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Johannes Gutenberg und der Buchdruck: eine kulturelle Revolution
Für uns sind Bücher etwas ganz Alltägliches. Wir sind es gewohnt, jederzeit die neuesten Bestseller, Fachbücher oder Ratgeber kaufen zu können - und das für erschwingliches Geld. Doch im Mittelalter war dies anders. Damals mussten alle Dokumente mühsam per Hand geschrieben werden. Die Kopie eines einzigen dünnen Buches dauerte dadurch Monate – entsprechend kostbar waren diese Manuskripte.
Weil damals fast nur Priester und Mönche überhaupt Schreiben und Lesen konnten, übernahmen sie auch das Aufschreiben und Kopieren von Büchern. Dadurch wurden die Klöster zwar zu Horten des Wissens, aber der Zugang dazu blieb den meisten anderen Menschen verwehrt. Letztlich entschied der Klerus, welche Informationen die normale Bevölkerung bekam. Der Großteil der Menschen konnte weder schreiben noch lesen und besaß nicht ein einziges Buch.
Geburt in einer Umbruchszeit
Doch mit Beginn des 15. Jahrhunderts begann sich die Lage zu verändern. In den Städten etablierte sich ein Bürgertum, das nach mehr Bildung strebte. Es wurden Schulen und Universität gegründet und die Nachfrage nach Lehrmaterialien und Büchern stieg. Um diese zu befriedigen, entstanden in den Städten neue, weltliche Schreibstuben, die den Klöstern Konkurrenz machten.
In diese Umbruchszeit – möglicherweise um das Jahr 1400 - wurde Johannes Gutenberg als Sohn eines Mainzer Kaufmanns und Patriziers geboren. Wann genau, ist nicht bekannt. Auch wo Gutenberg seine Jugend verbrachte und ob er eine Universität besuchte, ist bis heute unklar. Denn ausgerechnet über den Menschen, der den Buchdruck revolutionierte, haben wir so gut wie keine Aufzeichnungen oder Berichte. Nicht einmal sein Aussehen ist überliefert – das einzige Portrait von Gutenberg entstand 200 Jahre nach seinem Tod.
Klar ist nur, dass Johannes Gutenberg ab 1434 in Straßburg arbeitete – in einer Werkstatt, die religiöse Texte und Bilder für Pilger herstellte. Diese sogenannten Pilgerspiegel wurden bereits mit einer sehr einfachen Drucktechnik produziert, bei der die zu druckenden Textseite als Ganzes spiegelverkehrt in eine Holztafel eingeschnitzt wurde. Das Problem: Die Herstellung dieser Druckplatten war mühsam und ähnelte eher einem großen Einmalstempel. Jede Seite musste komplett neu angefertigt werden. Gedruckt wurde, indem man ein Blatt Papier auf den mit Farbe bedeckten Druckstock legte und es andrückte.
Von der Holztafel zur Druckerpresse
Als Gutenberg um 1448 nach Mainz zurückkehrte, beschloss er, dieses umständliche Verfahren zu optimieren. Seine Idee: Man könnte einzelne Lettern aus Metall anfertigen, die sich dann immer wieder verwenden und neu zusammenstellen lassen. Für die Produktion dieser Lettern entwickelte Gutenberg eigens Legierung aus Zinn, Blei und Antimon, die sich besonders gut gießen ließ und nach dem Erkalten stabile Metallbuchstaben ergab.
Für den Guss seiner Lettern erfand Gutenberg zudem ein Handgießinstrument: Der gewünschte Buchstabe wurde erst als erhabene, seitenverkehrte Letter aus einem kleinen Metallblock herausgearbeitet. Diesen Stempel schlug man dann in ein Stück weicheres Metall wie Kupfer oder Messing und erzeugte so die Matrize - die Hohlform, in der später die Druckletter gegossen wurde. Diese Matrize spannte Gutenberg in eine zweitteilige Gussform ein und goss das Ganze dann mit seiner Metalllegierung aus. Es entstand die fertige Druckletter. Der große Vorteil: Durch dieses Verfahren konnte man aus einer Gussform beliebig viele, in Größe und Form genormte Lettern gießen. Diese Metalllettern konnte man dann in speziellen Rahmen zu beliebigen Wörtern und Texten kombinieren – und dies bei jeder Seite aufs Neue.
Gutenberg ergänzte diese Erfindung noch durch eine weitere: die Druckerpresse. Sie bestand aus einem Gestell, in das die Drucktafeln eingespannt und durch Drehen eines Gewindes gleichmäßig auf ein Blatt Papier gedrückt wurde. Das umständliche Abreiben des Druckstocks, das noch bei den Holztafeln üblich war, entfiel damit. Dadurch konnte man sehr viel mehr Seiten nacheinander produzieren.