Herzklopfen.
Heilt der Rote Sonnenhut tatsächlich Schlangenbisse?
Nein, obwohl diese Ansicht unter den nordamerikanischen Indianern anscheinend verbreitet war, denn sie sollen das Kraut bei Wunden und Schlangenbissen eingesetzt haben. Heute werden Präparate aus dem Roten Sonnenhut (Echinacea purpurea) in Form von Saft, Tropfen oder Dragees beispielsweise zur Steigerung der körpereigenen Abwehr, bei Erkältungen, Harnwegsinfektionen und Infektanfälligkeit genommen. Sie entfalten ihre Wirkung aber erst dann, wenn die ersten Krankheitsanzeichen auftreten; vorbeugend genommen sind sie wirkungslos.
Wussten Sie, dass …
Ringelblumen die Bodenqualität verbessern? Sie lockern mit ihren Wurzeln das Erdreich und vertreiben schädliche Fadenwürmer, die sog. Nematoden.
Huflattich (Tussilago farfara) gegen Husten eingesetzt werden kann? Die Stoffe, die trockenen Husten lösen helfen, sind in den hufeisenförmigen Blättern enthalten; sie entfalten ihre Wirkung erst nach der Blüte der Pflanze.
Baldrian auch Katzenkraut genannt wird? Die Stubentiger mögen nämlich seinen Geruch besonders gern.
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