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Die Giftgaskatastrophe von Bhopal
Mitten im Armenviertel der 750 000 Einwohner zählenden Hauptstadt des zentralindischen Unionsstaates Madhya Pradesh liegt die Chemiefabrik, in der ein Insektenvernichtungsmittel hergestellt wird. Am 3. Dezember 1984 strömt hochgiftiges Methylisocyanid aus einem undichten Tank aus - mit tödlichen Folgen für 3000 Menschen. Das Giftgas führt zu schweren Schädigungen an den Augen. Von den ungefähr 200 000 Verletzten müssen viele mit dem Verlust ihrer Sehkraft rechnen.
Das Chemiewerk gehört zu 51 Prozent dem amerikanischen Konzern Union Carbide, einem der größten Chemieunternehmen der Welt, und zu 49 Prozent dem indischen Staat.
Nach dem Unglück werden in der Presse schwere Vorwürfe gegen die Konzernleitung erhoben, da sie nicht für die Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen gesorgt habe. Fünf Angestellte der Pestizidfabrik werden wegen fahrlässiger Tötung in Haft genommen. Wie sich nach der Katastrophe herausstellt, waren weder die Verantwortlichen des Unternehmens noch die öffentlichen Behörden auf einen Unfall dieses Ausmaßes vorbereitet. So unterbleiben klare Verhaltenshinweise für die Bevölkerung, und die medizinische Versorgung bleibt mangelhaft. Die von der Bevölkerung erhobene Forderung nach Schließung des Werks verhallt ungehört.