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Graf von Zeppelin - der unerschütterliche Visionär
Es ist der 08. Juli 1838, als Amélie Françoise Pauline in Konstanz am Bodensee ihr zweites von drei Kindern zur Welt bringt. Der Kleine erhält die Namen Ferdinand Adolf August Heinrich, uns wohl besser bekannt als Graf von Zeppelin. In den 79 Jahren seines Lebens mausert er sich vom württembergischen Offizier zum selbständigen Großunternehmer - und wird mit seinem Patent auf ein Luftschiff mit starrem Skelett zur Legende.
Inspiration im US-Bürgerkrieg
Die erste Idee zu seinem Luftschiff könnte Zeppelin im Jahr 1863 bekommen haben: Während er als Beobachter und aktiver Kämpfer am US-Bürgerkrieg teilnimmt, steigt er zum ersten Mal mit einem Heißluftballon auf. Einige Jahre später erwähnt er erstmals in seinem Tagebuch die Idee, ein neuartiges Luftschiff zu konstruieren.
Nachdem er 1890 beim preußischen Militär in Ungnade gefallen ist, hat Ferdinand von Zeppelin endlich Zeit, sich seinem privaten Traumprojekt zu widmen: dem Bau eines lenkbaren, starren Luftschiffes. Dabei ist das Luftschiff keineswegs eine Erfindung von Graf Zeppelin selbst. Denn ein erstes Gefährt dieser Art wurde bereits 1852 vom Franzosen Henri Giffard gebaut. Er hatte dafür einen von einer Dampfmaschine getriebenen Propeller über Schnüre an einem länglichen, mit Wasserstoff gefüllten Ballon befestigt.
Aluminium, Wasserstoff und Propeller
Unabhängig vom französischen Pionier-Modell erfindet Graf Zeppelin das Luftschiff in den 1890-er Jahren jedoch neu. Im Unterschied zu seinem französischen Vorreiter setzt er dabei auf eine skelettartige Konstruktion aus Aluminium-Streben, die die hintereinander aufgereihten Gasbehälter des Fluggerätes in Form halten. Im Gegensatz zu Ballons, die sich erst durch die heiße Luft oder das Gas in ihrem Inneren aufblähen, gibt beim Starrluftschiff damit die feste Tragkonstruktion die Form des Gefährts vor. Der Wasserstoff im Inneren dient nur dazu, dem Gefährt den nötigen Auftrieb zu liefern.
Und noch weitere Neuerungen gibt es bei Zeppelins Konstruktionen: Die Gondel für die Passagiere ist fest mit dem Traggestell des Luftschiffs verbunden, statt nur an Schnüren zu baumeln. Außerdem sitzen die Propeller für den Antrieb des Gefährts nicht unten an der Gondel, sondern etwa in der Mitte der gasgefüllten "Zigarre" – dies sorgt für eine günstigere Aerodynamik.
Eine kurze Jungfernfahrt
Sein Vorhaben wird zunächst als Spinnerei belächelt. Kaiser Wilhelm II. soll ihn gar als "dümmsten aller Süddeutschen" betitelt haben. Doch Zeppelin treibt sein Vorhaben trotz offener Zweifel von Sachverständigen weiter voran. Am 02.Juli 1900 ist es dann tatsächlich soweit: Der erste "echte" Zeppelin "LZ1" tritt seine Jungfernfahrt über den Bodensee an. Doch nur 18 Minuten später findet sie aufgrund eines technischen Defekts ein jähes Ende in einer Notwasserung.
Für den Visionär ist dies kein Grund aufzugeben. Als das Nachfolgermodell "LZ2" bei einem Orkan über dem Landeplatz im Allgäu vollständig zerstört wird, finanziert der Graf den Bau seines mittlerweile dritten Zeppelins "Z1" aus eigener Tasche und verkauft sein Fluggerät bald darauf ans Militär. Um die weitere Finanzierung zu sichern, wirbt von Zeppelin beharrlich für den Einsatz seiner Luftschiffe als fliegende Militärstreitmacht.