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Vier bahnbrechende Erfindungen aus China

Ob Feuerwerk, Kompass, Papier oder Buchdruck: Viele Errungenschaften, die uns heute selbstverständlich erscheinen, haben ihren Ursprung im alten China. Die „Vier großen Erfindungen“ gelten dort als Symbol für jahrtausendelange Innovationskraft und kulturellen Einfluss. Doch wie entstanden diese bahnbrechenden Ideen? Was verraten sie über die Denkweise und das Wissen der damaligen Zeit? Und wie gesichert ist ihre Herkunft aus dem fernen Osten?
DLO/SSC/AMA, 05.09.2025
Feuerwerk in iner mittelalterlichen chinesischen Stadt

© KI-generierte Illustration

China zählt zu den ältesten Hochkulturen der Welt. Bereits vor über 5.000 Jahren entwickelten frühe Gesellschaften wie die Hemudu-Kultur Techniken zur Seidenraupenzucht, zur Lackerzeugung und zum Reisanbau. Trotz wechselnder Dynastien, Kriege und Fremdherrschaft blieb das Reich der Mitte über Jahrtausende ein Zentrum für Wissenschaft, Philosophie und Technik. Die „Vier großen Erfindungen“ – Papier, Druck, Kompass und Schwarzpulver – sind bis heute Zeugnisse dieser außergewöhnlichen Innovationsgeschichte.

Five Steps of Papermaking in Holzschnitten der Ming-Zeit
Ausschnitte aus Holzschnitten der Ming-Zeit, die das von Cai Lun um das Jahr 105 beschriebene Papierherstellungsverfahren vom Bambusschneiden bis zum Trocknen illustrieren.

© Public Domain

Papier: Vom Schildkrötenpanzer zum Buch

Bevor das Papier seinen Siegeszug antrat, schrieben die Menschen in China auf Bambustafeln, Seide oder sogar Schildkrötenpanzern. Doch diese Materialien waren teuer, schwer und unpraktisch. Der Durchbruch des Papiers kam laut Überlieferung im Jahr 105 nach Christus durch den kaiserlichen Eunuchen Cai Lun, der aus Hanfabfällen, Fischernetzen und Maulbeerbaumrinde ein neues, leichtes Schreibmaterial entwickelte.

Die Herstellung war ebenso genial wie simpel: Die Zutaten wurden zermahlen, gekocht und zu einem Faserbrei verarbeitet, der mit einem Sieb abgeschöpft und getrocknet wurde. Das Ergebnis war ein beschreibbarer Papierbogen – günstig, transportabel und revolutionär. Bald wurde Papier nicht nur für Verwaltung und Literatur genutzt, sondern auch für Tapeten, Kleidung und sogar Toilettenpapier. Später folgte das erste Papiergeld – ein Meilenstein in der Wirtschaftsgeschichte.

Ausschnitt aus einer 868 gedruckten Ausgabe der Diamant-Sutra, British Museum
Fast 500 Jahre vor Gutenberg: Ausschnitt aus einer zur Zeit Kaiser Ludwigs der Deutschen in China gedruckten Ausgabe der Diamant-Sutra.

© Public Domain

Druck: Vom Steinabklatsch zur beweglichen Letter

Mit dem Papier kam der Wunsch nach Vervielfältigung. Schon um 175 nach Christus fertigten chinesische Schreiber Abklatsche von gravierten Steinplatten – die Urform des Drucks. Im siebten Jahrhundert entwickelte sich daraus der Holztafeldruck: Zeichen wurden seitenverkehrt in Holz geschnitten, eingefärbt und auf Papier übertragen.

Im elften Jahrhundert erfand Bi Sheng dann den Druck mit beweglichen Lettern aus Keramik. Allerdings blieb diese Technik wegen der Vielzahl chinesischer Schriftzeichen ein Nischenprodukt. Erst als Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert ein ähnliches Verfahren mit Metalllettern erdachte, löste er damit in Europa eine regelrechte Druck-Revolution aus.

Model of a Han dynasty (206 BC–220 AD) south-indicating ladle or sinan made of magnetized lodestones.
Modell eines antiken chinesischen Kompasses, bei dem eine Kelle sich nach Süden ausrichtete
Modell eines antiken chinesischen Kompasses, bei dem eine Kelle sich nach Süden ausrichtete
© ping lin / CC BY-SA 3.0

Kompass: Vom Wahrsagelöffel zum Navigationsinstrument

Schon früh entdeckten chinesische Gelehrte außerdem die magnetischen Eigenschaften von Magnetit. Sie fertigten aus dem eisenhaltigen Mineral unter anderem Löffel, die sich mysteriös nach Norden ausrichteten – zunächst für spirituelle Zwecke, später für die Navigation. Erste Kompasse bestanden aus magnetisierten Nadeln in Fisch- oder Schildkrötenform, die in Wasser schwammen und zuverlässig die Himmelsrichtungen anzeigten. Im Jahr 132 entwickelte Zhang Heng sogar ein auf diesen Erkenntnissen basierendes Seismoskop, das mithilfe von Drachen- und Krötenfiguren die Richtung von Erdbeben anzeigte – ein früher Vorläufer moderner Messgeräte.

World's earliest dated cannon, 1332. National Museum: China through the Ages,
Die älteste datierbare Kanone der Welt stammt aus dem Jahre 1332 und ist im Chinesischen Nationalmuseum in Peking zu bewundern.

© Gary Todd / Publlic Domain

Schwarzpulver: Vom Bambusböller zur Ur-Rakete

Die frühesten Hinweise auf eine schießpulverähnliche Mischung stammen aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Damals füllten die Chinesen eine explosive Mischung aus Salpeter, Schwefel und Kohlenstaub in Bambusrohre und ließen diese bei religiösen Festen explodieren. Spätestens im Jahr 1044 wurde die klassische Rezeptur schriftlich festgehalten und bereits 1232 kam das Gemisch auch militärisch zum Einsatz, als die chinesische Armee bei der Schlacht von Changping „fliegendes Feuer“ gegen mongolische Invasoren einsetzte.

Ob China tatsächlich das Schwarzpulver, wie wir es heute kennen, erfunden hat, ist allerdings umstritten. Manche Quellen deuten auf arabische oder europäische Ursprünge hin. Dennoch sind die chinesischen Beiträge zur modernen Pyrotechnik unbestritten.

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