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Robert Bunsen: Mehr als nur der Bunsenbrenner
Bunsenbrenner – das Stichwort, das selbst einige Chemiemuffel in der Schule dazu brachte, aufzuhorchen. Der Gasbrenner wird im Chemieunterricht häufig genutzt, um Stoffproben gezielt zu erhitzen. Benannt ist er nach Robert Bunsen und in vielen englischsprachigen Ländern feiert man den 31. März noch heute als „Bunsen-Burner-Day“. Dabei ist gar nicht eindeutig geklärt, ob der Göttinger Chemiker am 31. oder doch am 30. März 1811 geboren wurde.
Schnellstart der naturwissenschaftlichen Karriere
Klar ist aber: Der Chemiker hat seine naturwissenschaftliche Karriere schon beeindruckend früh gestartet. Bereits mit 17 Jahren beginnt er sein Studium an der Universität in Göttingen und fokussiert sich dabei auf die Fächer Chemie und Mathematik. Doch Bunsen besucht auch Vorlesungen in anderen naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik oder Geologie. Mit nur 21 Jahren schließt der junge Naturwissenschaftler dann bereits seine Dissertation ab. Und nicht nur das: Er verfasst diese sogar auf Latein. Eine selbst für die damalige Zeit zusätzliche Herausforderung, denn üblicherweise verfassten viele Akademiker ihre wissenschaftlichen Arbeiten zu dieser Zeit bereits in ihrer Muttersprache.
Die folgenden eineinhalb Jahre verbringt der junge Bunsen dann auf „Kavalierstour“ – er reist durch Europa und besucht dabei viele der Hochburgen der Naturwissenschaft und Forschung dieser Zeit: unter anderem Paris, Heidelberg, Berlin und Wien. Vielleicht entdeckt der junge Forscher in dieser Zeit auch seine Leidenschaft für das Reisen, denn einige Quellen behaupten, dass er im Laufe seines Lebens fast alle Länder Europas besucht habe.
Ein großartiger Forscher, ein noch großartigerer Lehrer
Nach seinem Auslandsjahr fällt Bunsen allerdings keineswegs in ein Schaffenstief. Im Gegenteil, bereits 1834 habilitiert der junge Naturwissenschaftler im Alter von 23 Jahren in seiner Heimatstadt Göttingen. Als er daraufhin beginnt, zur Löslichkeit von Metallsalzen in Arsensäure zu experimentieren, macht er direkt seine erste große Entdeckung und identifiziert das bis heute wirksamste Heilmittel für die Vergiftung mit Arsen: Eisenoxidhydrat.
Nach einer kurzen Phase als Privatdozent in Göttingen wechselt der nun 27-jährige Bunsen dann an das Polytechnikum in Kassel. Hier stellt sich heraus, dass Bunsen nicht nur ein guter Wissenschaftler ist, sondern auch ein begnadeter Lehrer. Besonders wichtig ist es Bunsen dabei, in seinen Schülern Neugierde auf die Fächer zu wecken. In einem Nachruf schreibt Henry Roscoe, ein britischer Chemiker, der lange Zeit mit Bunsen zusammenarbeitete: „Als Forscher war er großartig. Als Lehrer sogar noch großartiger. Als Mann und Freund war er der Größte.“
Robert und der Bunsenbrenner
Eben dieser Roscoe ist es auch, der Bunsen für seine Experimente eine Vorläuferversion des Bunsenbrenners aus England mitbringt. Denn Bunsen hat den Bunsenbrenner keineswegs erfunden: Stattdessen entwickelte der berühmte Naturforscher Michael Faraday 1827 diesen Gasbrenner zum Erhitzen von Stoffproben. Doch da Robert Bunsen mit der Funktionsweise dieses Gasbrenners nicht zufrieden ist, tüftelt er an dessen Design herum.
Die entscheidende Verbesserung, die Bunsen dabei vornimmt: Er fügt ein Ventil am Brenner hinzu, über das sich dessen Luftzufuhr regulieren lässt. Ohne diese Luftzufuhr kommt das Gas erst an der Spitze des Brenners mit Sauerstoff in Kontakt und das Gas verbrennt unvollständig. Durch das von Bunsen eingebaute Luftventil hingegen mischen sich Sauerstoff und Gas viel besser und das Gas kann deshalb vollständig verbrennen. Der von Bunsen optimierte Brenner bringt deshalb eine heißere und außerdem rußfreie Flamme hervor.
Kirchhoff und Bunsen – das naturwissenschaftliches Dreamteam
Im Jahr 1850 wird der experimentierfreudige Bunsen dann an die Universität Breslau gerufen. Man baut ihm hier sogar ein neues Labor für seine Forschung. Hier lernt er auch den elf Jahre jüngeren Physiker Gustav Robert Kirchhoff kennen – es ist der Beginn einer langjährigen Freundschaft und fruchtbaren Zusammenarbeit. Als Bunsen 1852 einen Ruf an die Universität Heidelberg erhält, folgt ihm Kirchhoff zwei Jahre später sogar dorthin.
In Heidelberg wird der Bunsenbrenner zu einem zentralen Baustein für Bunsens und Kirchhoffs wohl wichtigste Entdeckung. Als die beiden neugierigen Naturwissenschaftler die Minerale unterschiedlicher Wasserproben untersuchen, entdecken sie, dass unterschiedliche Elemente beim Verbrennen auch verschiedenfarbige Flammen hervorrufen, beispielsweise ist Lithium rötlich, aber Kalium eher lila.
Der Fingerabdruck der Elemente
Basierend auf dieser Erkenntnis entwickeln Kirchhoff und Bunsen eine erste Form der Spektralanalyse. Die Idee: Über die Zusammensetzung des Lichtspektrums kann man präzise Aussagen über die chemische Zusammensetzung von Körpern machen, egal wie weit sie entfernt sind. Man benötigt nur das Licht, das beim Verbrennen oder Erhitzen des Objekts entsteht. Die beiden Forscher nutzen diese Methode, um einige neue Elemente nachzuweisen.
Dank ihrer Erkenntnis wurde auch klar, dass das von Joseph von Fraunhofer 1813 aufgenommene Lichtspektrum der Sonne verrät, welche Elemente unser Heimatstern enthält. Heute nutzen Astronomen die Spektralanalyse, um die Elemente in Himmelskörpern zu identifizieren, die Millionen oder sogar Milliarden Lichtjahre entfernt sind – aus diesem Grund gilt Bunsen auch als Mitbegründer der Astrochemie.
Letzte Jahre in Heidelberg
Bunsen lebt bis an sein Lebensende in Heidelberg und arbeitet dort bis ins hohe Alter weiter. Erst mit 78 Jahren zieht sich der Wissenschaftler aus der Forschungswelt zurück. Doch ganz verliert er seine wissenschaftliche Neugier nie: In den letzten zehn Jahren seines Lebens kann er sich endlich seinem Hobby widmen – der Geologie. Vor 125 Jahren, am 16. August 1899, stirbt Robert Bunsen dann im Alter von 88 Jahren.