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Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“
Ein Rückblick - Loki, Hamburg und Krisenmanagement
Helmut Heinrich Waldemar Schmidt wurde am 23. Dezember 1918, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, im Hamburger Arbeiterviertel Barmbek geboren. Sein Vater war der Studienrat Gustav Schmidt, der ihm Strenge und Disziplin vorlebte, Mutter Ludovika war für die liebevolle Erziehung zuständig. 1937 machte er sein Abitur an der Hamburger Lichtwark-Schule, musste im Anschluss Reichsarbeits- und Wehrdienst leisten. Als Soldat war Schmidt bei der Bremer Luftabwehr, anschließend diente er bis 1942 an der Ostfront. Von 1942 bis 1944 arbeitete er als Referent für Ausbildungsvorschriften der Flakartillerie im Reichsluftfahrtministerium in Berlin und Bernau. Bis zum Ende des Krieges schloss sich ein Einsatz an der Westfront an.
Unmittelbar nach dem Ende des Weltkriegs studierte Helmut Schmidt Volkswirtschaftslehre und trat in die SPD ein (1946). Er war in leitender Funktion in der Verkehrs- und Wirtschaftsbehörde seiner Heimatstadt tätig, ehe er 1953 in den Bundestag einzog. Der kantige Schmidt, der den Philosophen Karl Popper verehrte, fiel als rhetorisch überzeugender und scharfzüngiger Redner auf. Lieblingsgegner war Franz Josef Strauß. Rasch verpasste man ihm den Spitznamen „Schmidt-Schnauze“. Seine Fähigkeit, Dinge auf den Punkt zu bringen, hat er sich über die Jahrzehnte auch jenseits des Politparketts bewahrt. „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“ ist ebenso ein Bonmot wie sein Satz „Seitdem es Flugzeuge gibt, sind die entfernten Verwandten auch nicht mehr das, was sie einmal waren.“
Schmidt, seit 1958 im Bundesvorstand der SPD kämpfte gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. 1961 wurde er Hamburger Polizeisenator und legte daraufhin sein Bundestagsmandat nieder. Sein kluger koordinierter Einsatz bei der gewaltigen Hochwasserkatastrophe von 1962 in Hamburg brachte ihm höchstes Lob und den anhaltenden Ruf eines durchsetzungsstarken Krisenmanagers ein.