Wissensbibliothek
Wissen: Der Rohstoff der Zukunft
Warum ist Bildung so wichtig?
Weil sich mit der Entstehung der Dienstleistungsgesellschaft der Arbeitsmarkt gewandelt hat.
Zwar galt zu allen Zeiten, dass Menschen mit guter Bildung auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen und größere Aussicht auf sozialen Aufstieg hatten. Allerdings fanden in der Agrar- und der Industriegesellschaft auch Menschen mit geringer Bildung ihr Auskommen, z. B. als Land- oder Fabrikarbeiter.
In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Arbeitsplätze, für die man eine Ausbildung oder ein Studium braucht, stetig gestiegen, während die Beschäftigung von Personen ohne Berufsausbildung immer stärker zurückgeht. Dieser Trend wird sich in der Wissensgesellschaft weiter verstärken. Auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft wird eine gute Grundbildung selbst für einfache Arbeiten eine wichtige Voraussetzung sein. In allen Wirtschaftsbereichen wird die Bedeutung der Informations- und Kommunikationsmedien zunehmen.
Wie wird sich unser Arbeitsalltag verändern?
Bereits heute zeichnen sich grundlegende Veränderungen der Arbeitswelt ab: Immer weniger Menschen sind über Jahrzehnte hinweg am selben Arbeitsplatz für ein bestimmtes Aufgabengebiet zuständig. Stattdessen werden zukünftig immer mehr Menschen von den Unternehmen zeitlich befristet und projektbezogen beschäftigt werden. Im Lauf ihres Arbeitslebens werden sich Arbeitnehmer immer wieder in neue Aufgabengebiete einarbeiten müssen. Eine Berufsausbildung oder ein Studium ist dann keine sichere »Eintrittskarte« für das Berufsleben mehr, sondern die Grundlage für lebenslanges Lernen.
Wodurch entsteht heute Reichtum?
Wenn es stimmt, dass wir immer mehr in einer Wissensgesellschaft leben: durch Wissen bzw. Bildung. Da sich nur gut ausgebildete Arbeitnehmer an die wechselnden Anforderungen des Arbeitsmarkts anpassen können, wird Wissen der wichtigste Motor wirtschaftlichen Wachstums.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht findet dabei eine grundlegende Umbewertung von Gütern und Leistungen statt, die für den Wirtschaftskreislauf eines Landes wichtig sind. Jahrhundertelang waren Boden, Arbeit und Kapital die bestimmenden Produktionsfaktoren. Wirtschaftlicher Erfolg und Wohlstand einer Volkswirtschaft hingen z. B. von ihren Bodenschätzen oder Arbeitskräften ab. In einer Wissensgesellschaft wird Wissen zum wichtigsten Produktionsfaktor überhaupt.
Übrigens: Zugleich steigt der Bedarf an Gütern und Leistungen, die der Wissensvermittlung dienen (z. B. alle Arten der Weiterbildung), so dass Wissen auch Gegenstand der Produktion selbst wird.
Wer sind die Gewinner der Wissensgesellschaft?
In der Regel Menschen, die neben einem hohen Bildungsgrad auch Eigenschaften wie Flexibilität, Selbständigkeit, Eigenverantwortung sowie die Fähigkeit und Bereitschaft zu lebenslangem Lernen besitzen; unter den Ländern und Regionen diejenigen, deren Bildungssystem auf die besonderen Bedürfnisse der Wissensgesellschaft ausgerichtet ist.
Im weltweiten Wettbewerb wird letztlich der Bildungsgrad der Mitglieder einer Gesellschaft über das Schicksal einer Volkswirtschaft entscheiden: Die industrielle Herstellung von Gütern wird in Staaten mit geringem Bildungsgrad und niedrigen Lohnkosten stattfinden. Die führenden Wirtschaftsnationen werden sich zu Großdienstleistern entwickeln. Sie werden den Produktionsprozess vor allem verwalten, planen und durch Forschung weiter vorantreiben.
Ist unser Bildungswesen zukunftsfähig?
Ja, aber nur wenn es sich den neuen Herausforderungen anpasst. Schon vor der PISA-Studie hat man deshalb in Deutschland wie in anderen Dienstleistungsgesellschaften darüber nachgedacht, wie das Bildungswesen verbessert werden könnte.
Dabei geht es zwar auch um bessere Leistungen in bestimmten Schulfächern oder Wissensgebieten; noch wichtiger ist aber ganz allgemein eine Steigerung der Lernfähigkeit und die Vermittlung von Fertigkeiten, die bislang zum Teil noch gar nicht Bestandteil von Lehrplänen sind: z. B. die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen, Verantwortung zu übernehmen, sich verbal auszudrücken und zu kommunizieren. Besondere Bedeutung kommt auch der Medienkompetenz zu, das heißt der Fähigkeit, Medien wie das Internet Gewinn bringend und kritisch zu nutzen.
Wussten Sie, dass …
in Preußen im 18. Jahrhundert »Volksschulen« (Vorläufer der Hauptschulen) entstanden, die allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen vermitteln sollten?
Gymnasien »höhere Bildungsanstalten« waren, deren Besuch Voraussetzung für die Zulassung zum Universitätsstudium wurde?
die allgemeine Schulpflicht in ganz Deutschland 1919 eingeführt wurde?
der Anteil der Mädchen unter den Abiturienten seit Ende der 1960er Jahre von 36 % auf fast 56 % (2004) angestiegen ist?
der Anteil der Jugendlichen ohne Schulabschluss im selben Zeitraum von 17 % auf 8 % gesunken ist?
Was ist PISA?
Eine im Auftrag der OECD durchgeführte, internationale Untersuchung der Kenntnisse und Fähigkeiten 15-jähriger Schüler in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Die PISA-Studie (englisch Programme for International Student Assessment) wurde bislang zweimal, 2000 und 2003, durchgeführt. Die Ende 2001 bekannt gegebenen Ergebnisse der ersten Studie lösten in Deutschland, das im internationalen Vergleich nur hintere Ränge belegt hatte, eine heftige öffentliche Diskussion aus.
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