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Pasolni

Pier Paolo, italienischer Filmregisseur und Schriftsteller, * 5. 3. 1922 Bologna,  1. 11. 1975 Ostia (ermordet); vom Marxismus beeinflusst, drehte Pasolini meist sozialkritische Filme: „Accatone“ 1961; „Das 1. Evangelium Matthäus“ 1964; „Große Vögel kleine Vögel“ 1966; „Edipo Re Bett der Gewalt“ 1967; „Teorema Geometrie der Liebe“ 1968; „Decameron“ 1970; „Erotische Geschichten aus 1001 Nacht“ 1974; „Die 120 Tage von Sodom“ 1975; Pasolini schrieb auch Lyrik und Romane.
  • Deutscher Titel: Accatone Wer nie sein Brot mit Tränen aß
  • Original-Titel: ACCATONE
  • Land: Italien
  • Jahr: 1961
  • Regie: Pier Paolo Pasolini
  • Drehbuch: Pier Paolo Pasolini
  • Kamera: Tonino Delli Colli
  • Schauspieler: Franco Citti, Silvana Corsini, Franca Pasut, Adriana Asti
Nach mehreren Romanen und Drehbüchern feiert Pier Paolo Pasolini mit seinem ersten Film ein unter Kritikern äußerst umstrittenes Regiedebüt, das erst Jahre später als eines seiner besten Werke Anerkennung findet. Unter Cineasten allerdings gewinnt Pasolinis Erstlingsfilm, in dem die sozial tiefste Schicht Italiens, das »Subproletariat«, im Mittelpunkt steht, durch die äußerst eindringliche Gestaltung des Themas bald viele Anhänger.
Accatone ist ein Zuhälter, dem alles daneben geht auch die Versuche, ein »normales« Leben zu führen. Sein Mädchen wird verhaftet, seine Frau will nichts mehr von ihm wissen. Als Accatone ein Mädchen kennen lernt, das sich in ihn verliebt, muss er irgendwie zu Geld kommen. Doch schon der erste Versuch als Dieb endet für ihn tödlich.
  • Deutscher Titel: Das 1. Evangelium Matthäus
  • Original-Titel: IL VANGELO SECONDO MATTEO
  • Land: Italien
  • Jahr: 1964
  • Regie: Pier Paolo Pasolini
  • Drehbuch: Pier Paolo Pasolini
  • Kamera: Tonino Delli Colli
  • Schauspieler: Enrique Irazoqui, Margherita Caruso, Susanna Pasolini
  • Auszeichnungen: Spezialpreis der Jury Filmfestival Venedig 1964
Pier Paolo Pasolini erzählt das Leben Jesu von der Geburt bis zur Auferstehung nach dem Evangelium des Matthäus. Er halt sich eng an die Vorlage, dreht aber seinen Film in den armen Regionen Italiens. Schwerpunkte legt Pasolini auf die Darstellung der sozialen Elemente des Evangeliums.
Bibelfilme haben Mitte der 60er Jahre Konjunktur; so dreht John Huston 1965 den Monumentalfilm »Die Bibel«, der mit großem Erfolg weltweit gespielt wird. Die meisten Bibelfilme sind aufwändige Starfilme. Pasolini setzt dagegen bewusst einen schlichten Film in der kritisch-realistischen Tradition italienischer Filmemacher. »Das 1. Evangelium Matthäus« findet bei Publikum und Regie viel Resonanz und stärkt Pasolinis Ruf als einer der kreativsten Regisseure Italiens.
  • Deutscher Titel: Große Vögel kleine Vögel
  • Original-Titel: UCELLACI E UCELLINI
  • Land: Italien
  • Jahr: 1966
  • Regie: Pier Paolo Pasolini
  • Drehbuch: Pier Paolo Pasolini
  • Kamera: Mario Bernardo, Tonino Delli Colli
  • Schauspieler: Toto, Ninetto Davoli, Femi Benussi
Ein seltsames Gespann von Vater und Sohn trifft auf der Wanderschaft einen sprechenden Raben. Der will ihnen seine These über Religion und Marxismus erklären. Deshalb erzählt er ihnen die Legende vom heiligen Franziskus: Er hatte seine Mönche aufgerufen, den Vögeln zu predigen. In einer Rückblende werden die beiden Wanderer zu Priestern, die die kleinen vor den großen Vögeln schützen. In die Gegenwart zurückgekehrt, verfallen sie wieder ihren alten Denkmustern und essen am Ende sogar den Raben.
Ohne große Worte, als poetisches Gebilde gestaltet Pier Paolo Pasolini seinen Film über soziales Unrecht, Christentum und Marxismus. Sein Ziel war es, eine Gemeinsamkeit zwischen Christentum und Marxismus in filmischen Bildern darzustellen.
