Lexikon
Peter I.
Peter der Große, russisch Pjotr AlexejewitschPeter I. (Zar von Rußland)
Peter I. (Zar von Rußland)
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Weg zur Alleinherrschaft, expansive Außenpolitik
Der jüngste Sohn des Zaren Alexej Michailowitsch wurde nach dem Tod seines Halbbruders Fjodor III. (* 1661, † 1682) zum Zaren proklamiert. Ein Aufstand der Strelitzen erzwang die Mitherrschaft seines geistig behinderten Halbbruders Iwan V. (* 1666, † 1696) unter der Regentschaft der Halbschwester Sophia. Nach zwei missglückten Krimfeldzügen erfolgte 1689 der Sturz Sophias und ihre Internierung in einem Kloster. Damit war Peter, der im selben Jahr Jewdokija Fjodorwna Lopuchina geheiratet hatte, faktischer Alleinherrscher (formell nach dem Tod Iwans 1696).
Im Krieg gegen das Osmanische Reich eroberte er nach einer Aufrüstung der russischen Flotte die Festung Asow (1696) und sicherte damit den Zugang zum Schwarzen Meer. Im Gefolge einer großen Gesandtschaft reiste der Zar 1697/98 inkognito nach Westeuropa. Dabei erhielt er sich u. a. in den Niederlanden und England auf. So verschaffte er sich aus eigener Anschauung einen Überblick über die westeuropäische Gesellschaft, außerdem durch die Arbeit als Zimmermann Kenntnisse im Schiffbau.
Seine weiter Außenpolitk stand ganz im Zeichen des Nordischen Kriegs (1700–1721), der mit der russischen Niederlage bei Narwa (1700) begann, mit dem Sieg über Karl XII. von Schweden bei Poltawa (1709) entschieden wurde und durch den Frieden von Nystad (1721) seinen Abschluss fand. Als Ergebnis gewann Russland das östliche Baltikum, erhielt damit einen Zugang zur Ostsee und stieg anstelle Schwedens zur osteuropäischen Vormacht und europäischen Großmacht auf. Zwar war 1711 Asow wieder an das Osmanische Reich verloren gegangen, 1722/23 konnte Peter aber von Persien die Südwestküste des Kaspischen Meeres erobern. Damit wies er der späteren russischen Expansion in Mittelasien den Weg.
Innenpolitische Reformen
Peters Reformen zielten auf eine Modernisierung Russlands. Nach der Rückkehr von seiner Europareise 1698 ließ er Würdenträgern und Dienstleuten als Zeichen seines Reformwillens die Bärte abschneiden. Gleichzeitig veranlasste er eine grausame Vernichtungs- und Strafaktion gegen die aufrührerischen Strelitzen. Peter führte den julianischen Kalender und eine westeuropäische Kleiderordnung und Etikette ein.
Verwaltungs- und Staatsapparat unterzog er einer umfassenden Reorganisation, so wurde 1699 eine Städtereform auf den Weg gebracht. 1708 erfolgte die Einrichtung von acht Gouvernements, die später in Provinzen und Landratsbezirke untergliedert wurden. Mit der Errichtung des Senats (1711) und der Schaffung von Kollegien nach dem Prinzip der Fachressortverwaltung (1716–1718) wurden die bisherigen Ämterstrukturen entscheidende umgewandelt. Der fiskalischen Modernisierung diente die Einführung einer Kopfsteuer (1718). Auch die Kirche konnte sich den Reformen nicht entziehen. 1721 wurde das Patriarchat abgeschafft und der Heiligste Dirigierende Synod als kollegiale Kirchenleitung geschaffen. Eine „Rangtabelle“ (1722) sollte Elementen des Leistungsprinzips bei der Rekrutierung eines Dienstadels Geltung verschaffen.
Sichtbarer Ausdruck des Wandels waren die Verlegung der Hauptstadt in das 1703 als Symbol des neuen Russland gegründeten St. Petersburg und die Annahme des Titels Imperator (Kaiser) durch Peter 1721.
Peter war in 2. Ehe (1712) mit Katharina I., die nach seinem Tod die Herrschaft übernahm,verheiratet. Den Thronfolger aus erster Ehe, Alexej Petrowitsch, ließ er wegen Hochverrats inhaftieren und foltern. Er verstarb in der Haft.
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