Lexikon
Nationạltheater
im Zuge der nationalen Entwicklung in den europäischen Staaten entstandene beispielgebende und repräsentative Bühnenhäuser. Erstes und berühmtestes Nationaltheater ist seit 1680 die Comédie Française in Paris. In Deutschland prägte 1747 J. E. Schlegel den Begriff. Im 18. Jahrhundert verstand man unter Nationaltheater ein stehendes, öffentlich gefördertes, jedoch von Hof und Zensur unabhängiges Theater. Die gespielten Stücke waren keine Übersetzungen, sondern nationalsprachige Originale. Die Sujets und Charaktere spiegelten nationales bürgerliches Selbstverständnis und nationale Sitten wider. Fortschrittlich gesinnte Fürsten griffen Aspekte der Nationaltheateridee auf, u. a. bestimmte Kaiser Joseph II. das Burgtheater 1776 zum Wiener Hof- und Nationaltheater, das sich der Zensur allerdings nicht entziehen konnte. Das Mannheimer Hof- und Nationaltheater, eröffnet 1779, machte Zugeständnisse an den Publikumsgeschmack, das 1786 gegründete Berliner Königliche Nationaltheater betonte in der Zeit der französischen Besatzung seine nationale Haltung. Unter Goethe und Schiller verfolgte das Weimarer Hoftheater die Idee eines Nationaltheaters.
Der Gedanke des Nationaltheaters setzte sich in den Festspielen des 19. und 20. Jahrhunderts fort und wurde auch in anderen europäischen Hauptstädten (Warschau, Prag, Belgrad, Stockholm, Moskau, London u. a.) aufgegriffen. Die Nationalsozialisten instrumentalisierten die Nationaltheateridee für ihre faschistische Propaganda. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts spiegelte die Bezeichnung Nationaltheater in der europäischen Staatenwelt nur noch Tradition oder den Anspruch einer Bühne auf eine herausragende Stellung.
Prag: Nationaltheater
Nationaltheater
Das tschechische Nationaltheater in Prag
© wissenmedia
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