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Nussallergie: Wenn die Weihnachtszeit zum Hindernisparcours wird
Nüsse stecken in vielerlei Weihnachtsgebäck. Während manche Leckereien wie Nusskuchen und Nussmakronen die Zutat bereits im Namen tragen, kommt sie in anderen etwas versteckter vor. So enthalten zum Beispiel auch Zimtsterne, Vanillekipferl und Marzipan gemahlene Mandeln und in Lebkuchen sind ebenfalls häufig verschiedene Nusssorten verarbeitet. Für Nussallergiker wird die Weihnachtszeit dadurch zum Slalomlauf, bei dem sie möglichst allen Gefahrenquellen ausweichen müssen.
Nussallergie ist nicht gleich Nussallergie
Zu allem Überfluss gehören Nussallergien auch noch zu den häufigsten Lebensmittelallergien. Etwa 1,4 Prozent aller Menschen leiden darunter. Wie eine Nussallergie ausfällt, ist jedoch von Person zu Person unterschiedlich. So gibt es zum Beispiel Menschen, die ausschließlich gegen Erdnüsse allergisch sind, während andere von der Mandel über die Walnuss bis hin zur Haselnuss Symptome zeigen. Man sollte daher stets ärztlich abklären lassen, gegen welche Nusssorten man konkret allergisch ist, und ausschließlich diese meiden.
Bei Nussallergien unterscheidet man außerdem zwischen primärer und sekundärer Allergie. Bei einer primären Allergie sind Betroffene gegen bestimmte Eiweiße in den Nüssen allergisch. Sie reagieren darauf dann mit teils heftigen Symptomen vom Hautausschlag bis hin zur Atemnot und Bewusstlosigkeit. Die Nusseiweiße, gegen die das Immunsystem wie gegen Krankheitserreger kämpft, sind außerdem hitzebeständig. Das heißt, dass nicht nur der Rohverzehr von Nüssen gefährlich ist, sondern auch, wenn man diese als Zutat in Plätzchen und Kuchen verwendet.
Verwechslungsgefahr mit Pollen
Neben dieser Nussallergie im eigentlichen Sinne kann man auch nur indirekt gegen Nüsse allergisch sein. Eine solche sekundäre Allergie tritt deutlich häufiger auf und ist das Nebenprodukt einer Pollenallergie. Da manche in Nüssen enthaltene Eiweiße unser Immunsystem an die Pollen von Hasel, Erle und Birke erinnern, bekämpft es die Nüsse ebenso heftig wie sonst die Pollen. In der Regel führt das aber zu keinen lebensbedrohlichen Situationen, sondern löst lediglich lokale Hautreaktionen an Lippen, Mund und Rachen aus.
Außerdem zeigt sich eine sekundäre Nussallergie in der Regel nur, wenn man die Nüsse roh ist. Erhitzt man die Allergene ausreichend, zum Beispiel, indem man Nussplätzchen backt, dann können diese auch gefahrlos verzehrt werden.
Besondere Vorsicht bei Kindern
Unter welcher Art von Nussallergie jemand leidet, kann auch mit dem Alter zusammenhängen. Während Jugendliche und Erwachsene meist nur sekundär auf Nüsse allergisch sind, haben Kinder es häufiger mit einer primären Nussallergie zu tun. „Viele Kinder hatten schon im frühen Säuglingsalter eine Neurodermitis und damit eine gestörte Hautbarriere. Bei diesen Kindern bilden sich oft Allergieantikörper durch den Hautkontakt mit Nussallergenen, die sich überall im Haushalt finden“, erklärt die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin.
Bei einer solchen primären Nussallergie ist es umso wichtiger, die entsprechenden Allergene strikt zu meiden. Eltern von betroffenen Kindern sollten daher ganz genau die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln im Supermarkt studieren und auch beim Bäcker konkret nachfragen. Ebenso sollte der Hinweis „Kann Spuren von Nüssen enthalten“ ernst genommen werden. Denn auch wenn ein Lebensmittel selbst keine Nüsse enthält, so können diese trotzdem in derselben Fabrik vorkommen und über die Maschinen auch in eigentlich nussfreie Lebensmittel gelangen.
Weihnachten mit Nussallergie
Eine Nussallergie bedeutet zwar mitunter starke Einschränkungen im Alltag, muss aber nicht immer zwingend mit Verzicht einhergehen – auch nicht zur Weihnachtszeit. So gibt es zum Beispiel jede Menge Plätzchensorten, die ohne Nüsse auskommen. Beziehungsweise ohne jene Nüsse, gegen die man selbst allergisch ist. Außerdem existieren im Internet zahlreiche Alternativ-Rezepte, die bekannte Klassiker mit abgeänderten Zutaten neuinterpretieren.
Wer wiederum zum Weihnachtsessen einlädt, sollte seine Gäste zuvor unbedingt nach möglichen Allergien fragen – ebenso wie man sonst auch nach bestimmten Vorlieben wie vegetarischer Kost fragen würde. Nur wenn man genau weiß, mit welchen Nüssen ein Allergiker nicht in Kontakt kommen darf beziehungsweise wie diese zubereitet sein müssen, kann man unschöne Überraschungen unter dem Weihnachtsbaum vermeiden. Häufig lassen sich Nüsse als Rezeptzutat auch sehr unkompliziert austauschen, etwa indem man stattdessen Sonnenblumen- und Kürbiskerne oder Sesam, Chia- und Leinsamen verwendet.
Wie helfe ich bei einem allergischen Schock?
Hat ein Allergiker doch einmal aus Versehen für ihn gefährliche Nüsse zu sich genommen, sollte er möglichst schnell handeln. Betroffenen wird empfohlen, stets ein spezielles Notfallset bei sich zu tragen, das sie von ihrem Arzt erhalten. Darin befinden sich ein Adrenalinautoinjektor, ein Kortikosteroid und ein Antihistaminikum. Setzen die ersten Symptome ein, sollte man sofort die mit dem Arzt besprochene Dosis einnehmen, um die allergische Reaktion abzuschwächen. Bei einem betroffenen Kind sollten auch Eltern und Betreuungspersonen im Umgang mit dem Notfallset geschult sein.
Bekommt man mit, dass jemand aufgrund einer Nuss-Allergie gerade einen allergischen Schock erleidet, also sich zum Beispiel übergibt, in sich zusammenbricht oder Atemprobleme hat, sollte man zuallererst den Notarzt rufen. Während man wartet, sollte man die Person dann nach ihrem Notfallset fragen. In der Regel enthält dieses auch den Allergiepass, der als eine Art Gebrauchsanweisung für das Set dient.
Hat der Betroffene kein Notfallset dabei, sollte man ihn zumindest beruhigen und bei seinen Symptomen unterstützen. Im Falle einer Atemnot bedeutet das, die Person aufrecht hinzusetzen und enge Kleidung am Hals zu öffnen, damit sie besser Luft kriegt. Bei Kreislaufproblemen hilft es, die Person hinzulegen und ihre Beine hochzulagern. Ist der Betroffene bewusstlos, sollte er wiederum in die stabile Seitenlage gebracht werden.