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Moose: Robust und filigran
Wie überstehen Moose Trockenheit?
Sie verfallen in Trockenstarre, d. h., sie reduzieren alle Lebensvorgänge auf ein Minimum. Aus diesem Zustand erwachen die scheinbar vertrockneten Moospflanzen nach einem Regenguss zu neuem Leben, indem sie wieder Wasser aufnehmen.
Moospflanzen haben im Laufe der Evolution unterschiedliche Strategien entwickelt, um Wasser zu speichern, so dass sie auch in trockeneren Zeiten die Fotosynthese aufrechterhalten können. Spezielle Anpassungen, wie etwa die Wassersäcke mancher Lebermoose oder Wasserspeicherzellen, ermöglichen es einigen Arten, eine besonders große Wassermenge einzulagern. Bei Laubmoosen schließen sich dagegen die einzelnen Moospflänzchen zu Gesellschaften zusammen und bilden dichte Polster, die das Sechs- bis Siebenfache ihres Gewichts an Wasser aufnehmen können. Die Feuchtigkeit wird in einem Hohlraum zwischen Stängel und Blättern festgehalten. Diese Form der äußeren Wasserleitung und Wasserspeicherung ist nur bei den Moosen zu finden. Das gespeicherte Wasser geben die Moospolster ähnlich wie ein Schwamm nur allmählich wieder an den Boden ab und wirken damit regulierend auf den Wasserhaushalt ihres Standortes ein.
Übrigens: Moose haben keine Wurzeln. Sie verankern sich stattdessen durch verzweigte bräunliche Zellfäden (Rhizoide) im Boden, die den Pflanzen auch Nährsalze zuführen; für die Wasserversorgung sind dagegen ausschließlich die Blätter zuständig.
Weshalb duften Lebermoose?
Um sich z. B. gegen Pilze, Bakterien und Fressfeinde wie Schnecken oder Insekten zu wehren. Diese ätherischen Öle, die chemisch gesehen zu den Terpenen gehören, verleihen vielen Lebermoosen in frischem Zustand einen charakteristischen Geruch nach Terpentinöl, Koriander, Möhrenkraut, Birnen oder Fruchtbonbons. Diese Verbindungen werden von Membranen der Pflanze umhüllt und als sog. Ölkörper in den Zellen eingelagert.
Dank dieser Inhaltsstoffe sind Lebermoose bei der chemischen und pharmazeutischen Industrie sehr gefragt. Denn aus Lebermoosextrakten hergestellte Spritzmittel eignen sich hervorragend zur Bekämpfung von Pilzerkrankungen wie Mehltau (an Gurken, Tomaten), Krautfäule (an Kartoffeln, Tomaten) und Graufäule (an Erdbeeren). Bei einigen Extrakten und isolierten Inhaltsstoffen fanden Wissenschaftler sogar eine Krebs hemmende Wirkung, die bisher allerdings nur in Zellkulturen nachgewiesen wurde.
Welches Moos bildet Moore?
Das Torfmoos (Gattung Sphagnum). Torfmoose können enorme Mengen Wasser speichern; sogar tote Pflanzen sind dazu noch in der Lage. Torfmoose gehören zu den Laubmoosen, haben also Stämmchen, an denen spiralförmig mit Blättern besetzte Astbüschel sitzen. Wie ein Docht saugen sie das Wasser in den Raum zwischen Stämmchen und den eng anliegenden Blättern und können so das 25- bis 40-Fache ihres Trockengewichts an Wasser aufnehmen. In sumpfigen Gebieten bilden Torfmoose große Polster, die an ihrer Oberfläche weiterwachsen, während die tieferen Schichten absterben und schließlich zu Torf werden. Die Torfschicht wächst jedes Jahr um einen Millimeter – eine acht Meter dicke Schicht ist also etwa 8000 Jahre alt!
Torfmoose können auch bei der Renaturierung von Mooren helfen. Denn sie vermehren sich nicht nur – wie bei Moosen üblich – über Sporen, sondern auch vegetativ über abgebrochene Pflanzenstücke. Deshalb kann man sie in Form von getrockneten, zerriebenen Pflanzen regelrecht »aussäen«.
Warum leuchtet das Leuchtmoos?
Das auffällige grüngoldene Leuchten von Schistostega pennata beruht auf einem rein physikalischen Vorgang: Das einfallende Licht wird von der Zellwand in die gleiche Richtung zurückgeworfen, aus der es gekommen ist. Deshalb kann das Leuchten nur wahrgenommen werden, wenn man vom Hellen aus schaut und sich zudem noch im richtigen Winkel befindet. Dank des Tricks, das einfallende Licht wie eine optische Linse auf einer zentralen Stelle zusammenzuführen, kommt das Leuchtmoos mit einem Bruchteil des Tageslichts (1/500) aus. Aus diesem Grund kann es auch lebensfeindlich erscheinende Standorte wie Höhlen besiedeln, die nur sehr spärlich beleuchtet sind. Wegen ihres trügerischen Glanzes heißen die mit Moos besetzten leuchtenden Steine im Englischen treffend »goblin gold«: Koboldgold.
Wussten Sie, dass …
Moose sog. Zeigerpflanzen sind? Das Weißmoos (Leucobryum glaucum) zeigt beispielsweise übersäuerte Waldböden an, deren Chemie aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Was ist die Olivenpflückerkrankheit?
Eine allergische Reaktion auf ein ätherisches Öl, das sog. Frullanolid. Es wird unter anderem vom Breiten Sackmoos (Frullania dilatata) und vom Tamarisken-Sackmoos (Frullania tamarisci) produziert, die beide im atlantisch-mediterranen Gebiet häufig auf der Rinde von Ölbäumen zu finden sind. Bei der Olivenernte können die Landarbeiter in Kontakt mit dem allergenen ätherischen Öl kommen. Manche von ihnen erkranken so schwer, dass sie ihre Arbeit nicht mehr ausüben können.
Stört blaues Licht den Schlaf?
Ob das blaue Leuchten von Computer-Monitoren oder Smartphone-Displays das Einschlafen beeinträchtigt, erklärt Dr. med. Jürgen Brater. Abends im Bett nochmal am Smartphone die E-Mails checken, ein Video schauen oder ein Spielchen spielen – immer wieder geistern Meldungen durch die Medien, die von derlei Aktivitäten vor dem...
Die „Oder-Vergifter“ geben Geheimnisse preis
Im Sommer 2022 machten sie massenweise Fischen und anderen Flussbewohnern den Garaus: Den toxischen Mikroalgen der Oder-Katastrophe haben Forschenden nun ins Erbgut geblickt. Die Sequenzierung des Genoms der Einzeller hat unter anderem die DNA-Bereiche aufgedeckt, die für die Struktur ihres Gifts und damit für dessen...