Lange Zeit galt der Jazz als Männerdomäne - Von Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan oder Billie Holiday einmal abgesehen, dominierte das starke Geschlecht das Genre über die Maßen. Dieses Verhältnis hat sich in den letzten Jahren umgekehrt: Mit Diana Krall, Jane Monheit oder Diane Reeves hat eine neue Sängerinnen-Generation nachhaltig ihre Visitenkarte abgegeben.
Von Nils Jacobsen
Jane Monheit
Die heute 24-jährige Amerikanerin gehört zu den großen Newcomerinnen der Jazz-Szene: Jane Monheit war gerade 20 Jahre alt, als sie die Chance erhielt, an dem renommierten Thelonius Monk Institute Vocal Competition teilzunehmen. Die illustre Jury, der u.a. die Jazz-Diven Dee Dee Bridgewater, Diana Krall oder Dianne Reeves angehörten, waren von Jane Monheits erfrischenden Selbstverständlichkeit, der Wärme ihrer Stimme und der swingenden Phrasierung ihres Gesangs hingerissen.
Sehr amerikanisch beschreibt die Monheit in der Rückschau diesen entscheidenden Tag, als ihre Karriere begann: ‘Ich wusste gar nicht, was das ist, schon gar nicht, dass diese Veranstaltung für viele Jazzsänger das Sprungbrett für ihre Karriere war. So war ich auch überhaupt nicht weiter nervös und fand das alles ganz normal, bis ich an die Reihe kam. Aber als dann plötzlich Wayne Shorter hereinspazierte und die anderen berühmten Musiker, die da mitmachten und als ich der ganzen Musikfürsten aus der Industrie, der Talentscouts und der Journalisten ansichtig wurde, bekam ich eine Vorstellung von der Bedeutung dieses Wettbewerbes.’
Die Unbefangenheit hat sich ausgezahlt: Jane Monheit ging auf die Bühne, sang - und errang den zweiten Platz des Talentwettbewerbs. Die Ex-Managerin von Diana Krall, Mary Ann Topper, nahm Jane bald darauf unter Vertrag. Zwei Jahre später legte die hübsche Amerikanerin mit ’Never Never Land’ ein vielbeachtetes Debüt vor.
Ihre Interpretation von ’Detour Ahead’, ’More than You Know’ und vor allem des Bossa Nova-Klassikers ’Dindi’ von Carlos Antonio Jobim vermitteln ein ganz eigenes Klangerlebnis, das keinesfalls eine Kopie ihrer Vorbilder Ella Fitzgerald oder Sarah Vaughan versucht. Jane Monheit haucht die Töne mit viel Nachdruck und betonter Melancholie, die jedoch selten ganz verzweifelt wirkt - es ist jene dekadente Stimmung, die sich lange nach Mitternacht in einer Cocktailbar breit macht, wenn zu viele Drinks serviert worden sind: Der Klang vom Untergang mit Stil.
Wer Jane Monheit einmal live erlebt, verspürt den Charme einer koketten Jazzsängerin, die zu lange in den Spiegel geschaut hat, um ohne Allüren durchs Leben zu gehen - und doch: Es ist jener anziehende Charme einer jungen Südstaaten-Schönheit, die so oft die Kurzgeschichten von F. Scott Fitzgerald geziert haben. Als sie im Oktober 2001 erstmals in der altehrwürdigen Hamburger Musikhalle gastierte, war diese einstudierte Pose der Luxus-Diva wieder gänzlich von Monheit gewichen - und das junge Mädchen, das ihr Leben dafür geben würde, Jazz-Standards zu singen, war allgegenwärtig. Es ist dieses Engagement der Debütantin, das auch ihr zweites Album ’Come Dream with Me’ auszeichnet: Wieder brilliert Monheit mit einem Jobim-Klassiker - diesmal intoniert sie herrlich dezent ’Waters of March’. Ein ebenso großes Highlight ist ihre Interpretation von Joni Mitchells ’A Case of You’ - nur noch übertroffen vom Ella Fitzgerald-Klassiker: ’Somewhere over the Rainbow’, ein Song, der für die junge Amerikanerin immer etwas ganz besonderes war.
‘Das ist der erste Song, den ich jemals lernte und ich war fast zu sentimental, ihn in einem Album festzuhalten. Ich wollte den Song immer für mich behalten, aber dann sang ich ihn eines Tages live auf einem Ella Fitzgerald Tribute-Konzert und entschied: wenn nicht jetzt, wann dann?’ Dieses Motto bringt dann auch den ganzen Elan der umtriebigen 24-Jährigen auf den Punkt - keine Frage: Jane Monheit steht vor einer großen Karriere.