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Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1956

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Im Spätherbst 1956 steht die Welt am Rande eines Atomkriegs. Während die Sowjetunion auf Budapest Panzer rollen ließ und die Hilferufe ungarischer Freiheitskämpfer an den Westen ungehört verhallten, betreiben Frankreich und Großbritannien am Suezkanal »Kanonenbootpolitik« im Stil alter Kolonialmächte.

Und die Deutschen? Sie sind von den friedensgefährdenden Konflikten in besonderer Weise betroffen, verläuft doch durch ihr Land die Trennungslinie zwischen den Machtblöcken. Nicht zuletzt deshalb erregt die Aufstellung der Bundeswehr weiterhin die politischen Gemüter.

Weitgehende Einigkeit besteht in der Bundesrepublik jedoch in der Ablehnung des kommunistischen Gesellschaftssystems. Die weit verbreitete Furcht vor dem Kommunismus führt 1956 zum Verbot der von der Ostberliner Führung massiv unterstützten KPD.

Doch wie tief berühren diese Konflikte die Westdeutschen tatsächlich? Es lässt sich leben in der Bundesrepublik – immer besser für einen wachsenden Teil der Bevölkerung. Im Zeichen des »Wirtschaftswunders« florierten Handel und Industrie, es herrscht Vollbeschäftigung. Die Entbehrungen der Nachkriegszeit gehörten endgültig der Vergangenheit an.

In der Bundesrepublik ermöglichen steigende Einkommen den Kauf hochwertiger Konsumgüter – sogar das eigene Auto blieb für viele kein bloßer Wunschtraum mehr. Wirtschaftsminister Ludwig Erhard – neben Konrad Adenauer populärster deutscher Politiker – drückt die Stimmung in der Bevölkerung treffend aus: »Wir sind wieder wer!«

Viele Jugendliche sind 1956 nicht mehr bereit, den Idealen ihrer vor allem nach Wohlstand strebenden Eltern bedingungslos zu folgen. Sie wählen sich Idole, die – wie der im Vorjahr verstorbene Schauspieler James Dean oder der Rock-Sänger Bill Haley – ein von Trotz und Auflehnung geprägtes Lebensgefühl verkörpern. Insbesondere die »Halbstarken« lösen durch ihr aggressives Auftreten bei der älteren Generation Reaktionen aus, die von bloßem Unverständnis bis hin zu Rufen nach hartem Durchgreifen der Polizei reichen.

Was sonst noch geschieht: Aus der UdSSR treffen die letzten deutscehn Kriegsgefangenen ein. Im bundesdeutschen Fernsehen startet die Reihe „Ein Platz für Tiere“ von Bernhard Grzimek. Eine andere Institution im Fernsehen ist die „Tagesschau“. Sie wird ab dem 1. Oktober täglich gesendet. Neues Soundlogo ab 1956 kommt nach ca. 35 sec.

Mehr als eine Randnotiz: Die ersten 50 italienischen Gastarbeiter treffen im niederrheinischen Siersdorf ein. Sie sollen den akuten Arbeitskräftemangel im Revier mildern.

 

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