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Vom „Imbiz“ zur „Imbissbude“

Rein aus dem Bauch heraus würde man die Entstehung des Wortes Imbiss irgendwie mit dem Aufkommen der Wurst- und Frittenbuden in Verbindung bringen, aber in Wirklichkeit ist es keine Neuschöpfung, sondern schon über 1000 Jahre alt. Im Althochdeutschen hieß imbizan »essen«, ganz wörtlich: »entbeißen«. Der imbiz war entsprechend eine kleinere Zwischenmahlzeit, ein Pausensnack. Später wurde es in besseren Kreisen üblich, das zweite Frühstück als Imbiss zu bezeichnen.

Ein besonders hübsche Beschreibung hiervon hat uns Johann Wolfgang von Goethe in seiner »Italienischen Reise« überliefert. Er bezog 1787 auf Sizilien im ruhigen Bergstädtchen Alcamo Quartier und unternahm von dort eine Wanderung in der Nähe von Monreale. Von der Rast zwischendurch erzählt er am 19. April: »Unter dem Obdach einer luftigen, an der schlechtenHerberge vorgebauten Halle erquickten wir uns an einem mäßigen Imbiss. Hunde verzehrten begierig die weggeworfenen Schalen unserer Würste, ein Betteljunge vertrieb sie und verspeiste mit Appetit die Schalen der Äpfel, die wir verzehrten, dieser ward aber gleichfalls von einem alten Bettler verjagt. Handwerksneid ist überall zu Hause.«

War der Imbiss schon hier nicht nur den feinen Reisenden vorbehalten, so wurde die Imbissbude seit Mitte des 20. Jahrhundert für alle Bevölkerungsschichten fester Bestandteil der Esskultur - noch vor dem Siegeszug von McDonalds und anderer Fast-Food-Ketten in den 1970er Jahren. Ob Currywurst oder Döner: Für den Hunger zwischendurch findet sich seither überall eine Möglichkeit, den Magen nach mittelalterlicher Manier zu beruhigen. Hauptsache, man »entbeißt« mit Biss.

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