  • Deutscher Titel: Teorema Geometrie der Liebe
  • Original-Titel: TEOREMA
  • Land: Italien
  • Jahr: 1968
  • Regie: Pier Paolo Pasolini
  • Drehbuch: Pier Paolo Pasolini
  • Kamera: Giuseppe Ruzzolini
  • Schauspieler: Terence Stamp, Silvana Mangano, Massimo Girotti, Laura Betti
  • Auszeichnungen: Goldener Löwe Filmfestival Venedig 1968 für Darstellerin (Laura Betti)
Die Familie eines Fabrikbesitzers empfängt einen Gast (Terence Stamp), von dessen Erscheinung alle verzaubert werden. Die Dienstmagd (Laura Betti) wird durch ihn geläutert, bricht aus ihrem bisherigen Leben aus und wird zur Wunderheilerin. Auch die Übrigen vollziehen Wandlungen, die jedoch in Irrsinn, Verzweiflung und sexuellen Exzessen enden. Die Familie kann sich aber nicht vollständig aus ihrem bisherigen Leben lösen.
Pier Paolo Pasolini bringt mit »Teorema« seine filmische Umsetzung eines modernen Evangeliums auf die Leinwand. Dem Regisseur gelingt ein Werk, das nahezu allein durch seine poetischen Bilder spricht.
  • Deutscher Titel: Decameron
  • Original-Titel: IL DECAMERON
  • Land: Italien
  • Jahr: 1970
  • Regie: Pier Paolo Pasolini
  • Drehbuch: Pier Paolo Pasolini, nach Novellen von Giovanni Boccaccio
  • Kamera: Tonino Delli Colli
  • Schauspieler: Franco Citti, Ninetto Davoli, Jovan Jovanivic, Vincenzo Amato, Angela Luce
  • Auszeichnungen: Silberner Bär Filmfestspiele Berlin 1971 für Film
Die gleichnamige Novellensammlung des italienischen Dichters Giovanni Boccaccio (aus dem 14. Jahrhundert) dient Pasolini als Vorlage. Aus dem reichhaltigen Angebot von 100 Geschichten mit vorwiegend erotischem Inhalt hat Pasolini neun ausgewählt und zu einer derben Mischung erotischer Erzählungen zusammengestellt. Sie drehen sich alle um die Liebe und Sexualität, rücken dabei nicht selten in die Nähe des Vulgären.
»Decameron« bildet den Auftakt einer filmischen Trilogie, deren Vorlagen Pasolini der klassischen erotischen Literatur entnimmt. Es folgen »Pasolinis tolldreiste Geschichten« (1972, nach Geoffrey Chaucers »Canterbury Tales«) und »Erotische Geschichten aus 1001 Nacht« (1974). Alle drei Filme bringen Pasolini den Vorwurf ein, nur noch auf den Kassenerfolg hin zu produzieren.
  • Deutscher Titel: Die 120 Tage von Sodom
  • Original-Titel: SALÒ O LE 120 GIORNATE DI SODOMA
  • Land: Italien
  • Jahr: 1975
  • Regie: Pier Paolo Pasolini
  • Drehbuch: Pier Paolo Pasolini, Sergio Citti
  • Kamera: Tonino Delli Colli
  • Schauspieler: Paolo Bonacelli, Aldo Valetti, Giorgio Cataldi, Sonia Saviange
Pasolinis letzter Film »Die 120 Tage von Sodom« löst einen derartigen Skandal aus, wie zuvor wohl nur Buñuels »Ein andalusischer Hund« (1928). Der Regisseur inszeniert ein Schreckensspektakel, das in seiner Grausamkeit und Inhumanität ohne Beispiel ist. Schon in seiner »Trilogie des Lebens« (»Decameron«, 1970, »Pasolinis tolldreiste Geschichten«, 1972, »Erotische Geschichten aus 1001 Nacht«, 1974) hatte er auf Werke der klassischen erotischen Literatur zurückgegriffen; »Die 120 Tage« folgt einem Roman von Marquis de Sade.
Pasolini siedelt die Handlung im Italien der Jahre 1944/45 an, wo Jugendliche von der Straße entführt und in eine Villa gebracht werden. Dort suchen sich vier adlige Herren acht Jungen und Mädchen für eine Orgie aus. Für die Jugendlichen beginnen qualvolle und perverse Rituale, von der sexuellen Erniedrigung bis zum Essen ihrer eigenen Exkremente. Schließlich werden sie von den Herren zu Tode gefoltert. In vielen Ländern, so auch im Entstehungsland Italien, wird der Film verboten. In der Bundesrepublik wird der Film im Februar 1976 freigegeben. Pasolini erlebt die Uraufführung in Paris nicht mehr drei Wochen vorher wird er ermordet.
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