Mit dem Wort
Zins verwandt ist die
Zensur, mit der man Schüler bewertet, und zwar über die gemeinsame
lat.
Wurzel
censere „schätzen“. Zum Verb
censere wurde das Substantiv
censura „Prüfung, Begutachtung, Kritik“ gebildet, das im 15. oder 16. Jahrhundert ins Deutsche übernommen wurde
– jedoch nicht im Sinne der heute vorherrschenden Bedeutung „Schulnote“, sondern in einer anderen wichtigen Bedeutung, die bis heute aktuell ist, nämlich „staatliche Kontrolle von (gedruckten) Meinungsäußerungen“ bzw. „Stelle, die Druckschriften überprüft“. Monarchien, aber auch die Kirche, sahen die Zensur als unverzichtbares Instrument der Kontrolle von Kommunikation an, das zur Aufrechterhaltung der Ordnung diente. Aber auch die Republiken, die im Gefolge der Französischen Revolution entstanden, sowie alle anderen Staatsformen setzten und setzen die Zensur ein, um die Vielfalt an Texten und Bildern nach ihrem Wunsch zu lenken
– nur taucht das Wort in diesem Sinne heute kaum noch offiziell auf, da es durch die rigide Zensur in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts ein negatives Image bekommen hat. Dementsprechend ist das Wort vom
Zensor, dem Schriftenprüfer, heute weitgehend verschwunden und fast schon zu einem Schimpfwort geworden. Die Bedeutung der „Schulnote“ erhielt das Wort
Zensur erst wesentlich später, nämlich im 19. Jahrhundert. Die Etymologie hat einen Trost für diejenigen parat, die schlechte Zensuren nach Hause bringen und sich dabei ungerecht beurteilt fühlen
– die Herkunft vom Wort
censere zeigt, dass das
Zensieren eigentlich nur eine Schätzung darstellt.